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Flammen der Rache

Flammen der Rache

Titel: Flammen der Rache
Autoren: Shannon McKenna
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Prolog
    Upper West Side, Manhattan
    Siebzehn Jahre früher
    Die Warnung erreichte ihn um drei Uhr in der Nacht und kündigte sich durch dreimaliges kurzes Schrillen an der Tür an.
    Dr. Howard Parr sprang auf und stieß dabei versehentlich seinen Drink um. Die Zigarette fiel ihm aus der Hand, Funken stoben. Er klammerte sich am Geländer fest und schwankte langsam die Stufen hinunter zur Tür seines Stadthauses. Er linste durch den Spion. Ein großer Umschlag lag auf der Eingangstreppe. Howard zog die Tür auf. Er machte sich nicht die Mühe, ihn vorsichtig aufzuheben, um potenzielle Fingerabdrücke nicht zu verwischen. Es war klar, dass er nicht zur Polizei gehen würde.
    Es befanden sich zwei Gegenstände darin. Bei dem ersten handelte es sich um die zertrümmerten Überreste der Kamera, die er in dem absurden Versuch, seine Eingangstür zu überwachen, installiert hatte. Sie war, wenige Tage nachdem er sie angebracht hatte, gewaltsam entfernt worden. Hätte er das doch bloß nicht getan. Howard war seither jede Minute auf einen Denkzettel gefasst gewesen. Er wünschte, er könnte sich auf den Rücken rollen, ihnen seine Kehle darbieten und sie um Verzeihung anflehen. Aber das würde sie nicht beeindrucken.
    Der andere Gegenstand war eine Videokassette. Eine kalte Faust schloss sich um seinen Magen und drückte zu.
    Seine Augen scannten die nächtliche, von Autos gesäumte Straße. Es war niemand zu sehen, trotzdem spürte er das Böse wie Giftgas in der Dunkelheit aufsteigen.
    Howard schleppte sich die Stufen hoch und schob gehorsam wie ein geprügelter Hund die Kassette in den Videorekorder. Ein verbrannter Geruch stieg ihm in die Nase. Er schaute nach unten. Seine Zigarette kokelte ein Loch in den Teppich. Er trat sie aus, als die Wiedergabe begann.
    Eine Welle der Übelkeit erfasste ihn, sobald er realisierte, dass das verwackelte Bild der Kamera das Innere seines Hauses zeigte. Sie bog um eine Ecke, dann zoomte sie Howard heran, der im Vollrausch auf dem Küchenboden lag. Er hätte nicht sagen können, welcher Tag es war. Seine Nächte endeten oft auf diese Art. Er fand das Gefühl der harten, kalten Fliesen an seinem heißen Gesicht irgendwie tröstlich.
    Die Kamera bewegte sich die Treppe hinauf, vorbei an Howards Schlafzimmer. Eine von einem Latexhandschuh verhüllte Hand drehte einen Türknauf und trat in das Zimmer seiner elfjährigen Tochter. Howards Eingeweide krampften sich vor Panik zusammen.
    Die Kamera näherte sich Lilys Bett. Aus dem Flur fiel Licht herein. Die Linse zeigte auf Lilys halb geöffneten Mund. Die Hand brachte mit einer schwungvollen, triumphierenden Geste eine Spraydose zum Vorschein und gab einen Sprühstoß auf Lilys Gesicht ab. Sie murmelte etwas, doch das Betäubungsmittel wirkte, bevor sie aufwachen konnte. Die Kamera sank tiefer, als der Mann sich auf die Bettkante setzte. Er gab Lily eine Ohrfeige. Sie regte sich nicht.
    Die Hand zog mit höhnischer Langsamkeit ihre Decke weg. Die Kamera schwenkte über den eingerollten Körper seiner Tochter. Sie war mit T-Shirt und Slip bekleidet. Die Latexhand schob das Oberteil über ihre Rippen hoch und streichelte ihre knospenden Brüste. Sie veränderte die Position von Lilys Körper, winkelte ihr Knie an und kippte ihren Schenkel zur Seite. Anschließend zoomte sie nahe an den Schritt ihres unschuldigen Baumwollschlüpfers heran, starrte lange, entsetzliche Sekunden direkt auf die konturlose weiße Fläche.
    Howard presste die Hand auf den Mund, um seinen Brechreiz zu bezwingen.
    Ein Messer tauchte in der Hand auf. Mit einer kurzen, dunklen Klinge. Howard atmete stoßweise. Lily ging es gut. Sie war oben und schlief. Bevor sie zu Bett gegangen war, hatte sie ihn ausgeschimpft, weil er betrunken war. Wie immer. Sie war wütend gewesen, aber nicht … verletzt. Howard nagte an seiner Faust, als die Klinge auf intime Weise über ihren Körper strich, mal hier und mal da Druck ausübte.
    Sie verharrte über ihrer Oberschenkelarterie. Danach zog die nicht identifizierbare Hand die Decke wieder hoch und steckte sie fürsorglich unter Lilys Kinn fest. Sie schloss sich für einen kurzen Moment um ihre Kehle, dann stieß sie ihr einen Finger in den Mund, zog ihn langsam wieder heraus und streichelte ihre weichen Lippen.
    Howard stürzte zum Badezimmer, schaffte es aber nicht rechtzeitig. Er spie den Alkohol aus seinem Magen mitten in die Diele. Von Bauchkrämpfen geschüttelt fiel er auf die Knie. Fast eine ganze Stunde verharrte er in dieser
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