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Der Gott seiner Vaeter

Der Gott seiner Vaeter

Titel: Der Gott seiner Vaeter
Autoren: Jack London
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Diener, so schwach gemacht. Selbst für einen Stärkeren hätten dieser Zorn und der Druck der Umstände genügt, um einen Abfall zu bewirken, und für Sturges Owen war er unvermeidlich. In der Furcht vor dem Zorn der Menschen setzte er sich lieber dem Zorn Gottes aus. Er war nur aufgespart worden, um dem Herrn zu dienen und später in den Staub geworfen zu werden. Ihm war Glaube ohne die Kraft des Glaubens, Geist ohne die Macht des Geistes gegeben. Das war ungerecht.
    »Wo ist jetzt dein Gott?« fragte der Mischling.
    »Ich weiß es nicht.« Er stand gerade und still da wie ein Kind, das seine Aufgabe aufsagen soll.
    »Hast du einen Gott?«
    »Ich habe einen gehabt.«
    »Und jetzt?«
    »Nein.«
    Hay Stockard wischte sich das Blut aus den Augen und lachte. Der Missionar sah ihn neugierig an, wie in einem Traum. Das Gefühl eines unendlichen Abstandes, einer ungeheuren Ferne überkam ihn. An dem, was geschehen war und geschehen sollte, hatte er keinen Teil. Er war Zuschauer – aus der Ferne, ja, aus der Ferne. Die Worte Baptistes klangen so seltsam fern in seinen Ohren.
    »Es ist gut! Sorgt dafür, daß dieser Mann frei von hinnen geht und daß ihm nichts Böses widerfährt. Laßt ihn in Frieden ziehen. Gebt ihm ein Kanu und Proviant. Wendet sein Antlitz den Russen zu, daß er den Pfaffen von Baptiste dem Roten erzählen kann, in dessen Land kein Gott ist.«
    Sie führten ihn an den Rand des steilen Hanges, wo sie stehenblieben, um den Abschluß des Trauerspiels zu sehen. Der Mischling wandte sich zu Hay Stockard.
    »Es gibt keinen Gott«, sagte er.
    Ein Lachen war die Antwort. Einer der jungen Männer hob seinen Speer, um ihn gegen ihn zu schleudern.
    »Hast du einen Gott?«
    »Ja, den Gott meiner Väter!«
    Er faßte die Axt fester. Baptiste der Rote gab ein Zeichen, und der Speer flog gegen seine Brust. Sturges Owen sah, wie die Elfenbeinspitze zum Rücken hinausfuhr, sah den Mann lachend wanken und sah den Speer zerbrechen, als er vornüberfiel. Dann ging er zum Fluß hinunter, um den Russen von Baptiste dem Roten zu erzählen, in dessen Land kein Gott war.
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