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Max, mein Großvater und ich

Max, mein Großvater und ich

Titel: Max, mein Großvater und ich
Autoren: Audrey Couloumbis
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genauso. Wir sind schon Nachbarn, solange ich denken kann. Sofern Mrs Buttermark nicht mit mir zusammen isst, wenn Ma abends mal ausgeht, lebt sie von Suppe und Sandwiches. Das essen Kinder und alte Damen, hat sie mal gesagt.
    Nur manchmal kocht sie Hackbraten mit Kartoffelbrei.
    Sie verschwand ein paar Minuten in ihrem Zimmer. Ich hatte keine Lust auf Brot. Gerade als ich die Suppe in den Topf schüttete, kam Mrs Buttermark wieder in die Küche, in Jeans und Flanellhemd.
    Wenn sie sich nicht extra fein machte, zog Mrs Buttermark sich an wie Ma.
    Sie und Ma gehen zusammen in den Yogakurs. Sie macht Tai Chi, was so ähnlich wie Karate ist, nur viel langsamer und ohne dass man dauernd hinfliegt. Ma sagt, Tai Chi gehe ihr voll auf die Knie, das sei der Grund, warum sie es lieber nicht probiert– Mrs Buttermark wirkt also meistens überhaupt nicht wie eine alte Dame.
    Sie stellte den Herd höher und rührte die Suppe um.
    » Ich muss die Fische füttern«, fiel mir ein.
    Sie drehte den Herd ganz klein und sagte: » Lass uns zusammen gehen.«
    Ich schloss zwar selber auf, war aber froh, dass sie mitkam. Komisches Gefühl, in unsere Wohnung rüberzugehen und zu wissen, dass es nur für ein paar Minuten war. Zu wissen, dass Ma eine Weile nicht nach Hause kommen würde. Die Fische kamen schnell an die Oberfläche geschwommen, als hätten sie mich vermisst.
    Mrs Buttermark füllte eine Kanne mit Wasser, damit ich den Weihnachtsbaum gießen konnte. Sie spülte das Geschirr, das wir im Ausguss stehen gelassen hatten. Es waren nur zwei Teller und Gläser, Gabeln und eine Bratpfanne. Es dauerte nicht lang. Ich schnappte mir Schlafanzug und Zahnbürste, und schon waren wir wieder draußen.
    » Muss die Suppe umrühren«, sagte Mrs Buttermark, als wir über den Flur zurück in ihre Wohnung gingen. Nachdem sie mir einen Teller heißer Suppe hingestellt hatte, rief sie jemanden an, der Ben hieß und offensichtlich Arzt war. Er kannte sich mit Beinbrüchen offenbar prima aus und versprach, wegen Ma ein paar Telefonate zu führen.
    Dann legte Mrs Buttermark auf und sagte, Ben werde jetzt mit dem Krankenhaus telefonieren, und wenn es was Wichtiges gab, würde er uns anrufen.
    Sie klickte mit dem Fingernagel auf den Tisch, ein Zeichen, dass sie nachdachte.
    Dann rief sie jemanden an, der Larry hieß, und erzählte ihm, was passiert war. Ich hatte echt keine Ahnung gehabt, dass Mrs Buttermark mit so vielen Männern per Du war.
    Genau das hatte ich schon immer vermutet: Andere Leute führen ein interessantes Leben, von dem ich nichts ahne, während ich den ganzen Tag in der Schule hocke.
    » Wo sind die Autoschlüssel?«, fragte mich Mrs Buttermark, während sie diesen Larry immer noch am Telefon hatte.
    Ich zuckte die Achseln. » Ma hat den Wagen aufgeschlossen, bevor sie stürzte.«
    » Also hat die Schlüssel wahrscheinlich jemand vom Einkaufszentrum aufgehoben«, sagte sie jetzt ins Telefon. » Oder sie sind im Krankenhaus.«
    Sie lauschte einen Moment, dann schlug sie vor: » Sag denen einfach, die sollen ihren Wagen rüberfahren und hier auf unserem Parkplatz abstellen. Die Schlüssel können sie beim Hausmeister lassen. Und falls sie die Schlüssel nicht haben, sag ihnen, dass das Getriebe bis jetzt perfekt in Schuss war! Nicht, dass es Schaden nimmt, wenn sie den Wagen rüberschieben.«
    Mrs Buttermark sah, dass ich bei diesen Worten die Augenbrauen hochzog. Sie deckte den Hörer mit der Hand ab und erklärte mir: » Die Leute vom Supermarkt werden denken, Larry sei der Anwalt deiner Ma, und das kann nur von Vorteil sein.«
    Nachdem sie auflegt hatte, fragte ich: » Ist er denn Ihr Anwalt?«
    » Das wäre er bestimmt, wenn ich mal einen bräuchte. Er ist mein Bridgepartner.« Sie setzte Teewasser auf. » Möchtest du vielleicht Käse und Cracker zu deiner Suppe?«
    » Nö. Schmeckt gut.«
    » Käse und Cracker schmecken auch gut«, sagte Mrs Buttermark.
    » Ich bin schon ziemlich voll«, erwiderte ich. » Aber vielleicht wäre noch ein bisschen Platz für ein Stück Apfelkuchen.« Mrs Buttermark hat immer Apfelkuchen im Haus.
    Sie gab für jeden von uns ein Stück auf einen Teller. Dann gingen wir zu dem kleinen runden Tisch hinüber, an dem Mrs Buttermark immer beim Essen sitzt und aus dem Fenster schaut.
    Wir schauten auch ihren Weihnachtsbaum an. Er ist nicht groß, aber trotzdem schön. Als ich klein war, liebte ich diesen altmodischen Christbaumschmuck. Diese winzigen perlmuttartigen Glaskugeln, in denen man sich selber
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