Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Afrika-Tagebuch

Mein Afrika-Tagebuch

Titel: Mein Afrika-Tagebuch
Autoren: Bill Bryson
Vom Netzwerk:
e Gastgeber außerhalb der Lager bestehen. Es wäre ungerecht und würde zu Aggressionen führen. Und alle wären gern Flüchtlinge. Was konkret heißt: Man kann im m er nur bis zu einem bestim m t en Punkt etwas tun.«
    »Aber die Jugendlichen«, sagte ich. »Sie haben keine Zukunft.«
    »Ich weiß«, sagte er. »Ich weiß.«
    Bei unserem folgenden Rundgang durch das Lager zeigte Dan uns auf dem Schu l gelände einen pfiffigen selbstschließenden Hahn an einem Wassertank und sagte, Nick habe ihn erdacht, sei aber zu bescheiden, es zu erwähnen. Nick, stellte sich heraus, ist Wasserbauingenieur von Beruf und der W asserhahn war eines seiner ersten Pr o j ekte in Afrika. Nun könne m an sie überall in Afrika finden, erzählte m i r Dan.
    Inte r essa n te r weise haben f ast alle CARE-Mitar b eit e r im Auslandsei n satz ei n en anderen Beruf erlernt. David Sanderson war Architekt, bevor e r Entwic k l u ngshel f er wurde, Adam Koons, den wir ein, zwei Tage später kennenlernten, Fotograf in der Madison Avenue in New York. Und der Mann, der in seinem früheren Leben den runden Teebeutel erdacht hat, arbeitet jetzt in Ghana für CARE.
    »Die Leute, die vor Ort a r beiten, sind anders als wir übrigen«, sagte Dan, als wir heru m liefen. »Sie sind weit weg von ihren Freunden und F a m i lien in Ländern wie hier, wo das Leben m eist schwierig und gefährlich ist, und versuchen, ihnen unbekann t en Menschen zu ei n e m besseren D asein zu verhelfen. Schon irre. Könnten Sie das ? «
    »Nein«, sagte ich.
    »Ich auch n i cht.« Er dachte einen Mo m ent nach. »Aber ich wäre auch nie auf d e n runden Teebeutel gekommen.«
    Am späten Nach m ittag gingen wir zu de m kleinen Flugplatz, um die neunzig Minuten zurück nach Nairobi zu fliegen. Ich fragte Nino, wie das Wetter dort sei.
    »Ich erzähl’s Ihnen, sobald wir näher dran sind«, sagte e r ausweiche n d, als wis s e er m ehr, als er m i r m itteil e n wollte.
    Zehn Minuten vor unserer Ankunft in Nairobi begriff ich, warum er so wortkarg gewesen war. Vor uns tobte ein Stur m . Und zwar heftig. W enn man in einem kleinen Flugzeug weit vorn sitzt, k a nn m an alles sehen – links, rechts, direkt vor eine m . Gut sah nun nichts aus.
    W i r befanden uns über den äußeren Vororten Nairobis und schon weit im L a ndeanflug, als wir in die ersten Turbulenzen gerieten, die aber nic h t allzu sc h li m m waren. Man hatte keineswegs das Gefühl, als fielen die Tragflächen ab oder so was. Doch dann kam der Regen – im Stakkato, plötzlich und lautstark, als werde die Frontscheibe von nassen Kugeln bo m bardiert. Vielleicht ist es im m e r so im Co c kpit und m a n kriegt nur nie was davon m it, weil m an no r m alerweise in einem davon abgeschlossenen Teil dahinter sitzt. Nichtsde st otrotz war es alles andere als beruhigend. S chlim m er noch, nach einer Minute war klar, dass N i no nichts, aber auch gar nichts sehen konnte. Auf der Suche nach einem klitzekleinen Fleck, durch den etwas zu erkennen war, bewegte er den Kopf von Punkt zu Punkt auf der gesa m ten Frontscheibe und drückte die Nase ans Glas. Ich verstand nicht, warum er den Schei b enwi s cher nicht anstellte, schaute dann genauer hin und sah, dass es keinen Scheibenwischer gab. Ich warf Nick einen kurzen Blick zu und uns durchfuhr gleichzeitig ein einziger Gedanke: Es gibt keinen Scheibenwischer!
    Eigentlich zwei Gedanken: Es gibt keinen Scheibenwischer und jetzt sterben wir alle!
    Mittlerweile hüpfte Nino auf seinem Sitz heru m , als versuche er das Flugzeug zu landen, während er von Feuera m eisen attackiert wurde. W enn er durchs Seitenfenster spähte, bekam er anscheinend eine sehr grobe V orstellung von unserer Position. D i e war allerdings so grob, dass er zwei m al eine scharfe Kurve flog, als weiche er einem hohen Gebäude oder dergleichen aus. Es wurde rapide schlim m er als in m einen schlim m sten Alpträu m en.
    Aber Nino flog und flog. Eine endlose Minute lang passierte nicht viel. W i r bewegten uns offenbar in einer geraden Linie und sanken all m ählich. Als wir gar nicht m ehr weit über dem Boden sein konnten – vielleicht zwanzig bis fünfundzwanzig Meter – und vor uns im m er noch nichts zu sehen war, war ich endgültig davon überzeugt, dass wir in den nächsten paar Sekunden sterben würden. Ich weiß noch, dass ich ents e t zt wa r , wütend sogar, aber m ehr nicht.
     

     
    Der Za un s c hützt die wertvollen Hilfslieferung e n.

    Hilfs gü ter v o r d er Verteil u ng a n Fl ü
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher