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Der Gott seiner Vaeter

Der Gott seiner Vaeter

Titel: Der Gott seiner Vaeter
Autoren: Jack London
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Die große Frage

    Frau Saythers Auftreten in Dawson war, milde gesagt, ein wenig meteorhaft. Sie kam im Frühling, mit Hundeschlitten und französisch-kanadischen Voyageurs, blieb einen kurzen Monat, wie eine Sonne strahlend, und zog dann den Fluß hinab, sobald er eisfrei war. Das frauenarme Dawson verstand diese übereilte Abreise nie so recht, und die vierhundert Menschen, die die Bevölkerung der Stadt ausmachten, fühlten sich tief gekränkt und einsam, bis in Nome Gold gefunden wurde und die neue Sensation die Erinnerung an die alte verdrängte. Denn Dawson war von Frau Sayther begeistert gewesen und hatte sie mit offenen Armen empfangen. Sie war reizend, bezaubernd und obendrein Witwe. Und daher war sie denn auch gleich von allen Eldorado-Königen, von Geschäftsleuten und abenteuerlustigen jüngeren Söhnen, die sich nach dem Rascheln eines Damenkleides sehnten, umschwärmt worden.
    Die Mineningenieure ehrten das Andenken ihres Mannes, des verstorbenen Oberst Sayther, während die Geschäftsleute mit Andacht von seinen verschiedenen Transaktionen sprachen; denn in den Staaten war er als großer Minenbesitzer bekannt, und in London war sein Ansehen noch größer gewesen. Warum seine Witwe gerade hierher gereist war, das war die große Frage. Sie waren eine praktische Rasse, diese Männer des Nordlandes, und sie hegten eine gesunde Verachtung für Theorien, wogegen sie einen ausgeprägten Sinn für Tatsachen hatten. Und für einen Teil von ihnen bedeutete Karen Sayther eine sehr wesentliche Tatsache. Daß sie selbst die Sache nicht in diesem Lichte betrachtete, ging aus der Gewandtheit und Schnelligkeit hervor, mit der sich die Anträge und Körbe bei ihrem vierwöchigen Aufenthalt folgten. Und mit ihr verschwand die Tatsache, und nur die Frage blieb.
    Der Zufall führte indessen eine teilweise Lösung des Problems herbei. Karen Saythers letztes Opfer, Jack Coughran, der ihr ergebnislos sein Herz und einen fünfhundert Fuß langen Claim am Bonanza zu Füßen gelegt hatte, feierte sein Pech mit einem riesigen Gelage, das die ganze Nacht dauerte.
    Um Mitternacht stieß er zufällig auf Pierre Fontaine, keinen anderen als den Anführer von Karen Saythers Voyageurs. Diese Begegnung gab den Anlaß zu weiteren Getränken, bis sie beide ganz von Alkohol benebelt waren.
    »He?« gurgelte Pierre Fontaine etwas später. »Warum Madame Sayther machen Besuch in dieses Land? Besser du reden mit ihr. Ich wissen nichts – gar nichts, nur sie ganze Zeit fragen nach ein Mann. ›Pierre‹, sie sagen zu mir. ›Pierre, du finden den Mann, und ich geben dir viel Gold. Tausend Dollar, du finden den Mann.‹ Diesen Mann? Ah, oui. Name von diesen Mann – er heißen – David Payne. Oui, M’sieur, David Payne. Ganze Zeit sie sagen dies Name. Und ganze Zeit ich sehen mich gut um, arbeiten wie Teufel, aber kann nicht finden dies verfluchte Mann und nicht kriegen tausend Dollar. Verdammt!
    He? Einmal die Männer kommen von Circle City, die Männer kennen dies Mann. Am River Creek sie sagen. Und Madame? Sie sagen ›Bon!‹ und sehen glücklich aus. Und sie reden mit mir. ›Pierre‹, sie sagen, ›spann die Hunde vor den Schlitten. Wir gehen schnell. Wir finden dies Mann. Ich geben dir noch tausend Dollar mehr.‹ Und ich sagen: ›Oui, schnell! Allons, Madame!‹
    Ich denken, ich haben sicher die tausend Dollar! Ich Teufelskerl! Dann mehrere Männer kommen von Circle City. Und sie sagen, nein, nicht Mann. David Payne, ihn kommen Dawson bald zurück. Nicht reisen.
    Oui, M’sieur. Heute Madame reden. ›Pierre‹, sie sagen und geben mich fünfhundert Dollar. ›Geh kaufen Stakboot. Morgen wir fahren Fluß hinauf.‹ Ah oui, morgen Fluß hinauf, und der verfluchte Sitka Charley mich lassen bezahlen für Stakboot fünfhundert Dollar, verdammt!«
    So kam es, daß, als Jack Coughran am nächsten Tag erzählte, was er gehört hatte, ganz Dawson sich darüber aufregte, wer dieser David Payne denn sein und welche Verbindung zwischen ihm und Karen Sayther bestehen mochte. Aber am selben Tage wurden Frau Sayther und ihre barbarische Schar von Voyageurs, wie Pierre Fontaine es gesagt hatte, am östlichen Flußufer nach Klondike City hinaufbugsiert, setzten dort, um nicht auf die Klippen zu stoßen, nach dem westlichen Ufer über und verschwanden in dem Insellabyrinth gen Süden.

    »Oui, Madame, dies ist die Stelle, ein, zwei, drei Inseln den Stuart River abwärts. Dies ist die dritte Insel.«
    Beim Sprechen hieb Pierre Fontaine seine Stake
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