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Mein Leben als Stuntboy

Mein Leben als Stuntboy

Titel: Mein Leben als Stuntboy
Autoren: Janet Tashjian
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bestimmt.
    Beziehung
    Zoe sagt, der Schlafanzug wird bis morgen fertig sein. Sie redet über Walkie-Talkie mit jemandem, dann bringt sie mich zu dem Masken-Wohnwagen, wo sie mich einem Typen namens Bruno vorstellt. Der nimmt sofort meine Gesichtshaut in Augenschein.
    »Aber ich muss doch bestimmt kein Make-up tragen, oder?« Erst der Schlafanzug und jetzt auch noch Schminke   – wo hab ich mich hier bloß reingeritten?
    »Nein, bei den Stuntleuten machen wir normalerweise kein Make-up drauf«, antwortet Bruno. »Wenn ihr euren Job gut macht, sieht man euer Gesicht im Film sowieso nicht.«
    Er schiebt mich ein Stück weiter zum Frisiertisch. Auf einem Regalbrett thronen diverse Styroporköpfemit Perücken drauf. Er nimmt eine langhaarige, dunkelbraune Perücke herunter.
    diverse
    »Wieso muss ich denn eine Perücke und einen Hexenhut tragen?«, frage ich.
    Bruno sieht mich verwirrt an. »Hast du das Drehbuch denn nicht gelesen? Deine Hauptfigur ist gerade von einer Halloweenparty nach Hause gekommen.«
    »Ach so, ja, hab ich ganz vergessen.« Irgendwie ist das Filmemachen gar nicht so viel anders als das wahre Leben   – die Hälfte der Zeit muss ich so tun, als hätte ich irgendwas gelesen, von dem ich keine einzige Zeile kenne.
    Bruno setzt mich auf einen Stuhl und platziert die Perücke auf meinem Kopf. Dann bürstet und stylt er sie ganz vorsichtig, als wäre sie ein echter Haarschopf. Ich komme mir vor wiebeim Friseur. Als er fertig ist, redet er jetzt auch über Walkie-Talkie mit Tony, und der sagt, er würde mit Dad beim Catering-Wagen auf mich warten.
    Als ich Bruno quer über den Platz folge, ahne ich noch nicht, dass ich gleich den verborgenen Schatz jedes Filmsets entdecken werde.

Fast so schön wie Weihnachten
    »Du meinst, am Set gibt’s Essen gratis? Wieso hast du mir das nicht schon früher gesagt?«
    Mein Vater schüttelt den Kopf. »Aus Angst vor genau dieser Reaktion.«
    Ich spaziere durch den Wohnwagen und kann mich gar nicht entscheiden, wo ich zuerst zuschlagen soll. Kuchen, Brownies, Kekse, Muffins, Wasser, Chips, Bagels, Kakao, Schokoriegel, Kaugummi, M&Ms … Und das ist nur der erste Tisch. Das ist, als hätte man den Halloween-Jackpot geknackt, ohne sich verkleiden und an Nachbartüren klopfen zu müssen.
    Ich beiße in meinen ersten Schokoriegel. »Mann, dann hätte ich schon die ganze Zeit kostenlos Süßigkeiten haben können und hab das verpasst, weil du mir nichts davon gesagt hast?!«
    »Die Sachen sind für die Darsteller und die Crew reserviert«, erwidert Dad. »Nicht für den Sohn eines Storyboard-Zeichners. Die Tage am Set sind anstrengend und lang, da müssen die Leute zwischendrin immer wieder auftanken.«
    reserviert
    auftanken
    Als ich trotzdem anfange, mir die Taschen mit Lakritz vollzustopfen, wirft er mir seinen typischen missbilligenden Blick zu.
    »Hey, ich tanke nur auf!«
    Tony lacht und sagt zu Dad: »Das geht schon in Ordnung.« Und wie zum Zeichen, dass er sich am kostenlosen Fressfest beteiligt, gießt Dad sich eine Tasse Kaffee ein.
    Ich grapsche mir den nächsten Schokoriegel und überlege, wie viel angenehmer es in der Schule wäre, wenn wir einen richtigen Caterer hätten. NICHT die Damen von der Cafeteria, die zu Mittag in Riesenpötten mit brauner Pampe rühren, sondern ein paar Leute, die täglich eine Runde Süßkram, Kuchen und so was hinstellen, wo man sich nach Belieben kostenlos bedienen kann. In einer perfekten Welt wäre das Büffet direkt neben unseren Schließfächern angesiedelt, sodass Matt und ich ihm zwischen den Schulstunden immer einen Besuch abstatten könnten. Im Vergleich zum Filmset kommt mir die Schule jetzt wie der grauenhafteste Ort der Welt vor, schlimmer, als in einer Sträflingskolonne mitmarschieren zu müssen, in der es nur ununterbrochen plappernde Mädchen gibt.
    Wäre ich der Typ, der ständig irgendwelche Petitionen unterschreibt und AG s ins Leben ruft, wäre das hier ABSOLUT genau das Projekt, in das ich meine Zeit und Energie investieren würde.
    AG (Arbeitsgemeinschaft)

Seltsames Schweigen
    Vier Schokoriegel, zwei Muffins und drei Kakaobecher später fühle ich mich so, als müsste man mich zum Auto rollen.
    »War wohl ein bisschen zu viel des Guten, was, Großer?«, fragt Tony.
    Ich sage: »Mir geht’s gut«, aber in Wirklichkeit würde ich mich jetzt am liebsten einfach nur noch mit Bodi zusammenkuscheln und zwei Tage am Stück schlafen wollen.
    »Das mit dem Klettern und Springen heute war schon echt super«, meint
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