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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf
Autoren: Jules Verne
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die Insel auf ihrer südwestlichen Küste. Auf diesem Theile des Ufers, den das Feuer der Strandbatterie und des Forts nicht bestreichen konnte, war eine Landung möglich.
    Dort lag die Gefahr und vielleicht war es bereits zu spät, auch an dieser Stelle umfassende Vertheidigungsarbeiten vorzunehmen.
    War es nun auch schon ganz gewiß, daß die Senusisten die Absicht hatten, Antekirtta anzugreifen? Es war das im Grunde genommen keine so leichte Unternehmung, sondern eine gefahrvolle Expedition, die viel Aufwand an Material forderte. Luigi zweifelte noch daran. Er ließ eine daraufhin zielende Bemerkung eines Tages fallen, als der Doctor, Peter und er die Befestigungen der Insel inspicirten.
    »Ich bin anderer Ansicht, gab der Doctor zur Antwort. Antekirtta ist reich und beherrscht die Syrten-Gewässer. Diese Gründe genügen bereits, um die Insel früher oder später einem Angriffe auszusetzen; die Senusisten haben eben ein übergroßes Interesse daran, sich Antekirttas zu bemächtigen.
    – Das ist ganz gewiß so, setzte Peter hinzu und gegen diese Eventualität müssen wir gut gerüstet sein.
    – Ich fürchte einen nahe bevorstehenden Angriff auch deswegen, nahm der Doctor von Neuem wieder das Wort, weil Sarcany ein Parteigänger der Senusisten, ich weiß sogar, daß er stets ihr Agent im Auslande gewesen ist. Denkt daran, Freunde, daß Pointe Pescade im Hause des Moqaddem eine Unterhaltung zwischen Sidi Hazam und ihm belauscht hat. In dieser Unterredung ist der Name Antekirtta mehrfach genannt worden und Sarcany weiß wohl, daß diese Insel dem Doctor Antekirtt gehört, das heißt dem Manne, den er fürchtet, den er durch Zirone auf den Abhängen des Aetna angreifen ließ. Was ihm dort in Sicilien nicht gelang, wird er jedenfalls hier noch einmal und unter günstigeren Bedingungen versuchen.
    – Hat der Mensch einen persönlichen Haß auf Sie, Herr Doctor? fragte Luigi, kennt er Sie?
    – Es ist möglich, daß er mich in Ragusa gesehen hat, antwortete dieser. Jedenfalls ist es ihm bekannt, daß ich in jener Stadt Beziehungen zu der Familie Bathory hatte. Ueberdies wurde er an die Existenz Peter’s in dem Augenblicke erinnert, als Pointe Pescade aus dem Hause Sidi Hazam’s Sarah entführte. Alles das muß sich in seinen Gedanken ineinander gefügt haben. Er kann kaum noch daran zweifeln, daß Peter und Sarah auf Antekirtta ein Asyl gefunden haben. Mehr bedarf es nicht, um gegen uns den vollen Haß der Senusisten zu entflammen, die uns gewiß kein Quartier geben werden, wenn es ihnen gelingt, sich unserer Insel zu bemächtigen.«
    Diese Beweisführung war klar genug. Sarcany wußte allerdings noch nicht, daß Doctor Antekirtt eigentlich Graf Mathias Sandorf sei, das stand fest, wohl aber wußte er mehr als genug, um ihm die Erbin von Schloß Artenak entreißen zu wollen.
    Man wird also wenig erstaunt sein, zu vernehmen, daß er es war, der den Khalifen angespornt hatte, eine Expedition gegen die Kolonie Antekirtta auszurüsten.
    Der 3. December war inzwischen herangekommen, ohne daß Anzeichen eines bevorstehenden Angriffes laut geworden wären.
    Die Freude, sich endlich vereinigt zu sehen, wiegte Alle in einen schönen Traum, dem sich der Doctor selbst jedoch nicht hingab. Der Gedanke an die nahe bevorstehende Heirat Peter Bathory’s und Sarah Sandorf’s erfüllte Aller Herzen und Gemüther. Man versuchte im Hinblick auf dieses freudige Ereigniß sich einzureden, daß die schlechten Tage vorüber wären und nicht mehr wiederkehren würden.
    Pointe Pescade und Kap Matifu theilten die allgemeine Sicherheit. Sie freuten sich des Glückes der Anderen und darüber, daß sie im beständigen Hochgenusse aller Dinge leben konnten.
    »Es ist nicht zu glauben, wiederholte Pointe Pescade.
    – Was ist nicht zu glauben?… fragte Kap Matifu.
    – Daß Du ein behäbiger Rentner geworden bist, mein Kap. Ich muß jetzt ernstlich daran denken, Dich zu verheiraten.
    – Mich… verheiraten?
    – Ja, mit einer hübschen kleinen Frau.
    – Warum mit einer kleinen?…
    – Weil es nicht anders geht! Eine riesige schöne Frau!… Frau Kap Matifu!… Das würde Dir so passen, nicht wahr?… Da müssen wir uns schon eine von den Patagoniern holen!«
    In Erwartung der Heirat Kap Matifu’s, für den man nöthigen Falles bald eine würdige Genossin würde gefunden haben, beschäftigte sich Pointe Pescade ernsthaft mit der Hochzeit Peter’s und Sarah Sandorf’s.

     
    Die Küstenbatterien erwarteten nur noch die
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