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Max, mein Großvater und ich

Max, mein Großvater und ich

Titel: Max, mein Großvater und ich
Autoren: Audrey Couloumbis
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müde. Miss Sahara hatte mich mit ihrem Dauerlächeln irgendwie ausgelaugt. Aber natürlich wäre es unhöflich gewesen, das zu sagen. Außerdem war ich immer noch in Sorge, sie würde meinen Opa anrufen. Ma wäre bestimmt sauer.
    Ma redet nicht viel mit meinem Opa. Mehr als ich, aber nicht so viel wie zum Beispiel mit ihren Freundinnen. Aber ich hatte keine Ahnung, wie ich Miss Saharas Pläne durchkreuzen sollte.
    » Deine Ma ist also aufs Eis gestürzt, hm?«
    » Ja.«
    » Meinst du, deine Ma hat ihre Handtasche dortgelassen?«, fragte Stan. » Die wurde nämlich nicht abgegeben. Ich fürchte, ihre Kreditkarten und andere Sachen könnten verloren gegangen sein.«
    » Ma hat keine Handtasche mehr dabei, seit sie ihr mal weggerissen wurde. Die Jacke, die sie anhatte, hat eine wasserdichte Tasche. Da steckt sie ihr ganzes Geld rein, und andere Sachen.«
    » Ich denke, das wurde überprüft.«
    » Die Tasche ist unter der Lasche versteckt, dort wo sich auch eine ganz normale Tasche befindet«, erklärte ich. » Das ist eine spezielle Jacke. So eine trägt auch Tante Ginny in der Wildnis, wenn es irgendwo richtig kalt ist.«
    Also gingen wir Moms Jacke holen.
    Unterwegs fragte ich ihn: » Wie lange dauert es, bis es Ma wieder besser geht?«
    » Zwei Monate«, sagte Stan. » Dann kommt der Gips weg und anschließend macht sie Gymnastik, um die Muskeln wieder aufzubauen.«
    Ich wartete vor dem Raum, den Stan betrat. Er brachte Moms Jacke heraus und ich suchte in der Geheimtasche nach ihrer Versicherungskarte. Stan ließ am Desk eine Kopie davon machen, dann gab er sie mir zurück.
    » Du solltest die Jacke jetzt mit nach Hause nehmen«, meinte er. » Deine Ma braucht sie fürs Erste nicht. Wenn sie dann einen Schrank hat, kannst du ihr alles bringen, was sie will.«
    » Kann ich jetzt Mrs Buttermark anrufen?«
    » Okay.«
    Er fragte die Schwester an der Rezeption, ob wir ihr Telefon benutzen dürften. Sie wählte ein paar Ziffern, lauschte und reichte mir dann den Hörer. Es ertönte das ganz normale Freizeichen.
    » Jetzt kannst du deine Nummer wählen«, erklärte die Schwester.
    Mrs Buttermark nahm ab. Sie lebt allein.
    » Ich bin’s, Jake«, sagte ich. » «Ma hat sich das Bein gebrochen und muss in der Klinik bleiben. Kann ich bei Ihnen übernachten?«
    » Na klar » , erwiderte sie. » In welcher Klinik bist du? Ich hol dich ab.«
    » Es nimmt mich jemand mit«, sagte ich. » Aber noch nicht gleich. Ich weiß nicht, wann ich komme.«
    » Kein Problem. Ich bin wach.«
    Stan setzte sich mit mir in den Warteraum. Er nahm die Fernbedienung und zappte sich durch die Sender. Während wir vor dem Fernseher hockten, begann mein Hirn wieder normal zu funktionieren.
    Als ich meine Mandeln rausbekam, hat Ma in einem Sessel neben meinem Bett geschlafen. Wenn die mich jetzt heimschickten, war keiner bei ihr. Das bedrückte mich.
    Wenn Ma die OP hinter sich hatte, was dann? Wie lange musste sie im Krankenhaus bleiben? Wie lange brauchten wir jemanden, der uns half?
    Mussten wir zu Tante Ginny ziehen? Oder sie zu uns? Mit einer Kurzhaarkatze konnte ich zusammenwohnen, wenn wir einmal täglich die Klimaanlage anmachten. Aber gegen die drei Langhaarkatzen von Tante Ginny kamen meine Allergietabletten nicht an. Wie sollte das gehen?
    Im Moment gab es zwar wichtigere Fragen, aber trotzdem überlegte ich, was mit Weihnachten war, wenn Ma die ganze Zeit im Krankenhaus lag.
    Während meine Sorgenliste immer länger wurde, kam Miss Sahara zurück.
    » Operieren sie meine Ma schon?«, fragte ich.
    » Nein, nein«, erwiderte sie, als trete sie hektisch ein aufflackerndes Feuer aus. » Jedenfalls nicht vor Montag. Erst mal muss ein Arzt ihren Fall übernehmen.«
    » Ich will zu ihr.«
    » Das ist keine gute Idee«, sagte sie.
    » Ich glaube, das geht schon«, meinte Stan. » Sie schläft und wird nicht mal dir zuliebe aufwachen. Das kommt von den Medikamenten. Verstehst du?«
    » Ich bin doch kein Baby mehr.«
    » Schau, manchmal haben sogar Erwachsene ein Problem damit«, sagte er. » Ich will nicht, dass du erschrickst, wenn sie nicht aufwacht.«
    » Ich werde nicht erschrecken.«
    Aber ich erschrak doch.
    So sah Ma sonst nicht aus, wenn sie schlief. Sie lag flach auf dem Rücken, das Bein in Eis gepackt, und mit ihrem Gesicht war irgendetwas nicht in Ordnung. Es war zu starr.
    Es sah eher aus wie eine Maske.
    Als ich ihre Hand berührte, griff sie nicht nach meiner. Sie wusste nicht, dass ich da war. Sie wusste es wirklich nicht. Das
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