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Aufstand der Affen

Aufstand der Affen

Titel: Aufstand der Affen
Autoren: John Jakes
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1.
     
    Der Hubschrauber knatterte im strahlenden Licht der Morgensonne über das Betongebirge der Stadt, deren getönte Glasfassaden das Licht tausendfach reflektierten. Mit peitschenden Rotoren ging er über dem Stadtzentrum nieder und landete auf der ölfleckigen Betonfläche, die als Umschlagplatz für den öffentlichen Nahverkehr diente. Die Türen öffneten sich seufzend, und die Passagiere, überwiegend sonnengebräunte Pendler aus den Gemeinden im nördlichen Teil des Tales, strömten ins Freie. Doch die zwei, die als letzte den gurkenförmigen Riesenleib verließen, waren offensichtlich keine Pendler.
    Zuerst kam der alte Mann – beleibt und grauhaarig und in einem extravagant geschnittenen braunen Anzug, der sofort zeigte, daß er sich nicht in einem Ladengeschäft oder Büro abmühte; er kleidete sich wie jemand, der mit der Unterhaltungsindustrie in Verbindung steht. Sah man jedoch genauer hin, so zeigte sich, daß Manschetten und Ellbogen abgewetzte, fadenscheinige Stellen aufwiesen. Er mußte also in einem weniger lukrativen Sektor des Gewerbes tätig sein.
    Eine kräftige Leine aus geflochtenem Leder, die er um das rechte Handgelenk gewickelt hatte, verband ihn mit seinem Gefährten. Und dieser Begleiter am anderen Ende der Leine war es, der die neugierigen Blicke der am Kontrollschalter wartenden Passagiere auf sich zog.
    Der höherentwickelte Schimpanse am Ende der Leine war ein erwachsenes, mannshohes Exemplar mit aufrechter Haltung und wachen Augen. Seine Erscheinung, obgleich in mancher Weise abweichend von seinen als Arbeitssklaven dienenden Rassegenossen, hätte kaum diese Aufmerksamkeit erregt, wäre er nicht auffallend gekleidet gewesen. Er trug ein buntgewürfeltes Hemd, eine schwarze Pumphose und weiche Schaftstiefel, so daß er ein wenig wie die Karikatur eines Kosaken wirkte. In einer haarigen Hand hielt er ein Bündel bunter Reklamezettel.
    Das seltsame Paar stellte sich an und wartete auf die Kontrolle. Weiter vorn am Schalter prüften zwei Beamte der Sicherheitspolizei die Kennkarten der Ankömmlinge. Die Überprüfung war minuziös. Jede Kennkarte wurde genau betrachtet, das Foto mit dem Gesicht des Reisenden verglichen. Gelegentlich gab es Wartezeiten, wenn in einem Fahndungsbuch nachgeschlagen wurde. Schließlich erreichte der alte Mann mit seinem Schimpansen die Kontrollstelle.
    Während einer der Beamten mißbilligend den Aufzug des Primaten musterte, nahm der andere die Kennkarte entgegen.
    »Armando – ist das Ihr Vor- oder Ihr Nachname?«
    Der Angeredete lächelte schüchtern. »Beides, Sir – das heißt, es ist mein einziger Name. Ein Künstlername. Er ist amtlich anerkannt und eingetragen. Ich bin der Besitzer eines Schaustellerunternehmens. Wir befinden uns auf einer Tournee und wollen für unser bevorstehendes Gastspiel werben.«
    Der Beamte nickte zu dem Affen. »Haben Sie eine Erlaubnis, ihn so anzuziehen?«
    »Selbstverständlich, Sir. Bitte sehr.« Armando zog ein abgegriffenes, gestempeltes Papier aus der Brieftasche und händigte es dem Beamten aus. Dieser entfaltete und überflog es, um es dann mit einem Seitenblick zu dem geduldig wartenden Affen zurückzugeben.
    »Ein Zirkusaffe, wie?«
    »So ist es, Sir«, sagte Armando mit stolzem Lächeln. »Der einzige seiner Art, der echte Reiterkunststücke vorführen kann.«
    »Ich dachte, Zirkusse gäbe es längst nicht mehr«, bemerkte der zweite Beamte.
    Armando pflückte einen der Handzettel aus den Fingern des Affen und überreichte ihn mit einer übertriebenen Verbeugung dem Polizisten. »Solange ich lebe und atme, wird auch der Zirkus nicht sterben!«
    Fettgedruckte farbige Buchstaben verkündeten: ZIRKUS ARMANDO, Vergnügen für groß und klein. Darunter waren die verschiedenen Darbietungen, die Dauer des Gastspiels sowie Ort und Zeit der Vorstellungen angegeben. Eine der Illustrationen zeigte in ziemlich schlechtem Druck den Affen im gewürfelten Hemd, wie er auf dem Rücken eines galoppierenden Schimmels stand.
    »Kann ich das behalten?« fragte der Beamte. »Vielleicht hat meine Tochter Spaß an einem richtig altmodischen Zirkus.«
    »Mit Vergnügen, mein Herr«, sagte Armando mit einer neuerlichen Verbeugung. »Zahlreicher Besuch unserer Vorstellungen ist genau der Grund, der uns mit all diesen Prospekten in die Stadt geführt hat.«
    Der Beamte steckte den Handzettel in die Tasche, gab die Kennkarte zurück. »Alles klar, Mr. Armando. Und viel Glück.«
    Er drückte auf einen Knopf, und ein Sperrgitter
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