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Mein Freund Dewey, der beruehmteste Kater der Welt

Titel: Mein Freund Dewey, der beruehmteste Kater der Welt
Autoren: Vicki Myron , Bret Witter
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nicht passierte.
    Weil es in Spencer keinen Allergologen gab, ließ ich mich von zwei Allgemeinärzten beraten. Unsere Bücherei bestand aus einem einzigen großen Raum, der von 1,20 Meter hohen Regalreihen unterteilt wurde. Das Büro der Bibliothekarinnen war durch eine Wand abgeteilt, die oben 1,80 Meter Abstand zur Decke hatte. In dieser Wand waren zwei offene Durchgänge. Im Raum selbst gab es keine anderen Raumteiler als Regale, die aber nirgends bis zur Decke reichten. Dank dieser Innenraumgestaltung konnte sich Dewey jederzeit ins Büro zurückziehen. Außerdem würde sie verhindern, dass sich irgendwo große Mengen von Hautschuppen und Haaren ansammelten. Offenbar war die Bücherei von ihrer Anlage her allergikerfreundlich.
    Wenn eine der Beschäftigten jedoch eine Kat zenhaarallergie gehabt hätte, wäre das ein Problem gewesen, aber ein Büchereibesuch von einigen Stunden alle paar Tage war gesundheitlich bedenkenlos, da waren sich die beiden Ärzte einig.
    Die Eltern waren zunächst skeptisch, aber die meisten kamen versuchsweise mit ihren Kindern zu uns. Bei jedem Besuch hielt ich Dewey vorsichtshalber auf dem Arm. Ich wusste ja nie, wie die Eltern reagierten oder wie sich Dewey verhielt, zumal die Kinder meist aufgeregt waren. Sie näherten sich ihm zunächst sehr vorsichtig und flüsterten: »Hallo, Dewey«, fingen dann aber bald zu quietschen und zu kreischen an.
    Mit den Worten: »So, das ist genug« zogen die Eltern sie dann von dem Kätzchen weg. Dewey machte der Lärm nichts aus. Er war das friedlichste Kätzchen, das ich je gesehen hatte. Allerdings schien er verwundert darüber, dass ihn manche Kinder nicht streicheln durften.
    Einige Tage später wagte eine Familie einen zweiten Besuch. Dieses Mal hatten sie einen Foto apparat dabei. Ihr kleiner Junge, der auf Katzenhaare allergisch war, durfte sich neben Dewey setzen und ihn streicheln, und seine Mutter machte Fotos.
    »Justin kann keine Haustiere haben«, erzählte sie mir, »und mir war bis jetzt nicht klar, wie sehr er das vermisst. Er hat Dewey schon jetzt furchtbar lieb.«
    Ich liebte Dewey auch. Wir alle liebten ihn. Wie hätte man seinem Charme auch widerstehen können? Er war anhänglich, freundlich und niedlich. Und er hinkte immer noch auf seinen frostgeschädigten Pfoten.
    Was mich damals aber erstaunte war, wie sehr Dewey uns liebte und wie unbefangen er in Gegenwart von Fremden war. Es war, als würde er denken: Ich bin unwiderstehlich, nicht wahr ?
    Mir dämmerte allmählich, dass Dewey sich selbst nicht als gewöhnliche Katze sah. Er hielt sich von Anfang an für jemand ganz besonderes – und lag damit auch richtig.

4
Dewey Readmore Books

    Dewey hatte großes Glück gehabt. Nicht nur, dass er die Nacht in der eiskalten Bücherklappe überlebt hatte. Er war auch zu Menschen gekommen, die ihn liebten, und in eine Bücherei, die ideal für ihn war. Es gab keinen Zweifel daran, dass Dewey hier ein wunderbares Leben führte. Doch auch die Stadt Spencer hatte Glück gehabt, denn Dewey traf genau zum richtigen Zeitpunkt ein. Jener Winter war nämlich nicht nur sehr kalt, sondern auch einer der Tiefpunkte in Spencers Geschichte.
    Die Stadt Spencer war von der Landwirtschaft geprägt. Rings um den Ort herum lag eine Farm neben der anderen. In den 1980er-Jahren machte die Landwirtschaft in unserer Region eine Krise durch. Land zu kaufen, war sehr teuer geworden, doch für ihre Produkte bekamen die Farmer zu wenig Geld. Nach und nach gaben sie ihre Betriebe auf. Und weil die Landwirte ihre Kredite nicht mehr zurückzahlen konnten, gingen auch die Banken pleite. Die Geschäfte in der Stadt folgten, weil niemand mehr ihre Waren kaufte. Die Leute verloren ihre Arbeit. Noch mehr Farmen wurden aufgegeben.
    Nach einer Weile kam es einem vor, als würde die Stadt allmählich zusammenbrechen. Man machte sogar schon Witze darüber: Der letzte Ladeninhaber, der das Zentrum von Spencer verließ, solle doch bitte das Licht ausschalten, hieß es.
    Dann trat Dewey in unser Leben. Natürlich sollte man da nicht zu viel hineininterpretieren, denn Dewey schuf keine Arbeitsplätze und er löste auch keinen wirtschaftlichen Aufschwung aus. Doch er war eine willkommene Ablenkung in schweren Zeiten. Und er war noch viel mehr: Deweys Geschichte rührte die Bewohner von Spencer. Er war ein Streuner, den jemand zum Sterben in die Bücherklappe geworfen hatte, aber er hing am Leben. Er hatte jene furchtbare Nacht überlebt. Und aus diesem grausamen Streich
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