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Mein Leben als Stuntboy

Mein Leben als Stuntboy

Titel: Mein Leben als Stuntboy
Autoren: Janet Tashjian
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das heißt?« Er stellt seinen Rucksack ab und hechtet mit einem Satz auf dasBacksteingebäude hinter uns, wo er, die Füße auf schmalen Betongraten, am Rand entlangbalanciert.
    Matt filmt ihn, während ich mit angehaltenem Atem zuschaue. Tony springt von der Hausecke auf einen Pfeiler, der bestimmt zweieinhalb Meter entfernt steht, und statt von dort runterzuhüpfen, springt er gleich weiter auf eine Bank.
    »Wow!« Matt schaut in seine Kamera, um sicherzugehen, dass sie auch alles aufgenommen hat.
    Ich bin sprachlos. Warum kann nicht der Mann unser Lehrer sein?
    Als wir zur Bank laufen, ist Tony nicht mal außer Puste. »Das ist Parkour   – ein Hindernis so effizient und direkt wie möglich zu überwinden.«
    Hindernis
    effizient
    »Wer bist du eigentlich?«, frage ich. »Ein Superheld oder so was?«
    Tony lacht. »Viel besser. Ich bin Stuntman.«

Das echte Leben als echte Spaßbremse
    Mom und Dad hören sich meine Erzählungen über Tony während des ganzen Abendessens an, aber als es auf acht Uhr zugeht, ist ihr Limit endgültig erreicht.
    Mom wechselt das Thema und fragt mich, wie ich es denn finde, wieder Ms McCoddle zu haben. Ich sage, offensichtlich will das Universum mich unglücklich machen, indem es mir eine recyclete Vorschullehrerin verpasst. Mom geht nicht darauf ein, sondern erzählt, sie hätte gehört, dass es Mr Maroni in Cincinnati sehr gut gehe. Dad schnappt sich das neue Medienzimmer-Buch vom Küchentresen und reicht es mir.
    Recycling
    »Das hab ich schon überall gesucht«, lüge ich. »Wo hast du es denn gefunden?«
    »Unter einem Bein unseres wackligen Esstisches.«
    »Also echt! Wie es wohl dahin gekommen ist?«
    Mom holt Frank aus dem Käfig und ich streichele erst ihn, dann Bodi. Ist vielleicht bekloppt, aber ich will nicht, dass Bodi eifersüchtig wird, jetzt wo er nicht mehr das einzige Tier im Haus ist.
    »Wo wir gerade beim Thema sind   – wie wär’s, wenn wir dieses Jahr von Anfang an Nägel mit Köpfen machen und dir einen Nachhilfelehrer suchen?«, sagt Mom. »Das würde uns allen entspannte Hausaufgaben-Nachmittage bescheren.«
    »Entspannte Hausaufgaben? Kommtdas gleich nach fröhlichen Beerdigungen?«
    »Derek!«, schimpft Mom.
    Das war jetzt nur als Witz gemeint, aber kaum hab ich es gesagt, wird mir klar, dass es vielleicht tatsächlich Kinder geben mag, die beim Hausaufgabenmachen entspannt sind. Ich stelle mir Carly vor, wie sie sich bei Mozartmusik und Duftkerzenglanz über ihre Hefte beugt. Bin ich etwa der Einzige an der Schule, der bloß wegen ein paar popligen Aufsatzfragen Seiten rausreißt und zerknüllt, mit dem Kopf auf die Tischplatte knallt und aus dem Zimmer geschmissen wird?
    Hausaufgaben
    Duft
    Meine Mutter nimmt Frank mit rüber in die Praxis, um ihn neu zu wickeln, und in der Zwischenzeit schaut Dad sich meine Matheaufgaben an und nickt beifällig. Jetzt, am Anfang des Schuljahres, sind die Hausaufgaben ja auch noch leicht. Und obwohl einNachhilfelehrer nach Geständnis und Niederlage klingt   – Ja, ich Niete brauche einen Hausaufgaben-Babysitter; ja, ich brauche jemanden, der mir hilft, bei der Sache zu bleiben; und ja, aufs Klo gehen kann ich doch schon alleine   –, ist es andererseits vielleicht doch eine Überlegung wert. Wenn ich daran zurückdenke, was für Schulbücher Matts Bruder Jamie in unserem Alter wälzen musste, wird der Stoff jetzt massiv heftiger werden.
    »Vielleicht kann Tony mir ja Nachhilfe geben«, sage ich. »Er könnte mir helfen, meine Sprünge zu perfektionieren.«
    »Das ist nicht gerade das, was uns so vorschwebt, aber netter Versuch«, erwidert Dad.
    »Wenn ich schon keinen Stuntman-Unterricht kriege, dann gebe ich mich eben mit der zweitbesten Alternative zufrieden.« Ich stopfe das Buch unterdie Sofakissen und kuschele mich mit Bodi vor dem Fernseher ein, um mir einen Actionfilm anzuschauen.

Was ich alles tun will
    Ich weiß nicht, wie es Matt geht, ich jedenfalls höre Ms McCoddle am nächsten Tag kaum zu. Während sie über die Ermordung von Abraham Lincoln spricht, stelle ich mir vor, wie ich mich im Ford’s Theatre am Balkon hochhangle, nach dem Samtvorhang greife, mich daran Lincolns Mörder John Wilkes Booth entgegenschwinge und ihm die Waffe aus der Hand schlage, bevor er sie abfeuern und den Präsidenten erschießen kann. Wer sagt denn, dass ein Stuntman nicht auch mal den Lauf der Geschichte verändern kann?
    Mörder
    »Wie findest du das Buch, das ich dirempfohlen habe?«, fragt Carly mich bei den
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