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Mein Afrika-Tagebuch

Mein Afrika-Tagebuch

Titel: Mein Afrika-Tagebuch
Autoren: Bill Bryson
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es unbeschreiblich schön. W i r wurden vom Kurator Ali Abdala Alausy heru m g e f ührt, einem witzigen, fröhlichen Mann, der sich so sehr über unseren Be s uch freute, dass er uns auf eine – im wahrsten Sinne des Wortes – erschöpfende Tour m itnah m . Kein Alkoven oder Giebeldreieck, des s en Geschichte wir nicht lückenlos vernah m en, keine Grube und keine Behausung, deren ausgegrabenen Inhalt er uns nicht in aller Aus f ührlic h keit sc h il d erte. Voll neuen Wissens und Bewunderung waren wir beim Abs c hied fällig für ein se h r großes Glas.
    W i r übernachteten im Driftwood Beachclub Hotel, einem schicken, aber unübersehbar zu wenig ausgelasteten Etablisse m ent dire k t am Indischen Ozean in Malindi. Außer uns saß nur ei n e vierköpfige Fa m ilie an einem entfernten Tisch in dem großen Speisesaal – weiße Kenianer auf Urlaub, m einte Nick.
    W i r waren zwar von der schla f losen Nacht im Zug alle müde, doch trotzdem ungewöhnlich gedä m p fter Stim m ung. Da begriff ich es noch nicht, aber m i t Ausnah m e Jennys, die vor nichts Angst hat, waren wir insgeheim davon überzeugt, dass wir am nächsten Morgen sterben m üssten.

Mittwoch 2. Oktober
     
    Vor ein paar Jahren saß ich in ei n em sechzehn s itzigen Propellerflugzeug auf einem Linienflug von Boston zu m ein e m H e i m atflughaf e n in New H a m pshire und das Flugzeug kam bei schlechtem W etter vom Kurs ab. Es konnte den Flughafen nicht finden. Vierzig Minuten lang irrten wir h eru m , fielen gelegentlich durch die niedrigen Wolken (in denen sich, dieser Erkenntnis konnte ich m ich nicht verschließen, auch viele Berggipfel befanden), dann gewann der Pilot seine Orientierung zurück oder hatte einfach nur Glück und setzte uns nach einem so steilen Sinkflug auf die Piste, dass ich bisweilen i mm er noch morgens um drei im Bett auff a hre und daran denke. D a m als schwor ich m i r, nie wie d er ein Kleinflugzeug zu betreten. D ann flog ich vor zwei Jahren in eben solch einem über die Fidschi-Inseln, und zwar fast, aber leider nicht ganz, vor der Front des größten tropischen Stur m s her, den ich je zu erleben hoffe, und ich gelobte erneut, unter keinen, wie auch immer gearteten Umständen, noch ein m al einen Fuß in ein Kleinflugzeug zu setzen.
    Und jetzt wollte ich in einem Dritte- W elt- L and 400 Kilo m eter m it einem Charter f lug z eug in Bandite n l and fliegen. Beim Frühstück erwähnte ich m eine Bedenken gegenüber Nick Southern.
    »Ich weiß genau, was Sie m einen«, sagte er aufgeregt.
    »Mir schlottern auch schon die Knie.«
    »Das hatte ich ja nun nicht zu hören gehofft«, sagte ich.
    »Mir schlottern die Knie«, sagte er noch ein m al, da m it ich’s auch ja begriff.
    »Ich hatte ja eher gehofft, dass Sie m i r sagen, es passiert nichts und diese Flugzeuge stürzen nie ab.«
    »Nein, nein, sie stürzen d a uernd ab«, sagte Nick.
    »Das weiß ich, Nick. Aber ich hatte gehofft, Sie würden m i r sagen, dass sie in Kenia aus irgendeinem Grunde nicht abstürzen und dass aus einem anderen Grund, auf den ich noch gar nicht gekom m e n bin, die besten Piloten der W elt hierher kom m en und Chart e rflugzeuge fliegen.«
    Aber Nick hörte m i r offenbar nicht m ehr zu. »Sie stürzen dauernd ab«, sagte er. »Der ar m e Richard Leakey hat bei einem Flugzeugabsturz in Kenia beide Beine verloren!«
    »Das ist m i r wohlbekannt«, sagte ich.
    »Und dabei hatte er noch Glück«, fügte er geheimnisvoll hinzu.
    Dann kam Dan, auch er ein v e rz a gter F lie g er, an d e n Frühstückstisch. Er war schneeweiß und in einem noch erbar m ungswürdigeren Zustand, weil er sich aus Versehen die Zähne m it Sonnencre m e geputzt hatte. Und als der ar m e Justin Linnane auftauchte, sah er ähnlich gespenstisch aus. Er w ar nervös, weil er noch nie m it einem Kleinflugzeug geflogen war und jetzt feststellen musste, dass er seinen Jungfernflug in Gesellschaft der drei hysterischsten Flieger in Afrika m achte. Nur Jenny blieb gelassen.
    Und so kam es, dass wir eine Stunde später auf d e m Flughafen von Malindi gegen die R eifen des einmotorigen Flugzeugs traten – und es pen i b el un ters u c h te n ; es so l l te uns zu d em CARE-Flüchtling s lager in d em weit entfernten, staubigen Da d aab und am frühen Abend von dort nach N airobi bringen.
    Zu m einer Freude kann ich berichten, dass die Maschine zie m lich neu und heil war und der Pilot, ein seelenruhiger Mann na m ens Nino, unbestreitbar nüchtern und verlässlich
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