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Mein Freund Tutenchamun, Band 2: Grabräuber (German Edition)

Mein Freund Tutenchamun, Band 2: Grabräuber (German Edition)

Titel: Mein Freund Tutenchamun, Band 2: Grabräuber (German Edition)
Autoren: Alfred Bekker
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durch die Menge. Vor sich sah er Maatmosis gerade noch davonlaufen. Herkos hetzte ihm nach, stieß einen Man zur Seite und holte auf. Maatmosis lief unterdessen gegen einen völlig überladenen Esel, der einem Händler gehörte. Der Esel stieß einen durchdringenden Schrei aus. Die Töpferwaren, die man ihm auf den Rücken gebunden hatte, schlugen gegeneinander und zersprangen zum Teil. Der Händler fing an zu schimpfen und ehe Maatmosis weiterlaufen konnte, hatte sich Herkos auf ihn gestürzt. Er umklammerte Maatmosis' Beine, sodass er zu Fall kam. Beide stürzten sie zu Boden.
    Maatmosis versuchte sich zu befreien.
    „Mit dir wird dasselbe geschehen wie mit Perchuf!“, rief Herkos. „Und du weißt es!“
    Keuchend versuchte sich Maatmosis von dem Jungen zu befreien. Aber Herkos ließ nicht locker. „Verschwinde!“, stieß der falsche Lotse hervor.
    „Chep-meket hat dich beauftragt! Stell dich dem Pharao und rede über das, was du weißt, dann wird man dich nicht bestrafen!“
    „Seth möge dich mit seinem roten Sand bedecken!“
    „Das wird mit dir geschehen, denn dein Herr wird einen Zeugen wie dich nicht am leben lassen!“
    Maatmosis gab Herkos einen groben Schlag. Der Junge war benommen. Der falsche Lotse riss sich los, rappelte sich auf und stolperte davon. Den Händler, der wegen seiner zersprungenen Töpfe sehr aufgebracht war, stieß er grob zur Seite. Als Herkos sich wieder aufgerappelt hatte, war Maatmosis verschwunden.
    „Unser einziger Zeuge ist fort!“, sagte er, nachdem er zu Tutenchamun zurückgekehrt war.
    Aber der Pharao schüttelte den Kopf.  
    „Es gibt zwei Westliche, die alles Wissen in sich tragen – Perchuf und Ahmose“, widersprach der Pharao. „Und wenn ihnen der Mund verschlossen wurde, so wird man einen anderen für  die Toten sprechen lassen müssen!“
        
     
    Am Abend fand eine Zeremonie im Tempel des Osiris statt, bei der der Pharao als oberster Priester in Erscheinung treten musste. Der Legende nach hatte der Wüstengott Seth  seinen Bruder Osiris ja getötet, aber Osiris war schließlich wiederauferstanden und zum Herrn des Totenreichs geworden. Zur Erinnerung daran wurde zum Schein ein Begräbnis des Osiris durchgeführt. In dem großen Tempel von Abydos gab es dazu ein leeres Scheingrab, in dem ein leerer Sarkophag stand. Und die riesigen Osiris-Statuen, die ihn mal mit weißem und mal mit grünem Gesicht zeigten, sollten daran erinnern, dass Osiris immer wieder von neuem auferstanden war – genau wie die Pflanzen in der Natur, die immer wieder von Neuem aus dem Boden hervorkamen, oder die Sonne, die immer wieder von Neuem aufging, nachdem sie am Abend zuvor im Totenreich der Westlichen versunken war. Der Tempel war bis auf den letzten Platz gefüllt. Priester nahmen in den ersten Reihen an der Zeremonie teil, aber auch jeder, der in Abydos etwas auf sich hielt, war gekommen. Selbstverständlich auch Chep-meket, der Wesir. Er hatte mit seinem Gefolge einen herausgehobenen Platz. Herkos hingegen befand sich zusammen mit Anchesenamun und dem Gefolge des Pharaos ganz in der Nähe. Auch Tjesem war dabei. Schließlich gab es keinen Grund, die neun Windhundgötter etwa dadurch zu verärgern, dass man  Tjesem davon ausschloss. Gesänge erklangen, Gebete wurde gesprochen und Opfergaben und Blumen vor dem Scheingrab abgelegt.
    Auch der Pharao selbst tat dies. Er sprach ein Gebet, bei dem er Osiris als seinen Vater ansprach, denn schließlich galt er selbst ja als die Erscheinung seines Sohnes Horus.
    Als das Scheinbegräbnis abgeschlossen war, wandte sich Tutenchamun an die im Tempel versammelten Menschen. „Nicht immer bleiben die Tote in ihren Gräbern und manchmal sprechen  sie auch dann, wenn ihnen mit einem Zauber der Mund verschlossen wurde. Mich haben der Wesir Ahmose und der Grabräuber Perchuf erkennen lassen, wer sie tötete. Ahmose wurde zu einem Gastmahl geladen, auf dem sein Mörder ihn zu überreden versuchte, seinen Verdacht gegen ihn zu vergessen. Ein Verdacht, bei dem es darum ging, dass man skrupellose Grabräuber einfach gewähren ließ!“ Ein Raunen ging durch die Menge. Und Herkos sah von seinem Platz aus, wie Chep-meket sichtlich nervös wurde. „Perchuf der Grabräuber musste von seinem Mörder zum Schweigen gebracht werden. Er saß schon im Kerker und hätte gewiss ausgesagt – aber dann wurde er frei gelassen und bekam einen Schluck besten Wein. Er hat den Kelch nicht einmal austrinken können, da war er schon tot...“
    Einige
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