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Max Perplex

Max Perplex

Titel: Max Perplex
Autoren: Hen Hermanns
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erster Fall dieser Art, und ich wollte eine Reaktion sehen.
    »In Ordnung«, sagte Glanzmann, »bar oder Scheck?«
    »Egal.«
    Er setzte sich wieder, holte ein Scheckheft und einen Füller aus der Jacke und schrieb die verlangte Summe aus. Er schob mir den Scheck zu und sah mich irgendwie bettelnd an. Keine Dschungelkatze, kein gehetztes Meerschweinchen. Etwas verzweifelt Rattiges war in seinem Blick.
    »Sagen Sie, ich weiß nicht, ob ich das fragen sollte, aber Sie als Privatdetektiv haben doch sicher viele Kontakte.«
    »Kommt drauf an. Was meinen Sie damit?«
    »Ich meine, Sie kennen doch bestimmt Leute, die für eine gewisse Summe gewisse Dinge erledigen.«
    »Herr Glanzmann, ich glaube nicht, daß das eine gute Idee ist. Denken Sie erst gar nicht dran.«
    »Ich bitte Sie, Herr Reinartz, ich meine doch keinen Killer.«
    »Sondern?«
    »Nur eine ordentliche Abreibung.«
    »Es tut mir leid, Herr Glanzmann, aber da sind Sie hier an der falschen Stelle. Hier ist keine Schläger-Vermittlung. Und selbst wenn ich welche kennen würde, da ist nichts drin. Und für diesen Muskelprol brauchen Sie wahrscheinlich sowieso mehrere Leute.«
    »Ich meine nicht diesen Kerl. Ich meine meine Frau.«
    Das durfte ja wohl alles nicht wahr sein.
    »Herr Glanzmann, wenn Sie schon so eine Einstellung haben, warum verprügeln Sie Ihre Frau dann wenigstens nicht selbst?«
    »Sie hat den schwarzen Gürtel«, sagte er resigniert.
    »Und ich habe gleich noch einen Termin«, sagte ich, »ich fürchte, ich kann nicht mehr für Sie tun.«
    Glanzmann hob die zerrissenen Fotos auf und steckte sie in den Umschlag.
    »Was ist mit den Negativen?« fragte er.
    Ich öffnete noch mal die Schublade und gab ihm einen kleineren Umschlag. Die Negative, die Sigi noch nicht vergrößert hatte, fehlten. Man weiß schließlich nie, und man braucht ja auch was fürs Archiv. Statt dessen hatte ich ihm ein bißchen Schwarzfilm dazugelegt.
    »Der Rest ist nichts geworden«, sagte ich.
    »Sie wollen mir wirklich nicht weiterhelfen«, versuchte er es noch mal.
    »Damit würde ich Ihnen nicht helfen.«
    Ich fragte mich, warum die Frau mit dem schwarzen Gürtel den Mann mit der schwarzen Brille geheiratet hatte. Und umgekehrt. Glanzmann verließ wortlos mein Büro, zog leise die Tür hinter sich zu und verschwand aus meinem Leben.
    Ich ging zum Sideboard, auf dem die noch mal davongekommene Espressomaschine stand, holte die Grappaflasche und ein Glas raus und goß mir einen kräftigen Schuß ein. Alwine hatte keinen schwarzen Gürtel, und ich würde auch niemals eine Frau schlagen. Daniel, dem Spaniel, hätte ich ganz gerne die eine oder andere Rippe gebrochen. Aber noch war nichts bewiesen, und höchstwahrscheinlich war ich grundlos eifersüchtig. Wie sich das wohl anhören mochte, wenn eine Rippe knackte?

17.

    Am Freitagmittag wachte ich mit einem leichten Brummschädel auf. Den Vorabend hatte ich in der Schwemme des >Golde Kappes< verbracht und versucht, mit diversen Kölsch meine immer wieder auflodernde Eifersucht zu löschen. Kurz vor Mitternacht hatte ich mir dann bei McDonald’s einen Big Mäc und zwei Portionen Pommes frites reingeschoben. Jetzt hatte ich zwar leichtes Sodbrennen, aber wenigstens keinen allzuschlimmen Hangover. Ich zog mir die Laufklamotten an und spulte 15 Kilometer runter. Das Knie schmerzte nicht mehr, und es roch nach Frühling, aber das alles verbesserte meine Laune nicht. Nach dem Laufen beschäftigte ich mich noch eine halbe Stunde mit den Hanteln. Beim zehnten Set zur Stärkung der Brustmuskeln mußte ich mal wieder an Robert Musil denken, der beim Hanteltraining von einem tödlichen Herzinfarkt erwischt worden war. Wenn man in einem halben Jahr 40 wird, denkt man schon mal an so was. Robert Musil hatte wenigstens einen unvollendeten Roman hinterlassen. Bei mir wäre es nur ein nicht abgeschlossener Fall.
    Ich überlebte das Training auch diesmal und ging duschen. Anschließend schaute ich mich so lange im Spiegel an, bis ich den Mut fand, mir meine Entscheidung ins Gesicht zu sagen.
    »Let’s face it, arsehole«, sagte ich, »du fährst jetzt allen Ernstes nach Würzburg.«
    Ich packte das Notwendigste in meinen kleinen schicken Alu-Koffer aus alten Werbefuzziezeiten, tankte den Volvo auf und donnerte los.

    Wie idiotisch es ist, an einem Freitagnachmittag in den Süden zu fahren, wurde mir kurz vor dem Frankfurter Kreuz in aller Deutlichkeit klargemacht. Kilometerlanges Blech, ich mittendrin. Da beruhigte auch nicht >In a silent
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