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Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen

Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen

Titel: Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen
Autoren: Terry Pratchett
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helfen«, versprach Yo-less spontan.
    »Werden wir?« sagte Wobbler. »Ich meine, Johnny ist schon in Ordnung, aber… ich meine… es ist doch Okkultismus. Und deine Mutter
dreht durch,
wenn sie das mitkriegt.«
    »Ja, aber wenn es stimmt, dann helfen wir christlichen Seelen«, erklärte Yo-less. »Das ist völlig in Ordnung. Es
sind
doch christliche Seelen, oder?«
    »Ich glaube, ein Teil des Friefhofs ist jüdisch«, meinte Johnny.
    »Das macht nichts. Jüdisch ist praktisch dasselbe wie christlich«, sagte Bigmac.
    »Nicht ganz«, wandte Yo-less vorsichtig ein. »Aber ähnlich.«
    »Ja, aber…« sagte Wobbler nervös. »Ich meine… Tote und so… ich meine… er kann sie sehen, also ist es seine Sache… also…«
    »Wir haben doch auch alle hinter Bigmac gestanden, als er vor den Jugendrichter mußte, oder?« sagte Yo-less.
    »Du hast gesagt, sie würden ihn aufhängen«, sagte Wobbler. »Und ich hab einen ganzen Vormittag drangehängt, dieses Poster zu machen, auf dem ›Befreit den Mann aus Blackbury‹ stand.«
    »Es war ein politisches Verbrechen«, erklärte Bigmac.
    »Du hast das Auto des Kultusministers gestohlen, als er die Schule eröffnet hat«, sagte Yo-less.
    »Ich habe es nicht gestohlen. Ich wollte es zurückgeben«, meinte Bigmac.
    »Du bist damit gegen eine Mauer gefahren. Du hättest es nicht mal auf einer
Schaufel
zurückgeben können.«
    »Ach, dann war es also mein Fehler, daß die Bremsen nicht funktioniert haben? Ich hätte schwer verletzt werden können! Aber das hat wieder mal keinen interessiert. Im Grunde war er selber schuld, sein Auto so rumstehen zu lassen, mit popeligem Schloß und kaputten Bremsen –«
    »Ich wette, er hat die Bremsen nicht selbst repariert.«
    »Dann ist die Gesellschaft dran schuld –«
    »
Egal
«, sagte Yo-less. »Auf jeden Fall haben wir damals hinter dir gestanden, oder?«
    »
Vor
ihm würde ich auch nicht gerne stehen«, wandte Wobbler ein.
    »Und wir haben hinter Wobbler gestanden, als er Ärger mit dem Plattenladen kriegte, weil er sich darüber beklagt hat, daß er himmlische Botschaften hört, wenn er seine Cliff-Richard-Platten rückwärts spielt.«
    »Du hast behauptet, du hättest sie auch gehört«, rief Wobbler empört. »Heh, du hast gesagt, du hörst sie auch!«
    »Erst, nachdem du mir gesagt hast, was es war«, meinte Yo-less. »Bevor du mir erzählt hast, was ich höre, klang es lediglich wie jemand, der ajip-ajiep-mwerp-ajiep singt.« 1
    »So was sollten die auf Platten einfach nicht machen«, verteidigte sich Wobbler. »Unschuldige Kinder beeinflussen und so.«
    »Worauf ich raus will«, sagte Yo-less, »ist, daß man Freunde hat, damit sie einem helfen, oder?« Er wandte sich an Johnny. »Also, ich persönlich glaube, daß du ziemlich gestört bist, psychosomatische Symptome zeigst, Stimmen hörst und unter Halluzinationen leidest«, sagte er, »und wahrscheinlich müßte man dich in einer dieser weißen Jacken mit den langen, modischen Ärmeln wickeln. Aber das macht nichts, weil wir Freunde sind.«
    »Ich bin gerührt«, sagte Johnny.
    »Schon möglich«, sagte Wobbler, »aber das stört uns auch nicht, oder Jungs?«
     
    Johnnys Mutter war bei ihrem Nebenjob und deshalb nicht da. Opa guckte Videos.
    »Opa?«
    »Ja?«
    »Wie berühmt war William Stickers?«
    »Sehr berühmt. Ein sehr berühmter Mann«, sagte der alte Mann, ohne sich umzudrehen.
    »Ich kann ihn im Lexikon nicht finden.«
    »Ein ganz berühmter Mann war William Stickers. Haha! Schau, jetzt ist der Kerl vom Fahrrad gefallen! Mitten ins Gebüsch!«
    Johnny nahm das Band mit L-MIN vom Regal und blätterte schweigend. Sein Opa hatte ein komplettes mehrbändiges Lexikon. Niemand wußte so genau, warum. Irgendwann in den fünfziger Jahren hatte er sich gesagt, »Bilde dich«, und hatte die schweren Schinken auf Raten gekauft. Er hatte sie nie aufgeschlagen. Er hatte nur ein Bücherregal dafür gebaut. Opa war abergläubisch, was Bücher betraf. Er dachte, wenn man genügend davon um sich hatte, dann würden sie Bildung abstrahlen wie Brennelemente Radioaktivität.
    »Und wie ist es mit Mrs. Silvia Liberty?«
    »Wer ist das denn?«
    »Sie war eine Suffragette, glaube ich. Frauenwahlrecht und so.«
    »Hab nie von ihr gehört.«
    »Sie steht auch nicht hier drin, weder unter Liberty noch unter Suffragette.«
    »Nie gehört. Uahh, schau dir das an, die Katze ist in den Teich gefallen –!«
    »Okay… und was ist mit Antonio Vicenti?«
    »Was? Der alte Tony Vicenti? Was soll mit
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