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Meerjungfrau

Meerjungfrau

Titel: Meerjungfrau
Autoren: Camilla Läckberg
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fragte er in dem kleinen Schuppen.
    Sie beantwortete die Frage nicht sofort, sondern sagte: »Mir ist kein anderer Ort eingefallen, der nur Christian gehörte.«
    Â»Hat Sanna das Bootshaus nicht geerbt?« Patrik musste sich erst an das dämmrige Licht gewöhnen.
    Â»Auf dem Papier schon. Aber Christian zog sich hierhin zurück, wenn er Ruhe zum Schreiben brauchte. Ich schätze, er betrachtete das Häuschen als seinen Zufluchtsort.«
    Â»Und?« Patrik setzte sich auf die Küchenbank. Er war so müde, dass die Beine ihn nicht mehr so recht tragen wollten.
    Â»Ich weiß nicht.« Erica sah sich unschlüssig um. »Ich glaube einfach … dass … ich dachte …«
    Â»Was dachtest du?« Wonach auch immer sie suchten, der Schuppen bot nicht viele Verstecke. Er bestand lediglich aus zwei winzigen Räumen, die so niedrig waren, dass Patrik den Kopf einziehen musste. Es gab eine Menge Gegenstände, die früher zum Fischfang benutzt worden waren, und am Fenster stand ein kleiner Klapptisch. Von dort aus hatte man eine herrliche Aussicht über den Schärengarten von Fjällbacka. Und über Badholmen.
    Â»Hoffentlich wissen wir bald Bescheid.« Patrik starrte den Sprungturm an, der sich düster und majestätisch vom Himmel abhob.
    Â»Worüber?« Erica bewegte sich ziellos durch den engen Raum.
    Â»Ob es Mord oder Selbstmord war.«
    Â»Christian?« Erica wartete die Antwort nicht ab. »Wenn ich doch nur etwas finden … Mist, ich dachte … dann könnten wir …« Sie gab unzusammenhängendes Zeug von sich, und Patrik konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
    Â»Du machst einen etwas verwirrten Eindruck. Willst du mir nicht doch verraten, wonach wir eigentlich suchen? Dann könnte ich dir vielleicht helfen.«
    Â»Ich glaube, dass Magnus hier ermordet wurde. Und ich hatte gehofft, dass ich etwas finden würde …« Sie musterte die groben blauen Holzwände.
    Â»Hier?« Patrik stand auf und betrachtete ebenfalls die Wände, ließ den Blick über den Boden schweifen und murmelte:
    Â»Der Teppich.«
    Â»Wie meinst du das? Der ist doch total sauber.«
    Â»Eben. Zu sauber. Der sieht vollkommen neu aus. Hilf mir, ihn hochzuheben.« Er packte das eine Ende des schweren Flickenteppichs, und Erica hob mühevoll das andere Ende an.
    Â»Entschuldige, Liebling. Vielleicht ist er zu schwer für dich. Sei vorsichtig«, sagte Patrik besorgt, als er seine hochschwangere Frau vor Anstrengung keuchen hörte.
    Â»Keine Sorge«, ächzte sie. »Nerv mich nicht, sondern pack mit an.«
    Sie beförderten den Teppich nach draußen und betrachteten die Bodenbretter darunter. Auch die sahen sauber aus.
    Â»Vielleicht im anderen Raum?«, schlug Erica vor, doch als sie einen Blick hineinwarfen, sahen sie einen ebenso sauberen Fußboden ohne Teppich.
    Â»Ich frage mich …«
    Â»Was?«, wollte Erica wissen, aber Patrik gab keine Antwort, sondern kniete sich hin und inspizierte die Ritzen zwischen den Brettern. Nach einer Weile stand er wieder auf.
    Â»Wir müssen die Kriminaltechniker holen und ihr Ergebnis abwarten. Ich glaube jedoch, dass du recht hast. Es ist hier gründlich saubergemacht worden, aber in den Ritzen befinden sich noch Blutspuren.«
    Â»Hätte das Holz in dem Fall nicht auch Blut aufsaugen müssen?«, fragte Erica.
    Â»Schon, aber wenn der Boden hinterher gescheuert worden ist, kann man das mit bloßem Auge nur schwer erkennen.« Patrik betrachtete die abgenutzten alten Dielen, die Flecken in allen möglichen Nuancen aufwiesen.
    Â»Er ist also hier gestorben?« Obwohl sich Erica ziemlich sicher gewesen war, bekam sie plötzlich Herzklopfen.
    Â»Ich glaube schon. Es ist auch nicht weit zum Wasser, wo die Leiche versenkt wurde. Würdest du mir jetzt bitte erzählen, was hier los ist?«
    Â»Zuerst sehen wir uns noch ein bisschen um.« Seinen frustrierten Gesichtsausdruck ignorierte sie. »Guck mal, da oben.« Sie zeigte zum Dachboden, auf den man mit Hilfe einer Strickleiter kam.
    Â»Machst du Witze?«
    Â»Entweder du oder ich?« Demonstrativ legte sich Erica die Hände auf den Bauch.
    Â»Na gut«, seufzte er. »Dann muss ich wohl. Ich gehe davon aus, dass ich immer noch nicht erfahren darf, wonach wir eigentlich suchen?«
    Â»Ich weiß es auch nicht genau«, antwortete Erica wahrheitsgemäß.
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