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Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)

Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)

Titel: Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)
Autoren: Jodi Picoult , Samantha van Leer
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»dein Wams. Es webt sich vor unseren Augen von selbst zusammen!«

    Mein Herz schlägt so heftig, dass ich sicher bin, alle am Strand hören es, und vielleicht sogar Delilah und Edgar. Kann es sein, dass es wirklich klappt? Bin ich so nah davor, frei zu sein?
    Ich blicke zu Frump. In seinem kleinen Fellgesicht liegt eine Mischung aus enttäuschtem Vertrauen und Angst. Ich kann nicht mit ihm reden – dafür wurden mir keine Worte gegeben –, formuliere jedoch stumm eine Botschaft: Leb wohl, mein Freund . Ich schließe die Augen und hoffe auf das Beste.
    »Edgar?« Eine unbekannte Stimme schwebt über den Strand. »Was lest ihr beiden denn da?«
    Meine Welt taumelt und richtet sich dann wieder auf. Delilah hat das Buch gepackt und mich gegen den Computerbildschirm gelehnt. Jetzt kann ich immer noch in den Raum spähen, aber aus einer anderen Perspektive. Edgar ist nach vorne getreten, sodass meine durchsichtigen, sich wieder zusammenfügenden Phantomglieder durch seinen Körper verdeckt sind – und Jessamyn Jacobs beim Eintreten nicht sieht, was gerade passiert.
    »Dieses alte Märchen«, sagt Edgar mit einer seltsam hohen Stimme. Merkt sie denn nicht, dass er lügt? »Ich habe vergessen, wie es endet.«
    »Mit einem Happy End natürlich«, sagt Jessamyn.
    »Stimmt.« Delilah lächelt breit. »Natürlich.«
    Plötzlich spüre ich, wie das Blut wieder durch meine Brust und meinen Arm strömt. Es brennt wie Feuer, als würde es gleich meine Haut zerreißen. Stöhnend falle ich auf die Knie in den Sand, gekrümmt vor Schmerz.
    »Ich wollte nur gute Nacht sagen. Delilah, brauchst du noch irgendetwas?«
    »Alles bestens …« Sie lächelt. »Danke. Für alles.«
    Obwohl ich jetzt knie, merke ich, wie ich wieder näher zu Seraphima gezogen werde. Eine widernatürliche umgekehrte Schwerkraft zerrt mich auf die Beine. Meine Hand klatscht gegen Seraphimas Hand und umklammert sie fest.
    Ich weiß, was gerade passiert. Wie jeder Versuch, mich aus dem Buch zu befreien, ist auch dieser fehlgeschlagen. Die Geschichte gewinnt immer.
    Jessamyn kommt näher, eine weitere Leserin. Ich beobachte, wie sie auf die Seite späht. »Die Schlussszene habe ich immer besonders gemocht …«
    Edgar packt das Buch, und in meinem Kopf dreht sich alles. »Egal«, sagt er und klappt den Deckel zu, sodass ich zu Boden stürze.
    Augenblicklich setzt Stimmengewirr ein: Die anderen Figuren besprechen den merkwürdigen Vorfall, der sich gerade vor ihren Augen abgespielt hat. Seraphima bricht in Tränen aus, schlägt die Hände vors Gesicht und rennt den Strand entlang. Orville stürzt auf mich zu und tastet meinen Arm ab. »Mein Junge, was für eine schwarze Magie war das denn gerade?«
    »Mir geht’s gut«, beruhige ich ihn, dann wende ich mich an die anderen. »Da ist wohl gerade irgendwas völlig aus dem Ruder gelaufen. Aber jetzt ist alles wieder normal.«
    Auf meine Versicherung hin zerstreut sich das kleine Grüppchen, wobei die Leute immer noch darüber reden, was sie gerade gesehen haben. Nur Frump bleibt bei mir und setzt sich neben mich. »Ollie«, sagt er, »wir sind schon zu lange befreundet, als dass du mich anlügen dürftest.«
    Ich scharre mit dem Stiefel im Sand. So hat alles angefangen, mit einem Schachbrett, das wir gezeichnet haben.
    »Ich möchte raus, Frump«, vertraue ich ihm an. »Ich gehöre ebenso wenig hierher wie du in den Körper eines Hundes.«
    »Aber das liegt nicht in unserer Macht«, sagt Frump.
    »Wie kommt es, dass es nur für mich ein Happy End gibt?«, sage ich. »Ist dir das noch nie falsch vorgekommen?«
    »Ich dachte wahrscheinlich immer, dass du einfach ein Glückspilz bist.«
    »Wir könnten alle Glückspilze sein«, sage ich. »Wir könnten alle diejenigen sein, die wir sein wollen, anstatt eine Rolle zu spielen, die uns jemand anderer aufzwingt.«
    Frump schüttelt den Kopf. »Deine Fantasie geht mit dir durch, Ollie.«
    »Sind wir nicht dadurch überhaupt erst hierhergekommen?«, sage ich leise.
    Frump bekommt leuchtende Augen, als er in Betracht zieht, es könnte für ihn eine andere Zukunft geben als die, die er erwartet hat. Und dann fällt ihm ein, was wenige Minuten zuvor mit mir geschehen ist. »Du wolltest die Geschichte verlassen«, sagt er langsam, als ihm alles klar wird.
    »Ja. Ich kann nicht hierbleiben.«
    Frump setzt sich aufrechter hin. »Dann gehe ich mit dir.«
    Ich nicke mit dem Kinn in die Ferne, wo Seraphima auf einem Felsblock am Ufer sitzt und sich immer noch behutsam die
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