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Max, mein Großvater und ich

Max, mein Großvater und ich

Titel: Max, mein Großvater und ich
Autoren: Audrey Couloumbis
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notierte es. » Sonst noch was?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    » Also alles bestens«, meinte sie und machte sich eine Notiz. » Jetzt zu dir. Wie heißt du?«
    » Jake Wexler.«
    » Jake. Das ist eine Abkürzung von was? »
    » Jake steht in meiner Geburtsurkunde » erklärte ich, nicht zum ersten Mal. Wir gingen eine Liste durch. Ich setzte mich vorsichtig hin, weil mir von dem Sturz immer noch der Hintern wehtat. Ich nannte ihr Moms Namen und unsere Adresse und so weiter. Jetzt fiel mir auch ein, wie Moms Arzt heißt.
    » Und wen können wir anrufen?«, fragte Miss Sahara.
    » Wieso?«
    » Irgendjemand muss sich ja um dich kümmern«, sagte sie munter, als lade sie mich zu einer Party ein. Die nervte vielleicht. » Wohnen Verwandte in der Nähe?«
    Wieder schüttelte ich den Kopf.
    Jetzt fragte Stan: » Wo wohnen denn deine Großmutter und dein Großvater?«
    » North Carolina. Opa.« Ma nennt ihn Opa, jedenfalls wenn sie von ihm spricht. » Die anderen sind alle tot.«
    Man sollte denken, es wäre gut, dass ich diesen einen Opa hätte. Klar, Großeltern wie alle anderen Kinder sie haben, sind prima. Und ich würde mich auch mit einem Opa zufriedengeben, dem Dad meines Dads, aber wir besuchen ihn nicht, und es ist komisch, mit jemandem zu telefonieren, von dem man nur die Stimme kennt und ein paar alte Bilder. Ich hab’s nie geschafft, ihn irgendwie zu nennen. Ich sag einfach nur » hallo«, dann kommen die üblichen Fragen– Wie läuft’s in der Schule?, und so weiter–, dann sagen wir höflich Tschüss, und das war’s.
    » Ist ja gar nicht so weit weg«, meinte Stan. » Ein Opa. Wo in North Carolina?«
    » Meine Ma würde ihn nicht anrufen. Deshalb sollten Sie es auch nicht tun.«
    » Vielleicht hat deine Mutter ja eine Freundin, bei der du wohnen könntest?«, sagte Stan.
    » Wir brauchen noch den Namen eines weiteren Blutsverwandten«, sagte Miss Sahara.
    » Tante Ginny«, sagte ich.«Aber die ist weggefahren.«
    » Weggefahren?« Miss Sahara klang, als sei es eine Zumutung, dass Tante Ginny ausgerechnet dieses Wochenende unterwegs war. » Vielleicht sollten wir ihr sagen, dass sie hier gebraucht wird?«
    » Geht nicht«, antwortete ich. » Sie veranstaltet Wildnis-Wochenenden für Frauen und niemand hat ein Handy dabei. Sie auch nicht.«
    » Cool«, sagte Stan, aber dann runzelte er die Stirn. » Äh, schade.«
    » Diesmal sind sie in einer Wüste in Arizona.«
    Stan grinste. » Eher heiß als cool.«
    » Aber die haben doch sicherlich ein Handy für Notfälle dabei«, meinte Miss Sahara.
    » Nee«, sagte ich. » Na ja, wenn sich jemand verletzt, kann Tante Ginny Hilfe rufen, aber wir können sie nicht erreichen. Es ist gegen die Regeln und sie lässt ihr Handy ausgeschaltet. Aber Dienstagabend kommt sie zurück.«
    » Irgendeine gute Freundin?«
    » Suzie. Aber die ist auch nicht zu erreichen.«
    » Wo mag die sein?«
    » Sie ist auf einem Greenpeace-Schiff im Pazifischen Ozean.«
    » Obercool«, meinte Stan.
    » Irgendwelche Kolleginnen, mit denen deine Mutter gut befreundet ist?«, fragte Miss Sahara.
    » Ma arbeitet zu Hause.«
    » Was macht sie denn?« Das war Stan.
    » Sie übersetzt Bücher«, erwiderte ich. » Meistens Bücher darüber, wie Leute sich benehmen. Verhaltensforschung, ja.«
    » Wow, aus welchen Sprachen?«
    » Englisch, Dänisch und Schwedisch.«
    Stan lehnte sich etwas zurück. Irgendwie sind die Leute jedes Mal beeindruckt. » Echt cool«, sagte ich.
    » Megacool«, sagte er.
    Ich nickte, froh, weil Stan begriff, dass Moms Job ebenso interessant war wie der von Suzie oder Tante Ginny.
    Selbst ich hatte das nicht kapiert, bis zu dem Tag, als ich mitkriegte, wie Ma einen Freudentanz aufführte, weil sie die richtige Formulierung gefunden hatte. Wortlos, und es lief auch keine Musik, aber der Freudentanz sagte alles.
    Genau wie der Eisbecher, den wir uns gleich anschließend gönnten. Als ich daran dachte, kamen mir schon wieder fast die Tränen. Ich vermisste Ma, aber vor allem vermisste ich die super Stimmung, in der wir beide damals gewesen waren.
    Ich sagte Miss Sahara, wie Opa hieß. Ned Wexler. Er war der Dad meines Dads, und Ma ist es immer sehr wichtig, dass er weiß, wie gut sie sich um mich kümmert. Na ja, es ist nicht ihre Schuld, dass sie sich das Bein gebrochen hat, andererseits klingt Opa am Telefon immer ein bisschen steif.
    Mehr wusste ich eigentlich nicht über ihn. Manchmal wünschte ich mir eine richtige Großmutter, wie Matthews Oma. Natürlich schickte mir Opa
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