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Der Gott seiner Vaeter

Der Gott seiner Vaeter

Titel: Der Gott seiner Vaeter
Autoren: Jack London
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Gib mir den Pfaffen in die Hand, und du sollst in Frieden ziehen dürfen. Sonst ist es aus mit dir. Mein ganzes Volk bis hinab zu den Säuglingen ist gegen dich. Ja, in eben diesem Augenblick haben die Kinder deine Kanus gestohlen.«
    Er wies auf den Fluß. Nackte Knaben hatten sich von der Landzunge ins Wasser gleiten lassen, die Kanus losgebunden und sie in den Strom hinausgeschafft. Als sie außer Reichweite der Büchsen getrieben waren, kletterten sie hinein und paddelten die Boote an Land.
    »Gib mir den Pfaffen, und du sollst sie wieder haben, hörst du! Sag mir, was du beschlossen hast, aber bedenke dich wohl!«
    Hay Stockard schüttelte den Kopf. Sein Blick suchte die Frau aus dem Teslin-Lande, die mit seinem Knaben an der Brust dasaß, und er würde geschwankt haben, wäre sein Blick nicht auf die beiden Männer gefallen, die vor ihm standen.
    »Ich fürchte mich nicht«, erklärte Sturges Owen. »Der Herr hält mich in seiner Rechten, und ich bin bereit, allein in das Lager der Ungläubigen zu gehen. Es ist nicht zu spät. Der Glaube kann Berge versetzen. Selbst in der elften Stunde kann ich noch seine Seele für die wahre Gerechtigkeit gewinnen.«
    »Stell dem Schuft ein Bein und binde ihn!« flüsterte Bill seinem Anführer heiser ins Ohr, während der Missionar als Herr der Lage auftrat und mit den Heiden rang. »Behalt ihn als Geisel und schieß ihm eine Kugel in den Leib, wenn sie Schwierigkeiten machen.«
    »Nein«, antwortete Stockard, »ich gab ihm mein Wort, daß er unangetastet sprechen könnte. Kriegsregeln, Bill; Kriegsregeln. Er hat ehrliches Spiel gespielt und uns gewarnt, und – ja, Donnerwetter, Mann, ich kann mein Wort nicht brechen.«
    »Er wird seins auch halten – da brauchst du keine Angst zu haben.«
    »Das bezweifle ich nicht, aber ich will mich nicht von einem Mischling übertreffen lassen, wenn es ehrliches Spiel gilt. Warum nicht tun, was er wünscht, und ihm den Missionar geben; dann ist die Geschichte erledigt.«
    »N – nein«, meinte Bill zögernd und zweifelnd.
    »Der Schuh drückt, was?«
    Bill errötete und drang nicht weiter in den andern. Baptiste der Rote wartete immer noch auf die Entscheidung. Stockard trat zu ihm.
    »Die Sache ist die, Baptiste: ich kam in dein Dorf, in der Absicht, den Koyokuk hinaufzufahren. Ich wollte keinem Menschen etwas tun, und in meinem Herzen war kein böser Gedanke. Es ist auch jetzt noch kein böser Gedanke darin. Da kommt dieser Pfaffe, wie du ihn nennst. Ich habe ihn nicht hergebracht. Er würde gekommen sein, ob ich hiergewesen wäre oder nicht. Aber jetzt ist er einmal da. Er ist von meinem eigenen Volk, und ich muß mit ihm durch dick und dünn gehen. Und das tue ich auch. Ja, und es wird kein Kinderspiel für dich. Ehe wir miteinander fertig sind, wird dein Dorf still und leer, und dein Volk wird wie nach einer Hungersnot hingeschwunden sein. Wir werden zwar fort sein, aber deine besten Kämpfer auch – «
    »Aber die, die zurückbleiben, werden Frieden haben, und die Botschaft fremder Götter und die Sprache fremder Priester werden nicht mehr in ihren Ohren tönen.«
    Die beiden Männer zuckten die Achseln und drehten sich um, und der Mischling ging in sein eigenes Lager zurück. Der Missionar rief seine beiden Leute zu sich, und sie begannen zu beten. Stockard und Bill machten sich daran, die wenigen Kiefern mit ihren Äxten zu fällen, so daß sie eine bequeme Brustwehr bildeten. Das Kind war eingeschlafen, und die Frau legte es auf einen Haufen Felle und half den Männern bei der Befestigung des Lagers. Auf diese Weise wurde es von drei Seiten beschützt, während der steile Hang in ihrem Rücken einen Angriff von dieser Seite verhinderte. Als das alles getan war, begaben sich die beiden Männer auf das offene Gelände und beseitigten das hier und dort stehende Buschwerk. Aus dem Lager vor ihnen ertönten der Lärm der Kriegstrommel und die Stimmen der Priester, die den Zorn des Volkes entfachten.
    »Am schlimmsten wäre es, wenn sie alle auf einmal anstürmten«, klagte Bill, als sie, die Äxte auf den Schultern, zurückgingen.
    »Und bis Mitternacht warteten, wenn das Licht zu schwach zum Zielen ist.«
    »Wir können ebensogut jetzt anfangen als später.« Bill vertauschte die Axt mit einer Büchse und zielte sorgfältig. Einer der Medizinmänner, der das übrige Volk hoch überragte, war besonders deutlich zu sehen. Auf ihn zielte Bill.
    »Alles in Ordnung?« fragte er.
    Stockard öffnete den Munitionskasten, brachte die
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