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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf
Autoren: Jules Verne
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die bereits mehrere Matrosen bargen und fuhren mit denselben aus dem Hafen hinaus.
    Eine Viertelstunde später warfen sich die »Electrics« auf die feindliche Flotte; sie durchbrachen deren Linie, sprengten fünf bis sechs Schiffe in die Luft und bohrten ein Dutzend in den Grund. Die Anzahl der Angreifer war aber eine so beträchtliche, daß die beiden Kapitäne befürchten mußten, ihre Schiffe würden geentert werden, wenn sie nicht schleunigst den Schutz der Hafendämme aufsuchten.
    Inzwischen hatte der »Ferrato« Position genommen und begann die Beschießung der Flotille; allein seine Kugeln, welche wirksam durch diejenigen der Batterien secundirt wurden, reichten nicht hin, zu verhindern, daß das Gros der Piraten die Landung versuchte. Obwohl schon eine beträchtliche Zahl ihren Tod gefunden hatte, obwohl gewiß an zwanzig Fahrzeuge kampfunfähig gemacht worden, waren noch immer an tausend Mann da, um die Klippen im Süden zu ersteigen, denen man sich in Folge der Ruhe des Meeres bequem nähern konnte.
    Nun sah man auch, daß die Senusisten über Artillerie verfügten. Die größten Schebecken führten auf rollende Lafetten gehobene Feldgeschütze mit sich. Sie konnten sie auf diesem Punkte der Küste ziemlich unbehelligt aus Land bringen, da er außerhalb des Bereiches der Kanonen der Stadt und selbst der Geschütze in dem Fort auf dem Centralkegel gelegen war.
    Der Doctor, der auf dem vordersten Vorsprunge stand, hatte diese ganze Operation genau verfolgt. Ihr sich widersetzen, wäre unmöglich gewesen, denn er mußte sein relativ schwaches Personal berücksichtigen. Seine Stärke lag im Kampfe hinter Mauern und in diesem Falle war es sehr zweifelhaft, ob die Belagerer, so zahlreich sie waren, den Sieg erringen würden.
    Diese hatten zwei Colonnen gebildet, beide führten Geschütze in ihren Reihen. Sie marschirten ohne Deckung zu suchen, mit jener sorglosen Tapferkeit des Arabers, mit jener fanatischen Kühnheit, wie sie nur Todesverachtung, die Hoffnung auf Plünderung und der Haß gegen die Europäer erzeugen kann.
    Als sie auf Schußweite nahe gekommen waren, spieen die Batterien ihren Eisenhagel aus. Mehr als hundert stürzten, doch die Anderen wichen nicht zurück. Ihre Feldgeschütze wurden gerichtet, und bald hatten sie in eine Mauer Bresche gelegt, welche eine Ecke des noch nicht fertiggestellten südlichen Mittelwalles bildete.
    Ihr Führer, der inmitten der um ihn Fallenden seine Kaltblütigkeit vollständig bewahrte, leitete den Angriff. Sarcany, der neben ihm stand, feuerte ihn an, eine Sturmcolonne von mehreren hundert Mann auf die Bresche zu dirigiren.
    Doctor Antekirtt und Peter Bathory erkannten Letzteren von fern. Er erkannte sie ebenfalls.
    Eine compacte Masse der Angreifer wälzte sich jetzt auf das Loch in der Mauer zu, welches ihnen Durchlaß gewähren konnte. Wenn es ihnen gelang, durch die Bresche zu dringen, wenn sie die Stadt besetzten, so waren die Belagerten, die zu schwach waren, um Widerstand zu leisten, gezwungen, den Platz zu räumen. Bei dem heißblütigen Temperament der Piraten wäre dem Sieg unmittelbar ein allgemeines Blutbad gefolgt.
    Der Kampf, Körper an Körper, wurde auf diesem Punkte furchtbar. Unter den Augen des Doctors, der furchtlos in der Gefahr und wie unverwundbar inmitten des Kugelregens blieb, verrichteten Peter Bathory und seine Gefährten wahre Wunder des Muthes. Pointe Pescade und Kap Matifu unterstützten sie mit einer Kühnheit, die nur durch ihr Geschick, jedem Hiebe aus dem Wege zu gehen, aufgewogen wurde.
    Der Hercules, in der einen Hand ein Messer, in der anderen eine Axt, schaffte gewaltig um sich her einen leeren Raum.
    »Kräftig, mein Kap, kräftig!… Schlage sie nieder!« feuerte Pointe Pescade ihn an, dessen flink abgefeuerter und wieder geladener Revolver wie eine kleine Mitrailleuse dazwischen knatterte.
    Doch der Feind wich nicht. Nachdem er mehreremale durch die Bresche zurückgedrängt worden war, schien er nun so weit zu sein, dieselbe endgiltig nehmen und in die Stadt selbst einrücken zu können, als sich in seinen hinteren Reihen plötzlich eine Bewegung bemerkbar machte.
    Dem »Ferrato« war es gelungen, in der Entfernung von nur drei Ankerlängen vom Ufer unter geringem Dampf beizudrehen. Von dort aus griff er die Senusisten mit seinen Schiffskanonen, die sämmtlich über einen Bord gerichtet waren, mit seinem langen Jagdgeschütz, seinen Hotchkiß-Revolverkanonen und seinen Gatlings-Mitrailleusen, welche die Feinde wie die
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