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Der Gott seiner Vaeter

Der Gott seiner Vaeter

Titel: Der Gott seiner Vaeter
Autoren: Jack London
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Fragen gestellt wurden. Und ich arbeitete als Jäger, als Führer, als Schlittenführer für die Company, bis meine Tochter Weib geworden war, hochgewachsen, schlank und schön anzuschauen.
    Du kennst den Winter, den langen, einsamen, der böse Gedanken und böse Taten gebiert. Der erste Faktor war ein harter, kühner Mann. Aber er war keiner von denen, an denen das Auge eines Weibes Wohlgefallen findet. Meine Tochter, die jetzt ein Weib war, fand Gnade vor seinen Augen. Heilige Mutter Gottes! Er schickte mich auf eine lange Reise mit den Hunden, um – du verstehst – er war ein harter, herzloser Mann. Sie war beinahe ganz weiß, und ihre Seele war weiß, und sie war ein gutes Weib, und – nun ja, sie starb.
    Es war bitterkalt in der Nacht, als ich zurückkehrte, und ich war viele Monate unterwegs gewesen, so daß die Hunde jämmerlich hinkten, als ich das Fort erreichte. Indianer und Mischlinge sahen mich schweigend an, und ich fühlte eine Angst vor – ich wußte nicht was, aber ich sagte nichts, ehe die Hunde gefüttert waren und ich gegessen hatte, wie ein Mann stets tun soll, wenn eine Arbeit seiner wartet. Dann ergriff ich das Wort und fragte, was geschehen wäre, und sie zitterten vor mir, ängstlich vor meinem Zorn und vor dem, was mir einfallen könnte; aber sie kam heraus, die traurige Geschichte, Wort für Wort und Tat für Tat, und sie wunderten sich über meine Ruhe.
    Und als sie fertig waren, ging ich in das Haus des Faktors, ruhiger, als ich jetzt bin, während ich es erzähle. Er hatte Furcht gehabt und die Mischlinge um Hilfe gebeten, aber ihnen gefiel nicht, was er getan hatte, und sie ließen ihn liegen, wie er sich sein Bett bereitet hatte. Und daher floh er in das Haus des Pfaffen. Ich folgte ihm, als ich aber hinkam, stellte sich der Pfaffe mir in den Weg und sagte, daß ein zorniger Mann weder rechts noch links gehen sollte, sondern geradewegs zu Gott. Ich verlangte, daß er mich vorließe, kraft des Rechtes eines erbitterten Vaters, aber er sagte, nur über seine Leiche, und flehte mich an, zu Gott zu beten. Siehst du, es war die Kirche – immer die Kirche, denn ich ging über seine Leiche und sandte den Faktor meiner Tochter nach, daß er sie vor Gott treffe, der ein schlechter Gott und der Gott der weißen Männer ist.
    Es gab großen Lärm, denn es wurde nach der Station flußabwärts geschickt, und ich floh. Durch das Land um den großen Sklavensee, das Mackenzie-Tal hinab bis zu dem Eis, das nie schwindet, über die weißen Berge, an der großen Biegung des Yukon vorbei, ganz bis hierher. Und bis heute bist du der erste vom Volke meines Vaters, den meine Augen gesehen haben. Und ich wünschte, du wärst der letzte! Dieses Volk, mein eigenes Volk, ist einfältig, und ich habe große Ehre unter ihnen genossen. Mein Wort ist ihnen Gesetz, und ihre Priester handeln nach meinem Gebot – anders würde ich es mir nicht gefallen lassen. Wenn ich in ihrem Namen spreche, spreche ich auch in meinem eigenen. Wir bitten, daß ihr uns in Frieden laßt. Wir brauchen die Menschen eurer Rasse nicht. Wenn wir euch erlaubten, an unsern Feuern zu sitzen, so würden eure Kirche, eure Pfaffen und eure Götter euch folgen. Und ihr sollt wissen, daß ich von jedem Manne, der in mein Dorf kommt, verlangen werde, daß er seinen Gott verleugnet. Ihr seid die ersten, und ich gebe euch eine Frist. Dann tut ihr am besten zu gehen, und zwar bald.«
    »Ich bin nicht für meine Brüder verantwortlich«, sagte der andere und stopfte sich nachdenklich die Pfeife. Hay Stockard war zeitweise ebenso beherrscht in seiner Rede wie unbeherrscht in seinem Tun, aber auch nur zeitweise.
    »Aber ich kenne eure Rasse«, antwortete der Mischling. »Eurer Brüder sind viele, und ihr und die Euren seid es, die die Bahn treten, daß sie euch folgen. Sie werden einmal das ganze Land besitzen, aber nicht zu meiner Zeit. Ich habe schon gehört, daß sie an der Quelle des großen Flusses sind, und viel weiter abwärts befinden sich die Russen.«
    Hay Stockard hob hastig den Kopf. Das war ein höchst erstaunlicher geographischer Aufschluß. In der Hudson-Bucht-Station beim Fort Yukon hatte man andere Begriffe vom Lauf des Flusses und glaubte, daß er sich in das nördliche Eismeer ergieße.
    »Dann mündet der Yukon also in die Beringsee?« fragte er.
    »Ich weiß es nicht, aber am unteren Lauf sind viele Russen. Doch – das hat nichts damit zu tun. Ihr könnt weiterziehen und es mit eigenen Augen sehen. Ihr könnt wieder zu euren
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