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1518 - Sukos Albtraum

1518 - Sukos Albtraum

Titel: 1518 - Sukos Albtraum
Autoren: Jason Dark
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Shao öffnete die Tür so leise wie möglich. Sie glitt in den Flur und sah ihren Partner dort auch nicht. Sie hörte auch nichts von ihm. Keine Atemzüge, kein Schnarchen.
    Bevor Shao sich näher mit dem Gedanken beschäftigte, die Wohnung zu verlassen, wollte sie sie erst durchsuchen. Es gab noch das Bad, die Küche und das Wohnzimmer.
    Das Letztere nahm sich Shao zuerst vor. Wieder glitt sie wie ein nächtliches Gespenst durch den Flur und drückte die Tür zum Wohnzimmer auf.
    Ihr Herzschlag beruhigte sich sofort wieder, als sie sah, was sie sich inständig gewünscht hatte.
    Suko war nicht verschwunden. Er hatte sich nur ins Wohnzimmer zurückgezogen und saß dort in einem Sessel.
    Shao lächelte. Sie wollte ihn ansprechen, aber Suko kam ihr zuvor.
    Nicht, dass er sie ansprach. Seine Reaktion auf ihr Erscheinen bestand aus einem Stöhnen, das Shao schon verängstigte, sie aber noch nicht handeln ließ.
    So blieb sie in der offenen Tür stehen und schaute Suko nachdenklich an. So kannte sie ihn gar nicht. Er hatte eine gekrümmte Haltung eingenommen, sein Kopf war nach vorn gesunken, und er gab Geräusche von sich, die Shao erschreckten.
    Er stöhnte. Er fuhr mit seinen Handflächen über die Wangen und schüttelte immer wieder den Kopf.
    Shao presste die Lippen zusammen. Sie traute sich noch immer nicht, ein Wort zu sagen, und zu ihrer Überraschung gesellte sich die Angst um ihren Freund und Partner. Suko schien zu einem anderen Menschen geworden sein, und sie sah deutlich, dass er litt.
    Ja, er stand unter einem großen Druck.
    Ob er sie bemerkt hatte, wusste sie nicht. Jedenfalls gab er es mit keinem Anzeichen zu verstehen. Er hockte in seinem Sessel, hatte die Beine angezogen und den Oberkörper nach vorn gesenkt.
    Einige Sekunden gab Shao ihm noch. Dann fasste sie sich ein Herz und sprach ihn an, und das tat sie mit einer sehr leisen Stimme.
    »Suko…«
    Er rührte sich nicht. »Bitte…«
    Auch jetzt zeigte er keine Reaktion. Vielleicht sank er sogar noch mehr in sich zusammen, was Shaos Sorgen noch verstärkte.
    Sie löste sich von ihrem Beobachtungsplatz und ging zu ihm.
    Er schien sie zwar zu sehen, aber er schrak erst zusammen, als sie gegen seine Schulter tippte.
    Da zuckte sein Kopf plötzlich in die Höhe, er gab sogar einen leisen Schrei von sich und riss die Arme hoch, um sein Gesicht zu schützen.
    Die Chinesin verstand die Welt nicht mehr.
    »Suko«, flüsterte sie, »was ist mit dir?«
    Wahrscheinlich hatte ihre Stimme für eine gewisse Beruhigung gesorgt, denn Suko erwachte nun endgültig aus seinem Zustand. Er erschrak abermals, dann drehte er den Kopf nach links und schaute Shao an.
    »Hi«, flüsterte sie.
    Suko erwiderte nichts. Aber er ließ seinen Blick auch nicht wieder sinken.
    Shao stand neben ihm und kam sich vor wie ein Fremdkörper, denn er nahm sie nicht wahr, obwohl er in ihre Richtung schaute. Er schien weit, weit weg zu sein.
    »He, hast du mich nicht gehört?«
    »Doch, doch…«
    »Und du weißt auch, wer ich bin?«
    »Ja…«
    »Wer denn?«
    »Shao, wer sonst?«
    Der Chinesin fiel ein Stein vom Herzen. Sie hatte schon befürchtet, dass Suko sein Gedächtnis verloren hätte, doch das war zum Glück nicht der Fall, und deshalb glaubte sie bereits an einen ersten kleinen Sieg.
    Sie freute sich, dass Suko seine Haltung veränderte. Er hockte nicht mehr so krumm in seinem Sessel. Er war dabei, wieder normal zu werden, und Shao hoffte, dass er ihr bald antworten konnte.
    In den folgenden Sekunden passierte nichts. Suko schaute einfach nur ins Leere. Er schien Shao nicht mehr wahrzunehmen, und sie sah jetzt auch, dass sich ein Schleier auf sein Gesicht gelegt hatte, der nicht mehr weichen wollte.
    Sukos Zunge zog den Umriss seines Mundes nach. Er lächelte nicht, er tat nichts, er blieb einfach nur in seinem Zustand gefangen, und Shao wusste, dass sie ihm Zeit lassen musste, damit er sich fangen und ihr berichten konnte, was mit ihm geschehen war.
    »Du hättest im Bett bleiben sollen«, sagte er plötzlich mit leiser Stimme.
    »Das wäre besser gewesen.«
    »Aber warum?«
    »Es ist eine Sache, die nur mich etwas angeht.«
    Shao war eine Person, die sehr energisch sein konnte, auch wenn man ihr das äußerlich nicht ansah. Wer sie zum ersten Mal sah, der schätzte sie eher als schwächlich ein.
    »Hör mal zu, Suko. Du vergisst, dass wir ein Paar sind und dass wir zusammengehören.«
    »Schon, aber…«
    »Da gibt es kein Aber, mein Freund. Kein Aber, verstehst du? Es gibt nur uns
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