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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf
Autoren: Jules Verne
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waren Peter, Luigi, Pointe Pescade und Kap Matifu – das heißt also alle Diejenigen, welche in intimeren Beziehungen zu den Ereignissen dieses Dramas standen – heil und gesund geblieben. Daß sie sich trotzdem nicht geschont hatten, wußte Jeder. Das war eine Freude, als sie in das Stadthaus zu Sarah Sandorf, Maria Ferrato, Frau Bathory und dem alten Borik zurückkehrten. Nachdem den Gefallenen die letzte Ehre erwiesen worden war, konnte die kleine Kolonie wieder in das ruhige Geleise ihrer sorgenfreien Existenz zurückkehren, die in Zukunft höchst wahrscheinlich nicht mehr gestört werden wird. Die Niederlage der Senusisten kam einer Vernichtung derselben gleich und Sarcany, der Jene zum Feldzuge gegen Antekirtta aufgereizt hatte, war nicht mehr da, um ihnen Gedanken des Hasses und der Rache einzugeben. Der Doctor verharrte trotzdem bei seiner Absicht, sein Vertheidigungssystem in kürzester Frist zu Ende zu führen. Artenak sollte nicht nur vor jedem Handstreiche in Sicherheit gebracht werden, sondern auch auf keinem einzigen Punkte mehr eine Lücke bieten, wo eine Landung möglich war. Man wollte sich auch damit beschäftigen, neue Kolonisten in das Land zu ziehen, denen die Reichthümer des Bodens ein wirkliches Wohlergehen verschaffen mußten.
    Jetzt konnte der Verehelichung Peter Bathory’s mit Sarah Sandorf nichts mehr im Wege stehen. Die Ceremonie war ursprünglich auf den 9. December anberaumt gewesen: sie sollte auch an diesem Tage von Statten gehen. Pointe Pescade nahm sein Vergnügungs-Programm von Neuem in Angriff, nachdem es durch den Ueberfall der afrikanischen Piraten unterbrochen worden war.
    Ohne Verzug sollte auch über das Schicksal Sarcany’s, Silas Toronthal’s und Carpena’s Beschluß gefaßt werden. Sie waren abgesondert in den Kasematten des Forts untergebracht worden und wußten nicht, daß sie sämmtlich in der Gewalt des Doctors Antekirtt wären.
    Am 6. December, zwei Tage nach dem Rückzuge der Senusisten, ließ der Doctor sie in das Stadthaus führen, woselbst er mit Peter und Luigi ihnen entgegentrat.
    Hier sahen sich die Gefangenen vor dem Gerichtshofe von Artenak, der aus den höchsten Beamten der Kolonie bestand, unter der Hut einer Abtheilung Milizen zum ersten Male wieder.
    Carpena erschien beunruhigt; seine Physiognomie hatte indessen noch nichts von ihrem tückischen Aussehen eingebüßt; er warf nach links und rechts verstohlene Blicke und wagte nicht, seine Augen zu seinen Richtern aufzuschlagen.
    Silas Toronthal, sehr niedergeschlagen aussehend, senkte den Kopf und floh instinctiv die Berührung mit seinem einstigen Genossen.
    Sarcany hatte nur ein Gefühl – die Wuth, in die Hände dieses Doctors gefallen zu sein.
    Luigi stellte sich nunmehr vor die Richter und ergriff das Wort. Er wandte sich an den Spanier.
    »Carpena, sagte er, ich bin Luigi Ferrato, der Sohn des Fischers von Rovigno, den Deine Angeberei in das Zuchthaus zu Stein gebracht hat, wo er gestorben ist.«.
    Carpena hatte sich einen Augenblick abgewendet. Eine Anwandlung von Wuth trieb ihm das Blut in die Augen. Es war also doch Maria gewesen, die er in den Gassen des Manderaggio auf Malta erkannt zu haben glaubte, und ihr Bruder, Luigi Ferrato, war es, der ihn jetzt beschuldigte.
    Peter trat nun ebenfalls vor und streckte den Arm gegen den Banquier aus:
    »Silas Toronthal, sagte er, ich heiße Peter Bathory und bin der Sohn Stephan Bathory’s, desselben ungarischen Patrioten, den Sie im Einverständniß mit Ihrem Mitschuldigen Sarcany feiger Weise der Polizei von Triest angezeigt und dadurch in den Tod getrieben haben.«
    Dann zu Sarcany gewendet:
    »Ich heiße Peter Bathory, den Sie in einer Straße Ragusa’s zu ermorden versuchten. Ich bin der Verlobte Sarah’s, der Tochter des Grafen Mathias Sandorf, die Sie vor fünfzehn Jahren aus dem Schlosse Artenak rauben ließen.«
    Silas Toronthal war es zu Muthe, als hätte ihn ein Keulenschlag niedergeschmettert, als er mit einem Male Peter Bathory leibhaftig vor sich stehen sah.
    Sarcany hatte die Arme über die Brust gekreuzt und bis auf ein leichtes Zittern seiner Augenlider bewahrte er vollständig seine unverschämte Unbeweglichkeit.
    Weder Silas Toronthal noch Sarcany erwiderten etwas. Was hätten sie ihrem Opfer, das aus dem Grabe auferstanden schien, um sie anzuklagen, auch erwidern sollen?
    Etwas ganz anderes war es, als Doctor Antekirtt auftauchte und mit ernster Stimme sagte:
    »Und ich, ich bin der Freund Ladislaus Zathmar’s und Stephan
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