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Krieg auf dem Mond

Krieg auf dem Mond

Titel: Krieg auf dem Mond
Autoren: Keith Laumer
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1.
     
    Es war zehn Minuten nach zwölf, als ich mein Lufttaxi bezahlte, vor dem Luftstoß der wieder aufheulenden verkapselten Rotoren den Kopf einzog und mich auf dem sonnenflimmernden, staubig weißen Platz umsah. Jenseits der Taxilandezone lag der lärmende Basar des algerischen Hafens Tamboula, dahinter die weißgetünchten, am kahlen Berghang übereinandergeschachtelten Häuserwürfel der Kasbah. Die offenen Verkaufsstände der Händler boten das übliche buntgemischte Bild: die Pastelltöne aufgehäufter Früchte, das Geglitzer orientalischer Goldschmiedearbeiten, der matte Schimmer polierten Ebenholzes, die schreienden Farben billiger Plastikwaren, die blitzenden Objektive japanischer Kameras. Dazwischen drängte sich eine Menschenflut, schlendernd, mit schrillen Stimmen feilschend, gestikulierend oder müßig unter aufgespannten Sonnensegeln schwarzen Kaffee schlürfend. Ich bahnte mir den Weg durch das Gewühl, von Händlern angerufen, von tätowierten Dirnen und jammernden Bettlern bedrängt, herumgestoßen von der UN-Sicherheitspolizei, die Delegierte von Dutzenden Nationen eskortierte.
    Ich gelangte auf eine schlechtgepflasterte Straße mit zwei Reihen staubiger Königspalmen vor rasch verfallenden Gebäuden im unansehnlichen Einheitsstil des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts. Es roch nach Hammelfleisch mit Curry, nach Abgasen und Staub, und aus offenen Türen und Fenstern drang das monotone, doch seltsam erregende Auf und Ab arabischer Musik, um sich mit dem Getöse auf der Straße zu einer wilden Kakophonie zu vereinigen. Arabische Kaffeehäuser konkurrierten mit französischen Bistros, eine orientalische Hammelbraterei mit der Glasfront eines amerikanisierten Schnellrestaurants, durch die man musikberieselte Menschen beim hektischen Verzehr ihrer Mittagsmahlzeit beobachten konnte, während andere mit gefüllten Tabletts auf freiwerdende Plätze lauerten.
    Ich überquerte die Straße, wich den eisenbereiften Rädern von Ochsenkarren aus, geriet in die brodelnde Staubwolke eines turbinenheulenden Luftkissentransporters und erreichte hustend das andere Ufer. Unter einer drei Meter hohen Leuchtreklame mit der Aufschrift ALHAMBRA in lateinischen und arabischen Lettern pumpte eine dumpf schlagende Drehtür Menschen hinein und hinaus. Ich ging durch und sah mich von Dämmerlicht und Stille umgeben. Die Halle hatte einen ungefegten Mosaikfußboden, dann ging es drei Stufen hinunter in einen noch schummerigeren Raum mit kleinen Tischen und Polstersesseln. Als eine wohlgerundete Haremssklavin in kurzer Weste und nabelfreier Pluderhose mir eine riesige rote und goldene Speisekarte reichen wollte, winkte ich ab und nahm einen Hocker an der langen Bar. Ein dreihundert Pfund schwerer Eunuch mit freiem Oberkörper, Krummschwert, Schärpe und Turban nahm meine Bestellung an und schob ein Glas über den polierten schwarzen Marmor. Abgeschirmt von eingetopften Palmen, machte eine kleine Combo dezente Musik.
    Ich trank langsam. Aus den Augenwinkeln sah ich einen Mann auf dem benachbarten Barhocker Platz nehmen. Wie zufällig drehte ich den Ring an meinem linken Mittelfinger; seine spiegelnde Achatoberfläche reflektierte ein schmales gebräuntes Gesicht mit kahlem Schädel, weißen Brauen und einem Kaiser-Wilhelm-Schnurrbart. Ein Paar frostigblaue Augen begegneten meinem Blick in dem kleinen Spiegel.
    »Wozu die Aufmachung, Felix?« fragte ich leise. »Reist du neuerdings in Haarartikeln?«
    Er gab mir jenes besondere Zwinkern, das unser Kode für »Feind hört mit« war.
    »Sieh mal an, der alte John Bravais, wie er leibt und lebt«, sagte er in seiner hohen Stimme. »Welch ein Zufall, daß wir uns hier begegnen.«
    Ich heuchelte Erstaunen, und dann vollzogen wir das Ritual des Händeschüttelns und der Fragen nach dem beiderseitigen Wohlergehen, gingen an einen der kleinen Tische und bestellten zwei Aperitifs. Er holte einen kleinen Gegenstand hervor, blickte umher, um zu sehen, ob jemand herschaute, und führte das Gerät an die Tischlampe, den Aschenbecher, die Behälter für Essig und Öl, den Pfeffer- und den Salzstreuer, während er unverdrossen weiterplauderte.
    »Martha geht es gut. Der kleine Herbie hatte eine schlimme Virusgrippe, und Charlotte brach sich vor drei Wochen das Schlüsselbein …« Er setzte seine Suche fort, nahm einen kleinen Zahnstocherbehälter in der Form einer Froschgöttin und ließ ihn unauffällig in seiner Aktentasche verschwinden.
    »Ich hörte, du wolltest eine Pelztierfarm
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