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Mein Freund Tutenchamun, Band 2: Grabräuber (German Edition)

Mein Freund Tutenchamun, Band 2: Grabräuber (German Edition)

Titel: Mein Freund Tutenchamun, Band 2: Grabräuber (German Edition)
Autoren: Alfred Bekker
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Land.
    So nannte man das Reich des Wüstengottes Seth.
    So weit das Auge blickte war hier nur Geröll, rötlicher Sand und steinige Einöde zu sehen.
    Herkos rang nach Luft.
    Er blickte über das rote Land und achtete dabei auf jede Bewegung. Vielleicht lag es daran, dass ihm Tjesem erst gar nicht auffiel. Er stand nämlich vollkommen starr neben einem  Felsblock und sah dabei aus wie eines der Standbilder, die man von den neun Windhundgöttern an manchen Orteten bewundern konnte.
    Kein Laut kam aus seinem halb geöffneten Maul und der Schwanz wirkte so ordentlich aufgerollt, dass man kaum glauben konnte, dies sei wirklich ein lebendes Wesen war.
    „Tjesem! Bleib stehen! Ich komme zu dir!“, kündigte Herkos an. Und dabei dachte er: Nicht auszudenken, wenn ich schuld daran sein sollte, dass ein so wertvolles Geschenk an den Pharao einfach in die Wüste davonläuft!
    Herkos überlegte schon, wie er Tjesem festhalten konnte. Leider trug der Windhund kein Halsband. Und so würde es wahrscheinlich sehr schwierig werden, ihn einfach so zu packen, ohne dass er dem Prinz von Kreta durch die Finger glitt.
    Herkos näherte sich also vorsichtig.
    Und dann bemerkte er ein Zischen am Boden. Etwas von dem rötlichen Sand wurde aufgewirbelt und eine Kobra richtete sich auf. Mit diesem Tier war ganz gewiss nicht zu spaßen. Es öffnete sein Schlangenmaul etwas und die gespaltene Zunge wurde sichtbar. Immer wieder schnellte diese Zunge aus dem Schlangenmaul. Die Giftzähne waren darunter deutlich sichtbar.
    Der Körper der Kobra war jetzt gespannt wie ein Bogen. Sie schien bereit, jeden Moment nach vorn zu schießen und sich auf Tjesem zu stürzen.
    Tjesem wiederum wirkte so starr wie das berühmte Kaninchen vor der Schlange, obwohl er eigentlich ja ein Windhund war. „Na lauf doch!“, hätte Herkos ihm am liebsten noch einmal zugerufen. Aber er schluckte diese Worte herunter, denn er wusste sehr wohl, dass jedes weitere Geräusch den Angriff der Schlange auslösen konnte, die jetzt noch drohend und zischend vor Tjesem stand.
    Warum bewegte er sich nur nicht, ging es Herkos durch den Kopf. Hatte der Bann der Schlangengöttin Uto ihn getroffen? Schlangen und insbesondere Kobras waren schließlich – so wie zahllose andere Tiere auch in Ägypten – heilig.
    Herkos näherte sich noch ein wenig.
    Eine Hand umgriff den kurzen Zierdolch, den er am Gürtel trug. Die Klinge war aus Bronze und sogar recht scharf. Aber für den Kampf mit einer Schlange war Herkos viel zu langsam und außerdem hatte er sich auch zu nahe an das Reptil heranwagen müssen, um mit dem Bronzemesser irgend etwas ausrichten zu können.
    Also nahm Herkos vorsichtig einen Stein vom Boden auf.
    Für einen Moment wirkten sie alle drei – Herkos, Tjesem und die Schlange - so starr wie die Bilder an den Wänden der Amun-Tempel. Dann schleuderte Herkos den Stein. Er traf die Schlange genau. Mit einem wütenden Zischen schlängelte sie sich durch durch den rötlichen Sand davon und verschwand in einer Öffnung zwischen den Felsen.
    Herkos atmete tief durch. Dann klopfte er auf seine Schenkel. „Na komm schon, Tjesem! Oder willst du dummer Windhund darauf warten, dass die Schlange wieder aus ihrem Loch kommt!“
    Tjesem stieß einen hohen, fiependen Laut aus. Die Begegnung mit der Schlange hatte ihn offenbar auch sehr erschreckt. Dann rannte er auf Herkos zu und ließ sich bereitwillig von ihm in die Arme schließen.
    „Also, um dich zu tragen, bist du mir zu schwer!“, sagte der junge kretische Prinz. „Du folgst mir jetzt am Besten auf dem Fuß!“
    Herkos hielt Tjesem an den langen Haaren fest, die der Windhund am Nacken besaß. Als er aufsah bemerkte er einen der Bogenschützen aus Haremhabs Garde, die die Reise Pharaos begleiteten. Die Haut des Kriegers war tiefschwarz. Er kam aus dem Land Nubien, das weit im Süden lag – dort, wo man den Nil nicht weiter flussaufwärts fahren konnte, weil Stromschnellen und Wasserfälle diese gewaltige Wasserstraße immer wieder unterbrachen. Viele Nubier waren für die Armee des Pharao angeworben worden – vor allem als Bogenschützen.
    „Du hast Glück gehabt“, sagte der Nubier und senkte den bereits gespannten Bogen, in den er auch schon einem Pfeil eingelegt hatte.
    „Ach, die Schlange war doch noch weit von mir entfernt!“, meinte Herkos leichthin. „Und das Steine werfen habe ich auf Kreta gelernt. Ich war ziemlich gut darin, sie zum Beispiel über das Wasser flitschen zu lassen, sodass sie immer wieder
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