Mein Herz ruft deinen Namen

mir noch einmal zu. Ich winkte zurück.
    Allein geblieben, rannte ich in den Wald. Mir war, als würde ich gleich explodieren, ich brauchte Schutz. Beim ersten großen Baum, der mir begegnete, blieb ich stehen, lehnte die Stirn an den Stamm und brach in Schluchzen aus. Ich weinte alle Tränen meines Lebens und schenkte der Buche all jene Umarmungen, die ich nie gegeben hatte. Ihre silbrige Rinde nahm meinen ganzen Schmerz auf. Zuletzt kauerte ich mich erschöpft an ihren Wurzeln nieder, wie ein Lamm zu Füßen des Muttertiers, und versank in einen raschen tiefen Schlaf.
    Beim Erwachen fühlte ich mich leicht, außerordentlich leicht. Draußen vor dem Wald leuchtete das Mittagslicht.
    Als ich den Schafstall erreichte, fiel mir das strahlende Gesicht einer alten Frau wieder ein, die ich auf meiner langen Wanderschaft in einem kleinen Bergdorf getroffen hatte. Sie war schwarz gekleidet und saß auf einer Bank, mit einem Stock in den knotigen, von der Arbeit abgehärmten Händen.
    Ich setzte mich neben sie, und auf die Frage »Wer ist Gott?«, antwortete sie mir: »Gott ist ein Kind, dem man die Windeln wechseln muss.«