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Mein Freund Tutenchamun, Band 2: Grabräuber (German Edition)

Mein Freund Tutenchamun, Band 2: Grabräuber (German Edition)

Titel: Mein Freund Tutenchamun, Band 2: Grabräuber (German Edition)
Autoren: Alfred Bekker
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Augenblicke herrschte nun vollkommenes Schweigen im Tempel. „Der Mörder hat es gewagt, hier her zu kommen, unter das Antlitz des wiederauferstandenen Osiris! Aber ich bin überzeugt, dass das schlechte Gewissen auch jenen hier her getrieben hat, der sich als falscher Lotse an Bord der königlichen Barke begab und sie zum Kentern brachte. Er möge wissen, dass der Pharao ihm verzeiht – aber ob Osiris und Anubis seine Seele noch gegen eine Feder aufwiegen und ins Reich der Westlichen einlassen werden, ist wohl sehr ungewiss. Denn die Westlichen wissen über all das Bescheid, was ich jetzt sage...“
    In diesem Moment riss sich Tjesem los und rannte zwischen den Beinen der Anwesenden her. Zielsicher erreichte er in der Menge einen Mann, dessen Gesicht Herkos sofort erkannte.
    Es war niemand anderes als Maatmosis.
    Tutenchamuns Annahme war als richtig gewesen! Das schlechte Gewissen, die Furcht vor dem Urteil der Götter und vielleicht auch die Angst davor, dass Chep-meket auch ihn umbringen würde, hatten ihn hier her getrieben.
    Unruhe entstand im Tempel. „Maatmosis möge jetzt sprechen, denn ihm hat niemand den Mund verschlossen!“, rief der Pharao.
    Der falsche Lotse drängte sich nun durch die Menge nach vorn. Er fiel auf die Knie. „Ja, es ist wahr, was die Westlichen Euch erkennen ließen, o Pharao!“, rief er. „Es war Chep-meket, der mir den Auftrag gab, Eure Barke zum Kentern zu bringen! Denn Ihr durftet Abydos nicht erreichen, weil er sich davor fürchtete, dass all seine Machenschaften ans Licht kämen, wenn es zu einer Untersuchung käme!“
    „Das ist eine Lüge!“, rief Chep-meket und sprang von seinem Platz auf.
    Aber Pentafer und ein paar Wächter aus Haremhabs Garde hatten ihn bereits in ihre Mitte genommen, sodass er unmöglich flüchten konnte.
    „Hier sind die Silberstücke, die ich bekam!“, rief Maatmosis und warf sie klirrend auf den Boden. Niemand hätte es gewagt, sich danach zu bücken und sie einzustecken, denn auf ihnen lastete ein Fluch. „Du kannst vielleicht ein Menschengericht belügen, aber nicht das Gericht der Götter, dass bei den Westlichen auf dich wartet!“
    Chep-meket erbleichte. Er schien zu ahnen, dass er überführt war.
    „Nehmt ihn fest!“, befahl Tutenchamun. „Und in Zukunft soll kein Wesir mehr in Abydos regieren, der mit Grabräubern zusammenarbeitet und selbst vor Mord nicht zurückschreckt!“
     
     
    Einige Tage später segelten Tutenchamun und Herkos an Bord der MACHT DES OSIRIS wieder flussabwärts. Die anderen Schiffe folgten ihnen. Die Segel waren eingeholt waren, denn der Wind kam geradewegs von vorn. Aber die Strömung reichte völlig aus, um sie voranzutreiben.
    Anchesenamun kraulte Tjesem hinter den Ohren, aber der Windhund schien eine andere Gesellschaft vorzuziehen. Er legte sich neben Herkos.
    „Ein Pharao hat nicht viele Freunde“, sagte Tutenchamun plötzlich, nachdem sie schon eine ganze Weile geschwiegen hatten. „Das habe ich in Abydos wieder mal erfahren müssen. Darum möchte ich einem der wenige Freunde, die ich habe, ein Geschenk machen.“
    „Ein Geschenk?“, fragte Herkos.
    Tutenchamun lächelte und deutete auf Tjesem. „Ich hoffe, es stört dich nicht, dass es ein Geschenk aus zweiter Hand ist, Herkos! Aber ich glaube, die neun Windhundgötter werden erleichtert aufbellen, wenn du von nun an der Herr dieses Tieres bist!“
     
     
     
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