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Mein Freund Dewey, der beruehmteste Kater der Welt

Titel: Mein Freund Dewey, der beruehmteste Kater der Welt
Autoren: Vicki Myron , Bret Witter
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noch sein Kopf und sein Schwanz sichtbar, die vorne oder hinten aus der Schachtel hingen. Er starrte ins Leere und tat, als existiere die übrige Welt nicht mehr.
    Damals gab es im Bundesstaat Iowa zu den Steuerformularen passende Umschläge, und wir stellten für unsere Besucher immer eine Schachtel zur Verfügung. Dewey hat mindestens die Hälfte seines ersten Winters in einer solchen Schachtel verbracht.
    »Ich brauche einen Umschlag«, sagte manchmal ein Besucher, »aber ich möchte Dewey nicht stören. Was soll ich tun?«
    »Seien Sie unbesorgt! Er schläft.«
    »Aber wenn ich einen Umschlag herausziehe, wecke ich ihn doch!«
    »Nein, nein, keine Angst, Dew bekommt überhaupt nichts mit.«
    Gewöhnlich rollte der Besucher Dewey dann ein wenig auf die Seite und zog ganz sacht einen Umschlag unter ihm heraus. Er hätte den Umschlag auch mit Schwung herausziehen können – er hätte Dewey nicht geweckt. Unser Kater schlief ausgesprochen fest.
    »Die Katzenhaare gibt es gratis dazu«, erklärte ich dann meist.
    Ein weiterer Lieblingsplatz für Deweys Nickerchen war die Rückseite des Kopierers.
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, klärte ich die Besucher auf. »Sie können ihn gar nicht stören. Er schläft da, weil es warm ist. Je mehr Sie kopieren, desto mehr Wärme erzeugt das Gerät und desto wohler fühlt sich unser Kater.«
    Die Belegschaft hatte im Umgang mit dem Kater inzwischen keine Skrupel mehr.
    Bereits am Anfang hatte ich beschlossen, dass wir von den Bibliotheksgeldern keinen Penny für Dewey ausgeben würden. Stattdessen hatten wir im Büro eine Spardose aufgestellt, in die wir regelmäßig unser Kleingeld warfen. Außerdem sammelten wir unsere Getränkedosen. Cynthia Behrends brachte sie jede Woche zu einem Wertstoffhof und erhielt dafür ein paar Dollar. Somit kamen wir Angestellten für unser Katerchen auf. Als Gegenleistung schenkte uns Dewey unzählige schöne und lustige Erlebnisse.
    Dewey liebte es, sich in Schubladen zu verstecken und ruhig abzuwarten. Wenn man die Schublade öffnete, sprang er wie ein Schachtelteufel heraus und erschreckte uns zu Tode. Wenn wir zurückgegebene Bücher wieder einsortierten, sprang er auf den Bücherwagen und wollte herumgefahren werden. Und wenn Kim Peterson, die Büchereisekretärin, etwas tippen musste, wussten wir, dass gleich eine Show beginnen würde. Sobald ich Kim die Tasten betätigen hörte, legte ich meine Arbeit weg und wartete auf das Signal.
    »Dewey jagt wieder die Klickerdinger!«, rief Kim dann immer.
    Ich lief schnell herbei, um Dewey auf Kims großer, weißer Schreibmaschine hocken zu sehen. Sein Kopf folgte den Bewegungen des Typenrads von links nach rechts und wieder zurück, bis er es nicht mehr aushielt und mit der Pfote nach den »Klickerdingern« schlug, den kleinen Hebeln, die die Buchstabentypen gegen Farbband und Papier drückten. Meist standen alle lachend um Kim und Dewey herum. Die Streiche unseres Katers zogen stets Publikum an.
    Doch was auch immer an Interessantem geboten wurde – von seinem festen Tagesablauf ließ sich Dewey durch nichts ablenken. Um genau zehn Uhr dreißig besuchte er Jean im Aufenthaltsraum. Sie aß in ihrer Frühstückspause einen Joghurt, und wenn Dewey ihr lange genug dabei zusah, ließ sie ihn den Deckel ablecken. Jean war eine sehr ruhige und fleißige Mitarbeiterin, aber sie fand immer einen Weg, Dewey etwas Gutes zu tun. Wenn er sein Nickerchen nicht alleine machen wollte, legte er sich über ihre linke Schulter – immer nur über die linke Schulter, nie über die rechte.
    Nach einigen Monaten wollte sich Dewey von uns nicht mehr im Arm halten lassen. Vermutlich fand er das inzwischen zu babyhaft. Nach und nach übernahm die gesamte Belegschaft Jeans Schultertragetechnik. Wir bezeichneten sie als »Dewey-Tragetechnik«.

6
Was Dewey hasste

    Dewey forderte mich gelegentlich dazu auf, mal Pause zu machen. Das war gut, denn ich neigte dazu, zu viel zu arbeiten. Oft saß ich stundenlang so konzentriert am Schreibtisch, dass ich von Deweys Anwesenheit nichts mitbekam, bis er auf meinen Schoß sprang.
    »Wie geht es dir, mein Baby?«, sagte ich dann und lächelte. »Es ist schön, dich zu sehen.«
    Ich streichelte ihn ein bisschen und wandte mich dann wieder meiner Arbeit zu. Wenn ihm meine Streicheleinheiten nicht gereicht hatten, sprang er auf meinen Schreibtisch und begann herumzuschnuppern.
    »Kann es sein, dass du dich ganz zufällig auf das Blatt gesetzt hast, auf das ich gerade schreibe?«
    Ich
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