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Krieg auf dem Mond

Krieg auf dem Mond

Titel: Krieg auf dem Mond
Autoren: Keith Laumer
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Babygesicht eingetragen hätte, hätten nicht zwei funkelnde schwarze Augen die ganze Erscheinung beherrscht. Seine graue UN-Uniform war Schneiderarbeit, und die drei Reihen Ordensbänder an seiner Brust deuteten darauf hin, daß er trotz seiner jugendlichen Erscheinung die meisten Kriege der letzten zwanzig Jahre miterlebt hatte.
    Er trug ein altmodisches Lederkoppel und hohe Schnürstiefel, wie sie bei UN-Stabsoffizieren beliebt waren, aber die Waffe an seiner Seite war kein Trommelrevolver mit Perlmutthandgriff; es war die letzte Neuheit auf dem Gebiet der Pulsenergiewaffen, häßlich und dick, ein Ding zum Töten, nicht zum Vorzeigen.
    »Soso, vom amerikanischen Verteidigungsministerium kommen Sie«, sagte er und schob meine von Felix sachkundig verfertigten Legitimationspapiere über die leere, auf Hochglanz polierte Schreibtischplatte. Dann betrachtete er mich nachdenklich. Es war still im Büro. Irgendwo in der Ferne hörte man arabische Musik aus einem überdrehten Lautsprecher. Am Fenster summte eine Fliege.
    »Ich bin heute eingetroffen, General«, sagte ich. »Ich habe ein Zimmer im Hotel Faisal genommen.«
    »Zimmer 4567«, sagte Julius. »Sie waren an Bord der BWA-Maschine, Flug 87. Ich bin im Bilde, Mr. Bravais. Als Leiter der UN-Überwachungskommission betrachte ich es als meine Aufgabe, über alles unterrichtet zu sein, was in meinem Kommandobereich vorgeht.« Er hatte eine harte, unangenehme Stimme.
    Ich nickte und machte ein beeindrucktes Gesicht. Ich dachte an die Todesstrafe, die auf den Besitz der Papiere in meiner Tasche stand, und fragte mich, was er sonst noch wissen mochte.
    »Da fragt man sich, wie Sie noch Zeit für Ihre anderen Pflichten finden sollen«, sagte ich und ließ einen Schimmer von Unverschämtheit in mein leeres Lächeln hineinspielen.
    Seine Augen wurden schmal. »Ich komme zurecht, Mr. Bravais«, antwortete er. »Mit welcher Dauer Ihres Besuchs können wir rechnen?«
    »Oh, ich würde es nicht Besuch nennen, General. Ich bin als militärischer Beobachter für zunächst unbestimmte Zeit nach hier abkommandiert worden.«
    »In diesem Fall wird es Ihnen in Tamboula hoffentlich gefallen. Sie sind in einer günstigen Jahreszeit gekommen. Die Rennen beginnen nächste Woche, und die Waldhuhnjagd ist noch diesen und den nächsten Monat frei.«
    »Ich habe viel von den hiesigen ökologischen Projekten gehört«, sagte ich. »Bemerkenswert zu sehen, wie Wüste und Karstberge zu Waldland gemacht werden. Aber ich fürchte, daß mir nur wenig Zeit für Ablenkungen bleiben wird. Mein besonderes Interesse gilt der Infanterietaktik.«
    General Julius hob seine Hand. »Mr. Bravais, in manchen Kreisen scheint die Meinung verbreitet zu sein, daß Konflikte wie dieser hier Schauspiele sind, die zur Unterhaltung Neugieriger aufgeführt werden. Das ist ganz und gar nicht der Fall. Auf dem Schlachtfeld werden politische Streitfragen entschieden, die auf diplomatischem Wege nicht gelöst werden können. Die Kontrolle der UNO wird, so hoffen wir zuversichtlich, das Ausmaß der Feindseligkeiten begrenzen. Unnötige Aufmerksamkeit von Vertretern großer Mächte ist ein wenig geeignetes Mittel, unsere Anstrengungen zu unterstützen. Ich schlage vor…«
    »Ich glaube, das Recht auf ungehinderte Beobachtung hat sich seit so langer Zeit eingebürgert, daß ich darauf verzichten kann, es noch eigens für meine Person zu bekräftigen.«
    »Das ist eine Sache, die nicht im Bereich meiner Zuständigkeit liegt«, erklärte der General. »Ich habe dafür zu sorgen, daß die Bestimmungen der Konvention von Manhattan eingehalten werden. Sie müssen verstehen, daß die Anwesenheit von Außenseitern auf dem Kriegsschauplatz diese Arbeit erschwert.« Er sprach mit einer sonderbaren tonlosen Eindringlichkeit und beobachtete mich unverwandt.
    »General, ich bin ein akkreditierter offizieller Beobachter; ich hoffe, Sie haben nicht die Absicht, mir den Zugang zum Gegenstand meines Interesses zu verwehren.«
    »Was möchten Sie gern beobachten, Mr. Bravais?«
    »Kampfhandlungen – aus der Nähe.«
    Julius schüttelte den Kopf. »Das wird heute abend nicht möglich sein.« Er brach ab, und ich nahm mir die Freiheit eines breiten Lächelns.
    »Heute abend, wie?«
    Julius beugte sich über den Schreibtisch. Er beherrschte sich recht gut, aber seine Augen funkelten drohend.
    »Sie werden sich den vordersten Linien nicht weiter als bis auf fünf Kilometer nähern«, sagte er mit erhobener Stimme. »Sie werden sich bei meinem
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