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Tanz der Verführung

Tanz der Verführung

Titel: Tanz der Verführung
Autoren: Catherine Kean
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1. Kapitel
    Tangston Keep, England 1192
    M ylady, dieser erbärmliche Plan gefällt mir ganz und gar nicht.«
    Lady Rexana Villeaux fröstelte im eisigen Nachtwind, der durch die Vorhalle von Tangston Keep peitschte.
    »Ich weiß, Henry, aber es ist die einzige Möglichkeit, um an die Liste zu kommen, auf der die Verräter stehen.«
    Sie schmiegte sich an die Steinwand in den Schatten am Fuße der Treppe. Derbes Lachen, Lauten- und Trommelmusik drangen aus dem großen Saal. Als sie ihren Schleier glatt zog, der Nase und Mund bedeckte, und das seidene Tuch, das sie um den Kopf gelegt hatte, zurechtrückte, klingelten die Glöckchen, die sie an ihren Handgelenken trug. Das Gewicht des Schmuckes drückte auf ihre Haut, ein fremdartiges Gefühl.
    Zitternd holte sie Luft. Würde ihre Verkleidung den ersehnten Erfolg haben? Henry betrachtete sie im Dämmerlicht, er wirkte besorgt. Rexanas Magen krampfte sich zusammen, doch sie durfte der Angst nicht nachgeben. Sie musste ihre Gedanken ganz auf ihre Aufgabe richten. Das Leben ihres Bruders hing allein von ihr ab. Geliebter, ungestümer Rudd, er war der Einzige, der ihr noch geblieben war.
    Sie wischte sich die schweißnassen Hände an ihrem bestickten Rock ab und stieg die Treppe hinauf.
    Henry ging neben ihr. Das Licht der Fackeln ließ sein graues Haar glänzen und warf Schatten auf die bitteren Züge um seinen Mund.
    »Ich hoffe nur, Euer dummer, hitzköpfiger Bruder wird zu schätzen wissen, welche Gefahr Ihr auf Euch nehmt, um seinen Hals zu retten.«
    Rexana sah Henry durchdringend an. »Hüte deine Zunge. Er ist nicht länger dein Schüler, sondern Herr von Ickleton Keep. Dein Lord.«
    »Bei allem Respekt, Mylady, aber er ist gerade mal fünfzehn Jahre alt und fast noch ein Kind.« Henry hob mahnend die Hand, die über die Jahre vom ständigen Gebrauch des Schwertes schwielig geworden war. »Ich kann mich noch gut an den Tag erinnern, als Eure Eltern ihn zu mir brachten. Ganz rosig und zerknautscht, quietschte wie ein Schweinefurz.«
    Rexanas Herz zog sich schmerzlich zusammen. »Ach, Henry!«, seufzte sie.
    »Ihr habt recht. Das ist wahrlich nicht der richtige Augenblick, um über solche Dinge zu reden. Mögen Eure Eltern in Frieden ruhen.« Henrys Blick verdüsterte sich. Mit seiner narbigen Hand griff er nach Rexanas Ellbogen und zog sie aus dem Licht, das aus dem Saal fiel. »Mylady, nun seht Euch doch an. Ihr, die Tochter eines Earls, seid wie eine gottlose Hure gekleidet. Ich muss wahnsinnig gewesen sein, als ich Euch das gestattet habe.«
    Sie schluckte ihren Ärger herunter. Heiliger Himmel, sie brauchte nun wirklich nicht sein Einverständnis. Wann würde Henry endlich aufhören, sie wie das Kind zu behandeln, das auf seinem Schoß herumgehopst war und erlesene Süßigkeiten von ihm bekommen hatte?
    »Das ist nicht Wahnsinn, Henry, sondern Schicksal. Eigentlich hätte das Mädchen, das in der hiesigen Gauklertruppe die sarazenische Geliebte spielt, vor dem Sheriff auftreten sollen …«
    »Aber sie ist krank geworden«, nickte Henry. »Ich habe ihr selbst durch die Pforten von Ickleton geholfen und dann den Heiler für sie gerufen.«
    »Ein Segen, dass mir ihre Kleider so gut passen.«
    Er schnaubte missbilligend. »Kein Segen, eher ein Fluch.«
    Rexana blickte auf ihre steifen Finger herab, die wie ihr ganzer Körper mit einer dünnen, dunklen Schicht aus Schmutz und Staub bedeckt waren. »Das Mädchen kannte niemanden, der an ihrer Stelle hätte tanzen können, und uns hat es Einlass in Tangston Keep verschafft. Henry, wir müssen
um jeden Preis
das Schreiben finden, auf dem die Namen der verfluchten Verräter stehen und das der Sheriff dem König schicken will.«
    »Weil aus welchem Grund auch immer Rudds Name auf der Liste zu finden ist«, seufzte Henry. »Könnte es nicht sein, dass die Magd, die aus Tangston geflohen ist, irgendetwas falsch verstanden hat von dem, was sie mithören konnte? Sie war ganz außer sich und lamentierte über die barbarischen Sitten des Sheriffs.«
    »Ihr verstorbener Vater hatte meinem Vater Treue geschworen. Außerdem ist sie eine Vertraute von Rudd. Sie hätte keinen Grund gehabt zu lügen.«
    Jubel und Gelächter brandeten im Saal auf, und Rexana sah schaudernd in die Richtung, aus der der Lärm kam. »Rudd hat nichts mit dem Aufstand gegen den König zu tun. Ich werde nicht zulassen, dass er des Verrats beschuldigt wird und ins Verderben gerät.«
    Henry berührte sanft ihren Arm. »Bitte, Mylady, aber müsst Ihr denn
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