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Max Perplex

Max Perplex

Titel: Max Perplex
Autoren: Hen Hermanns
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Körper, und er nahm die Hände wieder runter und hatte das coole Pokerface eines Geschäftsmanns.
    »Wo ist sie jetzt?« fragte er in einem Ton, als würde er sich nach der Höhe des aktuellen Diskontsatzes erkundigen.
    »Ich weiß es nicht. Wenn Goldblums Leute einen Job machen, hinterlassen sie keine Spuren.«
    »Ich will es wissen. Reden Sie mit Goldblum.«
    »Sie spinnen ja wohl. Fragen Sie ihn selbst. Und richten Sie sich schon mal auf den Besuch der Polizei ein.«
    »Sie werden doch wohl nicht zur Polizei gehen?«
    »Nein, aber wenn Ihre Frau zwischendurch mal nüchtern ist, wird ihr auffallen, daß sie schon lange nichts mehr von ihrer Tochter gehört hat. Und irgendwann wird sie eine Vermißtenanzeige aufgeben, meinen Sie nicht?«
    »Das wird man sehen. Außerdem hängen Sie da mit drin, Reinartz. Sie könnten sie schließlich auch umgebracht haben. Seien Sie froh, wenn ich der Polizei nichts von Ihnen erzähle.«
    »Das wissen die längst.«
    »Ich denke, Sie waren nicht bei der Polizei.«
    »Die Polizei war bei mir. Gleich nachdem Sie mir den Auftrag gegeben haben. Sie haben mich gewarnt. Die Polizei, dein Freund und Helfer. Ich hätte auf sie hören sollen.«
    »Sie stecken mit drin, Reinartz.«
    »Solange es keine Leiche gibt, gibt es auch keinen Mord. Und man wird sie nicht finden, darauf können Sie Gift nehmen. Ich besorge Ihnen gerne ein Fläschchen. Haben Sie keine Lust, sich umzubringen? Eigentlich müßte Ihnen doch danach zumute sein. Ihre eigene Tochter hat sie entführen und foltern lassen. Was meinen Sie wohl, warum? Weil Sie immer so nett zu ihr waren? Was mag sie wohl in dem Moment gedacht haben, als ihr klar wurde, daß der Killer sie umbringen würde? Ob sie an Sie gedacht hat, Ziegler? Ob sie sich noch mal daran erinnert hat, wie sehr sie Sie geliebt hat, damals, als sie fünf Jahre alt war?«
    Ziegler sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren.
    »Damals, als Sie Yvonne im Krankenhaus besucht haben und ihr nur durch eine Trennscheibe zuwinken konnten. Sie hat ihr Leben lang versucht, diese Trennscheibe zu zertrümmern, Ziegler, aber sie war zu stark. Panzerglas.«
    Ziegler stand auf, ging zur Wand, an der die Samuraischwerter hingen, und riß eins herunter.
    »Raus«, flüsterte er, »oder ich bringe Sie um.«
    Ich glaubte ihm und ging.

    Als ich meine Wohnungstür aufschloß, hörte ich das Telefon klingeln. Ich rannte hin, aber ich kam zu spät. Ein paar Minuten später klingelte es noch mal. Vielleicht hatte der liebe Herr Ziegler ja noch einen Wunsch.
    »Hallo?« fragte Alwine. »Bist du das, Max?«
    »Ja, wo bist du?«
    »Ich bin noch in Würzburg. Wie geht’s dir?«
    »Geht so.«
    »Immer noch sauer?«
    »Nein. Ich hätte nicht auflegen sollen. Tut mir leid.«
    »Ich komme morgen zurück. Könnte es sein, daß du dich darüber freust?«
    »Könnte sein. Willst du Bratkartoffeln oder Spaghetti?«
    »Beides. Was macht dein Fall?«
    »Ist mir über den Kopf gewachsen. Ich hab’s aufgegeben. Du hattest recht. Ne Nummer zu groß. Und wie war es in Würzburg?«
    »Es geht. Wir waren wirklich gut, aber ich glaube, das Publikum hat es nicht verstanden.«
    »Liegt bestimmt an der Stadt.«
    »Lieb, daß du das sagst.«
    Und Daniel? wollte ich fragen, aber ich fragte nicht.
    »Bis morgen«, sagte ich.
    »Bis morgen. Und grüß den maximalen Max von mir.«

    Ich hatte Alwine nicht angelogen. Ich hatte nur ein paar Sachen weggelassen. Es war besser für sie, wenn sie nichts von der ganzen Schweinerei wußte. Und für mich auch. Vielleicht hatte sie ja auch was ausgelassen.
    »Watt ich nitt weiß, macht mich nitt heiß«, hatte meine Oma immer gesagt und war damit weit über 90 geworden. Aber meine Oma hatte eben auch nichts gewußt. Und ich wußte wesentlich zuviel. Ziegler hatte recht. Ich hing mit drin. Ich hatte mit Anna Ziegler geredet, ich war mit Yvonne im >Stadtgarten-Restaurant< gesehen worden, ich hatte Eberhard Holder verprügelt, ich war in Würzburg gesehen worden. Das alles würde bei den Nachforschungen der Polizei ans Tageslicht kommen. Ich würde verdächtig sein. Und ich sah keine Möglichkeit, aus dieser Scheiße rauszukommen.
    Ich holte den morgens ausgefallenen Zwanzig-Kilometer-Lauf nach, aber der brachte mich auch auf keine Idee.
    Abends besuchte ich Knodt im >Basilikum< und schlug mir die Wampe voll. Lachs-Carpacchio, Thunfisch mit Gnocchi und Basilikumsauce und danach eine Mousse. Knodt fragte mich natürlich, ob ich nach Würzburg gefahren sei, und ich log mich
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