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Mein Leben als Stuntboy

Mein Leben als Stuntboy

Titel: Mein Leben als Stuntboy
Autoren: Janet Tashjian
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Schließfächern. »Bietet es genug Action für deinen Geschmack?«
    empfehlen
    Ich sage ihr, dass ich es nicht nur noch nicht gelesen habe, sondern eigentlich gar nicht mehr weiß, wo es abgeblieben ist. Ihr Gesichtsausdruck verrät mir, dass sie sich nicht mal vorstellen kann, so etwas Wertvolles und Magisches wie ein Buch zu verlegen.
    Sie erzählt mir von dem Solarsystem-Projekt, das sie für den Kurs bei Ms Decker macht, aber ich kann an nichts anderes denken als daran, wie ich auf dem Unigelände von der Wand auf die Bank springen könnte.
    »Ich hab das Video von Tony bei YouTube gepostet.« Matt donnert sein Buch ins Schließfach. »Der Typ ist mein neuer Held.«
    Als Carly nachfragt, wer Tony ist, liefert Matt ihr eine lebhafte Wiederaufführung der Ereignisse desgestrigen Nachmittags. Auf seinem Notizblock steht in großen Buchstaben PARKOUR drauf.
    Als die Glocke läutet, rennen Matt und ich sofort zur Tür. Ms McCoddle versucht uns abzubremsen, aber wir haben Wichtiges vor.
    Die nächsten Stunden verbringen wir also damit, an der UCLA an Wänden hochzukraxeln und wie Schimpansen Treppen zu erklimmen. Immer wieder schauen wir uns nach Tony um, aber er taucht nicht auf.
    Beim Anblick einer bestimmten Treppe kommt mir die Idee, auf dem Handlauf zu gehen, statt wie normal die Stufen zu nehmen. Ich lege mir in Gedanken den Ablauf zurecht, dann hüpfe ich unten aufs Treppengeländer.
    »Spinner«, sagt Matt. »Wenn du runterfällst, bist du bei dem Betonboden gleich Matsch.«
    »Ich hab aber nicht vor runterzufallen.« Keine Ahnung, wieso, aber da bin ich mir so sicher wie noch nie im Leben. Ich gehe die fünf Treppenabsätze hoch, ohne ein einziges Mal nach unten zu schauen. Oben angekommen, mache ich kehrt und spaziere den gleichen Weg wieder runter. Matt nimmt alles auf Video auf und wirkt tief beeindruckt, als ich schließlich vom Handlauf springe und vor ihm auf den Füßen lande.
    kehrtmachen
    »Cool!«, sagt er.
    »Los, jetzt du.«
    Matt legt die Kamera beiseite und folgt mir zur Treppe, aber ich sehe ihm an, dass er nervös ist. Ich gehe voraus und lasse mir Zeit dabei und ermuntere ihn unterwegs immer wieder. Er schafft den ersten Treppenabsatz, aber dann springt er runter. Ich beschließe, allein weiterzumachen. Als ich wieder unten bin, höre ich jemanden beeindrucktBeifall klatschen, aber es ist nicht Matt   – sondern Tony.
    nervös
    beeindruckt
    »Du hast deine Bewegungen im Voraus geplant und sie dann perfekt ausgeführt«, sagt Tony. »Genau wie die Profis.«
    Das ist das erste Mal in meinem ganzen Leben, dass mich jemand für meine Vorbereitungen lobt, und ich wünschte, Matt hätte Tonys Lob auf Video festgehalten, damit ich es meinen Eltern immer und immer wieder vorspielen könnte.
    Vorbereitungen
    Tony gibt mir seine Visitenkarte. »Vielleicht möchten deine Eltern mich ja mal anrufen?«
    »Damit du ihnen sagen kannst, was für ein guter Planer und Denker ich bin?«
    Er lacht. »Nein, damit ich ihre Erlaubnis einholen kann, dich in einem neuen Film einzusetzen, an dem ich gerade arbeite.«
    Erlaubnis
    Matt lässt die Kamera sinken. »Wir haben schon mal als Statisten beim Film gejobbt«, sagt er. »Derek und ich waren zweimal inmitten einer Menschenmenge auf dem Bürgersteig.«
    »Ja, die Arbeit als Statist macht Spaß, aber man muss die meiste Zeit rumstehen und warten.« Tony beugt sich zu mir und schaut mir in die Augen. »Ich arbeite im Moment als Stunt-Koordinator bei einem Film mit, in dem jemand in deinem Alter die Hauptrolle spielt. Und der hat eine Heidenangst vor jeder Bewegung, die über Laufen auf zwei Beinen hinausgeht. Ich dachte, du könntest mit zum Set kommen und kleine Stunts machen   – leichtere Sachen als das, was du eben gemacht hast.«
    Koordinator
    Heidenangst
    Matt fallen schier die Augen aus dem Kopf, wie einem Zeichentrickwolf, wenn er ein hübsches Mädchen erblickt.
    »Du meinst   …« Ich kann den Satz nicht zu Ende sprechen.
    Als Tony sich wieder aufrichtet, sieht er aus wie die Skulptur einer geschmeidigen Muskelmaschine. »Ich meine, dass du Stunts vor der Kamera machst und dafür Geld bekommst.«
    Auf dem Heimweg breche ich alle Sprintrekorde.

Bitte, bitte, bitte!
    Weil Dad Storyboard-Zeichner ist, war ich schon oft an Filmsets. Und wenn man in Los Angeles wohnt, ist man es eh gewohnt, dass an jeder Straßenecke irgendein Film gedreht wird. Aber der Gedanke, jetzt mit meinen Sprüngen und Skateboard-Künsten vor einer Kamera zu stehen, schraubt mein
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