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Meerjungfrau

Meerjungfrau

Titel: Meerjungfrau
Autoren: Camilla Läckberg
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erwähnt hat, aber damals war uns nicht klar, was das bedeutete.«
    Â»Beim Lesen des Manuskripts muss ihm alles klargeworden sein«, sagte Erica langsam. »Er muss begriffen haben, wer Christian war.«
    Â»Und Christian muss gewollt haben, dass er es erfuhr. Sonst hätte er Magnus niemals das Manuskript gegeben.«
    Â»Aber wieso Magnus? Warum nicht Kenneth oder Erik?« Erica dachte an das, was Thorvald gesagt hatte. »Es mag seltsam erscheinen, und er hätte vermutlich auch nicht erklären können, warum er das tat. Er hat sie bestimmt gehasst, zumindest am Anfang. Dann hat er meiner Ansicht nach angefangen, Magnus zu mögen. Nach allem, was ich über Magnus gehört habe, war er ein sympathischer Mensch. Er war ja auch gegen seinen Willen beteiligt.«
    Â»Woher weißt du das?« Patrik zuckte zusammen. »Im Roman steht lediglich, dass drei Jungen involviert waren, aber viele Einzelheiten werden nicht preisgegeben.«
    Â»Ich habe mit Kenneth gesprochen«, erwiderte Erica ruhig. »Er hat mir alles erzählt, was an dem Abend passiert ist.« Sie gab Kenneth’ Geschichte wieder. Patrik wurde immer bleicher.
    Â»Verdammt. Und damit sind sie ungeschoren davongekommen. Warum haben Lissanders wegen der Vergewaltigung keine Anzeige erstattet? Warum sind sie einfach umgezogen und haben Alice weggeschickt?«
    Â»Ich weiß es nicht. Aber Christians Pflegeeltern können uns diese Frage mit Sicherheit beantworten.«
    Â»Christian hat also zugesehen, als Erik, Kenneth und Magnus Alice vergewaltigten. Wieso hat er nichts gemacht? Warum hat er ihr nicht geholfen? Bekam er deswegen die Drohbriefe, obwohl er selbst gar nicht beteiligt war?«
    Patrik hatte wieder Farbe im Gesicht. Er holte tief Luft und fuhr fort:
    Â»Alice ist die Einzige, die einen Grund hat, sich zu rächen, aber sie kann es ja nicht gewesen sein. Und wir wissen auch nicht, wer hier der Schuldige ist.« Er schob Erica einen Stapel Papier hin. »Hier ist das gesamte Material über den Mord an Maria und Emil. Sie wurden in der eigenen Badewanne ertränkt. Jemand hat einen Einjährigen unter Wasser gedrückt, bis er nicht mehr atmete. Anschließend hat er das Gleiche mit der Mutter gemacht. Die Polizei verfügte damals nur über eine Spur: Ein Nachbar hatte eine Frau mit langen dunklen Haaren aus der Wohnung kommen sehen. Alice kann es nicht gewesen sein, wie gesagt, und ich glaube auch nicht, dass es Iréne war, obwohl sie ebenfalls ein Motiv gehabt hätte. Wer zum Teufel ist diese Frau?« Er schlug vor Wut mit der Faust auf den Tisch.
    Erica wartete ab, bis er sich beruhigt hatte. Dann sagte sie leise:
    Â»Ich glaube, ich weiß es. Und ich glaube, ich kann es dir zeigen.«
    Er putzte sich gründlich die Zähne, zog den Anzug an und band sich einen perfekten Krawattenknoten. Kämmte sich die Haare und verstrubbelte sie anschließend ein wenig mit den Fingern. Zufrieden blickte er in den Spiegel. Er sah elegant aus, ein erfolgreicher Mann, der sein Leben im Griff hatte.
    Erik nahm den Koffer in die eine und das Bordcase in die andere Hand. Das Ticket hatte an der Rezeption für ihn bereitgelegen und befand sich nun zusammen mit dem Reisepass in der Innentasche seiner Jacke. Ein letzter Blick in den Spiegel, dann verließ er das Hotelzimmer. Vor dem Abflug hatte er noch genügend Zeit, am Flughafen ein Bier zu trinken. Er würde in Ruhe die hektischen Schweden beobachten, mit denen er bald nichts mehr zu tun haben brauchte. Die schwedische Mentalität hatte ihm nie sonderlich gelegen. Zu viel kollektives Denken und dauernd dieses Gerede über Gerechtigkeit. Das Leben war nicht gerecht. Manche hatten eben bessere Voraussetzungen. Und in einem anderen Land würde sich ihm die Gelegenheit bieten, das Beste aus seinen Voraussetzungen zu machen.
    Bald würde er unterwegs sein. Die Angst vor ihr verbannte er in den hintersten Winkel seines Unterbewusstseins. Bald würde dies keine Rolle mehr spielen. Sie konnte ihm nichts mehr anhaben.
    Â»Wie kommen wir rein?«, fragte Patrik vor dem Bootshaus. Erica hatte nicht noch mehr über all das sagen wollen, was sie wusste und vermutete. Sie bestand lediglich darauf, dass er sie begleitete.
    Â»Sanna hat mir den Schlüssel gegeben.« Erica zog einen großen Schlüsselbund aus der Handtasche.
    Patrik lächelte. Man konnte sagen, was man wollte, aber patent war sie.
    Â»Wonach suchen wir?«,
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