Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen

Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen

Titel: Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Wobbler.
    »Blödmann! Das hört sich nur nach Asthma an«, meinte Yo-less. »Also wirklich. Wenn du es denkst, dann sag es auch. Sprich es aus. Sind es die…« Er sah sich um und zögerte. Es war schon ziemlich dunkel geworden. »Äh… Ex-Senioren?«
    »Schlurfen sie?« wollte Wobbler wissen. Jetzt waren er und die beiden anderen so nah beieinander, daß sie wie ein einziger dicker Körper mit sechs Beinen aussahen.
    »Davon hast du nichts erzählt«, sagte der Stadtrat.
    »Wovon?« sagte Johnny.
    »In der Zeitung. Na ja, es soll wohl eine Zeitung sein, aber es sind Bilder von Frauen und solche Sachen drin! Dabei könnte es gut sein, daß auch anständige verheiratete Frauen und kleine Kinder dieses Blatt in die Finger bekommen!«
    William Stickers hielt, mit offensichtlicher Mühe, den Unterhaltungsteil der Zeitung aufgeschlagen. Johnny reckte den Hals. Auf einer Seite war ein ziemlich schlechtes Foto von ein paar Mädchen im Freizeitcenter von Blackbury abgedruckt.
    »Sie haben Badeanzüge an«, sagte er.
    »Badeanzüge? Aber ich kann fast ihre ganzen Beine sehen!« schnaubte der Stadtrat.
    »Da ist doch nichts dabei«, brauste die ältere Frau mit dem riesigen Obsthut auf. »Gesunde Menschen, die im herrlichen Sonnenlicht, das Gott ihnen schenkt, Freiübungen machen. Und die Kleidung ist dafür außerordentlich praktisch.«
    »Praktisch, Madam? Ich wage nicht auszusprechen, wofür!«
    Mr. Vicenti beugte sich zu Johnny vor. »Die Lady mit dem Hut ist Mrs. Sylvia Liberty«, flüsterte er. »Sie starb 1914. Eine unbeugsame Suffragette.«
    »Suffragette?« fragte Johnny.
    »Bringt man euch so etwas heute denn nicht mehr bei? Sie haben für das Frauenwahlrecht gekämpft. Sie haben sich an Zäune gekettet, Polizisten mit Eiern beworfen und sich beim Derby unter das Pferd des Prince of Wales geschmissen.«
    »Wow.«
    »Aber Mrs. Liberty hat das irgendwie nicht richtig verstanden und sich unter den Prinzen selbst geworfen.«
    »Was?«
    »Sie war sofort tot«, sagte Mr. Vicenti. Er schnalzte mißbilligend. »Er war ein schwergewichtiger Mann, glaube ich.«
    »Wenn ihr zwei diese kleinbürgerlichen Streitereien beendet habt«, rief William Stickers, »können wir uns vielleicht wieder mit den
wichtigen
Dingen beschäftigen?« Er raschelte mit der Zeitung. Wobbler blinzelte.
    »In dieser Zeitung steht«, empörte sich William Stickers, »daß unser Friedhof geschlossen werden soll. Daß darauf
gebaut
werden wird. Weißt du etwas darüber?«
    »Äh. Ja. Ja. Äh. Wußten Sie das nicht?«
    »Wer hätte es uns denn sagen sollen?«
    »Wovon reden sie?« sagte Bigmac.
    »Sie sind verärgert, weil der Friedhof verkauft worden ist. In der Zeitung war ein Artikel darüber.«
    »Mach schon!« sagte William Stickers. »Ich kann dieses Ding nicht mehr lange halten…«
    Die Zeitung sackte ein Stück nach unten. Dann fiel sie
durch
seine Hände hindurch auf den Boden.
    »Ich bin nicht mehr so lebendig wie früher«, sagte er.
    »Eindeutig eine ungewöhnliche Windströmung«, stellte Yo-less fest. »Ich habe schon gehört, daß es so was gibt. Das ist nichts übernat –«
    »Das hier ist unser
Zuhause
«, dröhnte der Stadtrat. »Was soll aus
uns
werden, junger Mann?«
    »Einen Moment mal«, sagte Johnny. »Warten Sie. Yo-less?«
    »Ja?«
    »Sie wollen wissen, was mit den Leuten auf dem Friedhof passiert, wenn darauf gebaut wird.«
    »Die… Toten wollen das wissen?«
    »Ja«, sagten der Stadtrat und Johnny im selben Atemzug.
    »Ich wette, Michael Jackson hat so was nicht gemacht«, sagte Bigmac. »Er –«
    »Ich hab mal so einen Film gesehen«, schnatterte Wobbler, »wo man Häuser auf einen alten Friedhof gebaut hat und jemand hat ein Schwimmbad ausgehoben, und dann sind all die Skelette rausgekommen und haben versucht, die Leute zu erwürgen –«
    »Warum?« fragte der Stadtrat.
    »Er will wissen, warum«, sagte Johnny.
    »Ich habe keine Ahnung«, meinte Wobbler.
    »Ich glaube«, sagte Yo-less unsicher, »daß die… Särge und all das ausgegraben und woanders hingebracht werden. Ich glaube, da gibt es spezielle Orte.«
    »Da mach ich nicht mit!« erklärte die tote Sylvia Liberty. »Ich habe fünf Pfund, sieben Shilling und sechs Pence für meinen Platz gezahlt! Ich erinnere mich genau an den Vertrag. Letzte Ruhestätte, stand da. Es hieß nicht, nach achtzig Jahren werden Sie ausgegraben und an einen anderen Ort verlegt, damit die Lebenden… was wollten sie bauen?«
    »Zweckmäßige moderne Bürogebäude«, sagte William
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher