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Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)

Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)

Titel: Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)
Autoren: Jodi Picoult , Samantha van Leer
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und verliebt sich in sie, aber ihre Familien sind dagegen«, schlägt Oliver vor.
    »Na schön, Romeo«, erwidere ich. »Möchtest du der Geschichte als Pudel oder als Pitbull entsteigen?«
    Oliver schüttelt den Kopf.
    »Nein, mir ist was eingefallen!« Edgars Augen leuchten. »Es ist eine dunkle, stürmische Nacht und ein Zombie-Axtmörder treibt sein Unwesen …«
    »Du bist wirklich der Sohn deiner Mutter«, murmle ich.
    Edgar zuckt mit den Schultern. »Also, du hast jedenfalls noch gar nichts vorgeschlagen.«
    Und dann, ganz plötzlich, kommt mir die Idee. »Es gibt da einen Prinzen, der in einem Märchen gefangen ist«, sage ich. »Bis ein Mädchen von draußen ihn hören kann.«
    Ich beuge mich über die Tastatur und beginne zu tippen.



Seite 58
    Rapscullios Schritte kamen donnernd die Steintreppe zum Turm herauf. Als er das Zimmer betrat, fegte ein Windstoß durch das große Bogenfenster. Daneben stand, ihm den Rücken zugekehrt, Seraphima und blickte aufs Meer hinaus.
    »Die schwermütige Braut«, sagte Rapscullio trocken, während er auf sie zuging. »Wenn du vorhast, hinunterzuspringen … lass es bleiben.«
    Sie antwortete nicht, sondern blickte bloß weiter hinaus auf die sich brechenden Wellen.
    Rapscullio legte seine Hände auf ihre Schultern und drückte sie. Sie erschauderte, als sie seinen Atem im Nacken spürte. »Du wirst schon lernen, mich zu lieben«, sagte er im Befehlston.
    Seraphima drehte sich in Rapscullios Armen um. Er hob den Schleier, der ihr Gesicht verhüllte.
    Aber es war gar nicht ihr Gesicht. »Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher«, sagte Oliver und rammte Rapscullio den Kopf in den Bauch, sodass dieser rückwärts taumelte.
    Der Bösewicht zog sein Schwert. »Was habt Ihr mit ihr gemacht?«
    »Sie ist in Sicherheit«, sagte Oliver. »Und sie ist mein.«
    »In diesem Punkt irrt Ihr Euch, Majestät. Sie ist bloß eine Wiedergutmachung, die schon lange fällig war.«
    Oliver starrte in Rapscullios Narbengesicht.
    »Das werde ich nicht zulassen«, sagte er.
    Rapscullios Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. »Hm, genau das hat Maurice auch gesagt, bevor ich den Drachen auf ihn hetzte. Wie der Vater, so der Sohn.«
    Plötzlich sah Oliver nur noch rot. Er konnte nicht mehr denken, nur noch fühlen. In diesem Augenblick glasklarer Erkenntnis begriff er, dass Mut nicht etwas war, das einem bei der Geburt verliehen wurde, und auch nicht einfach das Fehlen von Furcht bedeutete. Nein, Mut zu haben bedeutete, dass man die Furcht überwand, weil einem derjenige, den man liebte, wichtiger war.
    Von purem Adrenalin getrieben, stürzte er sich auf den Schurken.
    Jetzt hinderte ihn Seraphimas Kleid daran, sich schnell und wendig zu bewegen; was ihm als großartiger Plan erschienen war, um Rapscullio in die Falle zu locken, erwies sich plötzlich als nicht ganz so genial. Rapscullio schwang sein Schwert, zerfetzte mehrere Schichten Tüll und ritzte Olivers Schulter. »Euer Vater hat mir das genommen, was mir auf dieser Welt am meisten bedeutete«, keuchte er. »Das zahle ich ihm jetzt heim.«
    Dem nächsten Hieb wich Oliver aus. Das Schwert traf die Wand, Funken stoben in die Höhe. Als er sich wegdrehte, verfing er sich dabei in dem ungewohnten Kleid und brachte Rapscullio zum Stolpern, sodass er der Länge nach auf dem Steinboden landete. Rapscullio packte Oliver am Stiefel und zog ihn zu sich hinunter.
    Oliver wickelte den Schleier um Rapscullios Handgelenk und versuchte den Arm so weit nach hinten zu ziehen, bis er das Schwert fallen ließ. Doch Rapscullio war ihm an Kräften überlegen. Er rammte Olivers Ellbogen auf den Boden und erreichte damit, dass er losließ.
    Wieder frei, prügelte Rapscullio auf Oliver ein und schlug ihm ins Gesicht und gegen die Brust. Oliver rollte sich zur Seite und rappelte sich auf. Er taumelte benommen umher. Diese kurze Pause genügte Rapscullio, um gleichfalls aufzuspringen und dem Prinzen sein Schwert an den Hals zu setzen. »So, Bürschchen«, sagte er höhnisch. »Und nun?«
    Oliver machte einen winzigen Schritt rückwärts. Die Schwertspitze drang in seinen Hals, Blut rann aus der Wunde. Rapscullio zwang Oliver, noch einen Schritt zurückzuweichen, dann noch einen, immer näher zur Wand. Gleich würde Oliver nicht mehr weiterkönnen.
    Versprich mir, dass du nicht kämpfen wirst , hatte seine Mutter gesagt. Gegen nichts und niemanden .
    Es war eine Sache, einen Drachen zu überlisten oder einen Troll auszutricksen, mit einem
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