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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf
Autoren: Jules Verne
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Bedienungsmannschaften. (S. 541.)
     
    Mit Bewilligung des Doctors arbeitete er einen Plan zu einem Volksfeste aus, mit Spielen, Gesang und Tänzen, Artilleriesalven, großem Festschmaus unter freiem Himmel, einer den Neuvermälten darzubringenden Serenade, Fackelzug und Feuerwerk. Das war sein Element, hierin stand er seinen Mann. Das sollte herrlich werden! Davon sollte man noch lange, stets reden.
     

    Zweihundert Fahrzeuge näherten sich. (S. 546.)
     
    All’ dieser Jubel sollte schon im Keime erstickt werden!
    In der Nacht vom 3. zum 4. December – einer ruhigen, doch von dichten Wolken verdunkelten Nacht – ertönte plötzlich die elektrische Klingel in des Doctors Cabinet im Stadthause.
    Es war zehn Uhr Abends.
    Der Doctor und Peter verließen in Folge dieses Zeichens sofort den Salon, in welchem sie den Abend mit Frau Bathory und Sarah Sandorf verbracht hatten. Im Cabinet angelangt, sahen sie, daß das Zeichen von dem Beobachtungsposten gegeben worden war, der auf dem Centralkegel Antekirtta’s die Wache hatte. Fragen und Antworten wurden sofort auf telephonischem Wege hin-und zurückbefördert.
    Die Wache benachrichtigte den Doctor, daß aus Süden eine Flotille herannahe, deren Umfang man nur undeutlich in der Finsterniß wahrnehmen könne.
    »Der Kriegsrath muß sofort zusammentreten,« sagte der Doctor.
    Zehn Minuten später traten der Doctor, Peter, Luigi, die Kapitäne Narsos und Köstrik und die Führer der Miliz zu einer Berathung im Stadthause zusammen. Dort wurde ihnen die Mittheilung von der Beobachtung, welche der Wachposten gemacht hatte. Eine Viertelstunde später hatten sich Alle an den Hafen begeben und auf der äußersten Spitze des großen Dammes, auf dem das Leuchtfeuer aufblitzte, Posto gefaßt.
    Von diesem nur wenig über dem Niveau des Meeres gelegenen Punkte aus war es unmöglich, die Flotille zu unterscheiden, was der Beobachtungsposten, der auf dem Centralkegel seinen Platz hatte, wohl konnte. Doch durch Erleuchtung des südöstlichen Horizontes mußte es zweifellos zu ermöglichen sein, die Zahl der Schiffe zu unterscheiden und in welcher Weise sie sich näherten.
    Wäre es aber nicht zugleich eine Unvorsichtigkeit gewesen, auf diese Weise die Lage der Insel zu verrathen? Der Doctor glaubte es nicht. Wenn das der erwartete Feind war, so fuhr er auch nicht blind darauf los; er kannte genau die Lage von Antekirtta und nichts war im Stande, ihn von seinem Kurse abzubringen.
    Die Apparate wurden also in Thätigkeit gesetzt und mit Hilfe der Tragfähigkeit der beiden in die Weite geschleuderten Strahlenbüschel erleuchtete sich plötzlich ein ziemlich großer Kreisabschnitt des Horizontes.
    Die Wachen hatten sich nicht getäuscht. Zweihundert Fahrzeuge wenigstens rückten in einer Linie an, Schebecken, Polaken, Trabacolos, Sacoleven und andere Schiffskörper untergeordneterer Gattung. Kein Zweifel, es war die Flotte der Senusisten, die sich die Seeräuber aus allen Häfen der Küste zusammengeholt hatten. Da keine Brise wehte, so nahten sich die Schiffe mit Hilfe der Ruder der Insel. Für diese verhältnißmäßig kurze Ueberfahrt von dem Festlande nach Antekirtta konnten sie sehr gut der Mithilfe des Windes entbehren. Die Ruhe des Meeres mußte ihren Plänen durchaus förderlich sein, denn sie erlaubte ihnen auch eine Landung unter günstigeren Umständen. Augenblicklich befand sich die Flotte noch vier bis fünf Seemeilen südöstlich vor Antekirtta.
    Vor Sonnenaufgang kam sie schwerlich dazu anzulegen. Es wäre aber äußerst unklug gewesen, es dahin kommen zu lassen, das heißt zu einem Erzwingen der Hafeneinfahrt oder einer Landung auf der südlichen Küste Antekirttas, die, wie schon gesagt, höchst ungenügend vertheidigt wurde.
    Nach dieser ersten Recognoscirung stellten die elektrischen Apparate ihre Thätigkeit wieder ein und der Himmelsraum tauchte wieder in das Dunkel zurück. Man mußte den Anbruch des Tages abwarten.
    Auf Befehl des Doctors sammelte sich sofort die Miliz.
    Man mußte sich bereit machen, die allerersten der Coups auszuführen, denn davon hing der ganze Ausgang des Unternehmens ab.
    Eines stand jetzt fest, daß nämlich die Angreifer nicht mehr darauf rechnen konnten, die Insel zu überraschen, da das Auswerfen des Lichtes es ermöglicht hatte, sowohl ihre Richtung als auch ihre Anzahl zu erkennen.
    Während der ferneren Stunden der Nacht ließ man keine Vorsicht aus den Augen. Der Horizont wurde noch zu verschiedenen Malen beleuchtet, dadurch erhielt man
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