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Mein Freund Tutenchamun, Band 2: Grabräuber (German Edition)

Mein Freund Tutenchamun, Band 2: Grabräuber (German Edition)

Titel: Mein Freund Tutenchamun, Band 2: Grabräuber (German Edition)
Autoren: Alfred Bekker
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genannt hatte. „Ehrlich gesagt, bin ich mir nicht sicher, welcher der neun Arten er überhaupt angehört“, meinte er. „Und damit kann ich mir auch nicht sicher sein, welchem der neun Windhundgötter ich ihn weihen sollte, wenn ich ihm einen Namen gebe!“
    „Könnte ein Mischling sein!“, glaubte Herkos.
    Aber Tutenchamun schüttelte energisch den Kopf. „Das glaube ich nicht. Niemand würde es wagen, mir einen minderwertigen Hund zu schenken!“
    „Wer sagt, dass er minderwertig ist!“, erwiderte Herkos. „Im Gegenteil: Kann doch sein, dass er die guten Eigenschaften von mehreren Arten in sich vereinigt!“
    „Und die Macht von mehreren Windhundgöttern!“, mischte sich Anchesenamun ein.
    Aber bei dem jungen Pharao überwogen die Zweifel. „Wenn ich ihm einen falschen Namen gebe oder ihn der falschen Windhund-Gottheit weihe, dann könnte das Unglück bringen. Die Götter soll man nicht beleidigen...“
    „Naja, aber die neun Tjesem-Götter sind ja nun wirklich nicht die bedeutendsten Götter Ägyptens!“, meinte Herkos etwas leichtfertig. „Wenn es jetzt Amun oder Osiris, der Herr der Unterwelt... Aber...“
    „Für jemanden, der von einer fernen Insel kommt und für den unsere Götter fremd sind, mag das stimmen“, schnitt ihm Tutenchamun das Wort ab. „Aber nicht für den Pharao! Ich werde Tjesem also erstmal keinen Namen außer Tjesem geben, denn damit beleidige ich keinen der neun Windhundgötter!“
    Herkos zuckte mit den Schultern.
    Tjesem bellte einmal laut und kräftig, fast so, als würde er den Worten des jungen Pharao zustimmen. „Mir soll es recht sein“, sagte Herkos.
    „Sieh dich um, Herkos“, sagte Tutenchamun. „In allem, was hier lebt und herumfliegt und sich bewegt ist die Macht der Götter enthalten. Der Nil selbst ist ein Gott und in den Krokodilen lebt Sobek. Die Nilpferde, die heiligen Ibisse, die mit ihren krummen Schnäbeln auf Fischjagd gehen und den streunenden Katzen in den Straßen unserer Hauptstadt – in jedem dieser Wesen lebt die Macht der Götter genauso, wie in der Sonnenscheibe, die jeden Tag im Osten aufsteigt und am Abend hinter den Sanddünen der Wüste im Westen wieder in die Finsternis des Totenreichs versinkt. In alledem zeigt sich die Macht der Götter! Sie nehmen die unterschiedlichsten Gestalten an und erscheinen uns auf vielfältige und manchmal unerwartete Weise! Unsere Götter sind wie die Schauspieler, die an meinem Hof auftreten und verschiedene Masken anlegen und es ist unmöglich ihrer Macht zu entgehen!“
    „Was mein Bruder damit sagen will ist: Dass wir nicht den Fehler unseres Vaters wiederholen wollen!“, mischte sich nun Anchesenamun ein.
    Herkos nickte.
    „Das verstehe ich“, sagte er.
     
     
    Herkos war lange genug am Hof des Pharao um zu wissen, was es mit dessen Vater auf sich hatte. Echnaton hatte alle Götter abschaffen und sie durch einen einzigen, nämlich die Sonnenscheibe Aton ersetzen wollen. Aber das hatte großen Widerstand im Land ausgelöst – vor allem natürlich bei den Priestern der anderen Götter. Und bevor Tutenchamun den Thron bestieg, musste er dem Glauben daran, dass die Sonnenscheibe Aton der einzige Gott sei, abschwören und sogar seinen Namen ändern.
    Früher hatte er Tutenchaton geheißen, was Ebenbild des lebenden Aton hieß. Jetzt bedeutete sein Name Ebenbild des lebendigen des Amun, nach dem zeitweilig verbotenen mächtigen Gott Amun. Er wurde vor allem in Oberägypten verehrt und zumeist als Mensch mit blauer Haut und Federkrone dargestellt. Manchmal trug er aber den gehörnten Kopf eines Widders.
    Die Priester des Amun misstrauten dem jungen Pharao und immer wieder gab es Gerüchte darüber, dass sie am liebsten jemand anderen an seine Stelle setzen wollten.
    „Ich muss sehr vorsichtig sein, was die Götter betrifft“, erklärte Tutenchamun. „Denn jeder Fehler könnte mir so ausgelegt werden, dass ich vielleicht ähnliche Pläne hege wie mein Vater Echnaton und den Priestern wieder ihren Besitz wegnehme!“
     
     
    Die Stunden gingen dahin und ein Diener reichte zwischendurch ein paar Früchte. Anschließend bekamen auch Anchesenamun und Herkos etwas davon angeboten. Für größere Mahlzeiten war es einfach zu heiß. Herkos bemerkte, wie sich im hinteren Teil des Schiffes zwei Männer sehr intensiv unterhielten. Der eine war groß und breitschultrig. Er trug die Rüstung eines Befehlshabers, die aus vielen kleinen Platten aus Kupfer bestand, die miteinander auf kunstvolle Weise verbunden
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