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Max Perplex

Max Perplex

Titel: Max Perplex
Autoren: Hen Hermanns
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mit Hingabe tun. Das hat Buddha schon gesagt.«
    »Ach, hat er das?«
    Sigi schenkte mir sein entwaffnendes Sympathen-Lächeln und gab ein Gleichnis zum besten.
    »Also, paß auf. Ein junger Mann fragt Buddha, was denn das Geheimnis des Glücklichseins sei. Darauf fragt ihn der Buddha, ob er schon gefrühstückt hat. Klar, sagt der junge Mann. Und hast du deine Schüssel danach gespült, fragt der Buddha. Ja, sagt der junge Mann. Hast du das gut gemacht, fragt der Buddha. Und da begreift der junge Mann, daß er die Antwort schon hat.«
    »Im Gegensatz zu mir. Ich begreife überhaupt nichts.«
    »Glücklich ist man, wenn man das, was man tut, mit Hingabe tut. Das meint der Buddha. Man muß wissen, daß sich auch in den kleinsten Handlungen unser Glaube ausdrückt. Got it?«
    »Danke, Meister«, sagte ich und drückte ihm den Film in die Hand. »Und jetzt ab in die Dunkelkammer.«
    Er nahm den Film und verschwand hinter einer Stahltür, die in sein Labor führte.
    Ich setzte mich an einen langen Tisch, der aussah, als hätte ihn Sigi aus der Requisitenkammer für den Film >Der Name der Rose< geklaut, und las den Kölner Stadtanzeiger. Sigi wässerte und fixierte und was weiß ich, was man da alles machen muß, und als ich schon aus lauter Verzweiflung anfing, die Traueranzeigen zu lesen, hörte ich endlich ein meckerndes Lachen, und Sigi kam wieder ans Tageslicht.
    »Komm rein, du Saukerl!« rief er. »Kannst dir die Negative angucken. Was muß Privatdetektiv doch für ein herrlicher Beruf sein.«
    Ich ging in den nach Chemikalien müffelnden Rotlichtbezirk und sah mir den Film an, den Sigi zum Trocknen aufgehängt hatte. Meine Frechheit und die Nikon hatten gute Arbeit geleistet.
    »Wie lange dauert es, bis du Vergrößerungen davon gemacht hast? Sagen wir mal, 15x20 cm von den interessanten Stellen? Krieg ich das in einer Stunde?«
    »Zwei Stunden mußt du dich schon gedulden. Du kannst ja in der Zwischenzeit was einkaufen gehen und was kochen.«
    »Ich hab Angst vor deiner Küche. Die sieht aus, als würde sie einen auffressen und durch einen dieser dicken Schläuche direkt in die Hölle blasen.«
    »Nur Mut, sie tut dir nichts.«
    »O. k., dann gibt’s Pasta for Piglets.«
    »Was?«
    »Siehst du dann schon. Pasta für Schweinchen. Schmeckt saugut und macht tierisch dick«

    Sigi verschwand wieder im Labor, und ich kletterte vorsichtig in den unheimlichen Würfel. Sigis Lebensmittelvorräte ließen zu wünschen übrig. Ich ging zum nächsten Supermarkt und fand alles, was ich brauchte.
    An der Kasse stand sogar ein Regal mit billigen Compact-Discs, und ich erstand noch eine CD mit dem vielversprechenden Titel >The Best of Mario Lanza<.
    Zurück in Sigis Loft, ließ ich den CD-Player erst mal die japanischen Flötentöne ausspucken und warf statt dessen die Tophits des Knödeltenors ein. »Granada«, trompetete er auch sofort los, und ich begab mich an die Arbeit. Das Rezept für >Pasta for Piglets< stammt von einer italienischen Dame aus Luino (in der Nähe von Milano), die es an Mrs. Sarah Wootten aus Gateshead, Tyne and Wear, weitergab. Mrs. Wootten wiederum schickte das Rezept an den Independent, der es veröffentlichte und Mrs. Wootten dafür mit einer Flasche 1985er Clos du Val Cabernet Sauvignon aus dem Napa Valley belohnte.
    »Funiculi, Funicula«, sülzte Mario, während ich 400 g Penne in kochendes Wasser gab. Dann warf ich 50 g Butter in einen Topf und ließ sie schmelzen. Dazu gab ich 200 g in kleine Stückchen geschnittenen Gorgonzola und ließ auch den vorsichtig schmelzen. Dazu kamen dann noch 250 g Sahne, 200 g in schmale Streifen geschnittener Räucherlachs und ein paar Salbeiblätter. Mrs. Wootten empfiehlt zwar glatte Petersilie, aber Salbei ist wirklich besser. Dann goß ich die Penne ab, die inzwischen al dente waren, schüttete sie in eine Schüssel, ließ noch mal 50 g Butter darin aufweichen und gab dann die Sauce darüber. Als Mario Lanza sich aufschluchzend darüber beklagte, daß er nur ein Bajazzo sei, war der Tisch gedeckt, und der Supermarkt-Soave hatte im Gefrierfach eine relativ akzeptable Kälte entwickelt.
    Ich klopfte an die Labortür und schrie »Mangiare!« Sigi kam raus, hielt den Kopf schief und tat so, als könne er seinen Ohren nicht trauen.
    »Das riecht ja gut hier, aber was machst du mit meiner Anlage? Die Lautsprecher verkleben doch völlig.«
    »Ignorant«, sagte ich, »hast du denn kein Herz für Kitsch?«
    Sigi schüttelte den Kopf und hieb auf die Pasta ein.
    »Du
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