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Mein Leben als Stuntboy

Mein Leben als Stuntboy

Titel: Mein Leben als Stuntboy
Autoren: Janet Tashjian
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Küchentresen liegt. Der Text ist fein säuberlich mit dem Computer geschrieben und unten ist Platz für die Unterschrift.
    Unterschrift
    »Ist das ein Vertrag oder so was?«, frage ich.
    »Ganz genau«, sagt sie. »Und er besteht aus drei Teilen.«
    Ich knalle mit dem Kopf gegen die Tischplatte, bis Dad mich zwingt, damit aufzuhören.
    »Ich, Derek Fallon, verpflichte mich hiermit zu Folgendem«, liest Mom vor.»Erstens: Ich wechsle Frank einmal pro Tag die Windel.«
    Sie schaut auf, um zu sehen, wie ich reagiere. Wie viel liegt mir daran, bei dem Film mitzumachen?, überlege ich insgeheim. Ist es mir jeden Tag eine Windel voll Affenkacke wert?
    Nach einigen Minuten intensiven In-mich-Hineinhorchens entscheide ich: Ja, das ist es mir wert.
    In sich hineinhorchen
    »Okay«, sage ich. »Was ist zweitens?«
    »Nicht so schnell«, bremst mich Dad aus. »Du hast schon mal versprochen, bei Franks Pflege mitzuhelfen. Diesmal unterschreibst du einen echten Vertrag. Also schlage ich vor, du liest dir auch das Kleingedruckte durch.«
    Anscheinend komme ich aus der Nummer anders nicht mehr raus. Also überfliege ich den Abschnitt namens »Teil 1«.
    »Das ist ja der Hammer!«, brülleich. »Wenn ich Frank nicht die Windel wechsle, nehmt ihr mir das Skateboard weg? Was, wenn ich es einfach mal vergesse?«
    »Das zu unterschreiben wird hoffentlich dafür sorgen, dass du es nicht vergisst.« Mom geht zu Teil zwei über. »Zweitens: Ich lese jeden Monat freiwillig ein Buch.«
    »Wie kann das freiwillig sein, wenn ihr mich dazu zwingt?« Anscheinend haben sich Aliens aus einer fernen Galaxie der Körper meiner Eltern bemächtigt. Wenn ich nicht schnell hier wegkomme, saugen sie mir am Ende noch das Gehirn aus dem Schädel, durch die Nasenlöcher, wenn ich schlafe. Ich schiebe mich langsam in Richtung Tür.
    Galaxie
    »Du musst den Vertrag nicht unterschreiben«, sagt mein Alien-Vater. »Dann holen sie sich eben einen anderen Jungen für die Stunts.«
    Ich frage mich, wie lange es wohl dauern wird, bis die Aliens beschließen, auch den Rest des Planeten zu erobern, und mich endlich in Ruhe lassen. »Was ist Teil drei?«
    erobern
    Die außerirdische Lebensform, die aussieht wie Mom, verzieht das Gesicht zu einem Lächeln. »Teil drei besagt, dass du versprichst, jeden Augenblick deines Stunt-Einsatzes zu genießen.«
    Das ist ganz offensichtlich ein intergalaktischer Trick, um mich endgültig zu unterwerfen. Also lese ich den Vertrag von Anfang bis Ende sorgfältig durch. Aber in Teil drei steht tatsächlich nur, ich solle beim Drehen Spaß haben und es genießen.
    »Meinst du, du kriegst das hin mit Frank und dem Lesen?«, fragt Dad. »Ich finde nicht, dass Mom und ich dir damit zu viel abverlangen.«
    Mom hält mir den Stift hin und irgendwann nehme ich ihn in die Handund unterschreibe den Vertrag. Dann lässt mich Mom noch ein identisches Exemplar unterschreiben, damit ich auch eins habe.
    identisch
    Sie reicht mir das Blatt und schüttelt mir die Hand, als hätte sie ein dickes Geschäft abgeschlossen. »Herzlichen Glückwunsch, Derek. Gleich morgen rufe ich Tony an und sage ihm, dass ihr mit den Proben anfangen könnt.«
    Innerlich hüpfe ich vor Freude wie ein Irrer auf und ab. Aber das hält mich trotzdem nicht davon ab, vor dem Schlafengehen das Flurlicht anzuknipsen   – für den Fall, dass tatsächlich Aliens in die Körper meiner Eltern geschlüpft sind.

Mein erster Tag am Set
    Ich simse Matt, dass ich die nächsten zwei Tage nicht in die Schule komme, doch zu meinem Erstaunen kriege ich keine Antwort. An jedem anderen Tag würde ich mir jetzt Sorgen machen, dass er immer noch sauer ist und dass es zwischen uns total merkwürdig ist, aber das hier ist eben nicht jeder andere Tag.
    Weil die Filmfirma drauf besteht, dass Kinder unter achtzehn von einem Erwachsenen begleitet werden, meldet Dad sich freiwillig. (Mom muss abwinken, weil sie drei Katzen- OP s im Terminkalender stehen hat.)
    abwinken
    Auf der Fahrt nach Culver City gibt mir Dad massenweise Ratschläge und die meisten lauten: Konzentrier dich. Nun bin ich es gewohnt, dass mir ständig geraten wird, mich zu konzentrieren, aber bisher hatte das immer was mit Schule zu tun. Fühlt sich seltsam an, diesen Rat jetzt im Zusammenhang mit Springen und Skateboarden zu bekommen.
    Konzentration
    Tony nimmt uns an der Eingangsschleuse in Empfang und zeigt Dad, wo er das Auto abstellen kann. Dad hat anders als sonst keinen Zeichenblock dabei, was bedeutet, dass er mich jede
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