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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf
Autoren: Jules Verne
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Brief Frau Toronthal’s konnte über die Abstammung des jungen Mädchens keinen Zweifel aufkommen lassen und wenn es nöthig sein sollte, würde der Banquier eine formelle Erklärung abgeben müssen. Zweifellos sollte die Constatirung deshalb erst in der genannten Frist erfolgen, weil Sarah noch nicht das Alter zur Geltendmachung ihrer Rechte erreicht hatte. Erst sechs Wochen später wurde sie achtzehn Jahre alt.
    Ueber das Schicksal des Spaniers Carpena und des Banquiers Silas Toronthal sollte endgiltig erst nach Einlieferung Sarcany’s in die Kasematten von Antekirtta beschlossen werden. Alsdann sollte das Werk der Gerechtigkeit sein Ende erreichen.
    Doch zu derselben Zeit, in welcher der Doctor die Mittel überlegte, die ihn an das letzte Ziel bringen mußten, sah er sich ganz nachdrücklich darauf verwiesen, über den wirksamen Schutz seiner kleinen Kolonie nachzudenken. Seine Agenten in Tripolis und auf der Cyrrhenäischen Halbinsel benachrichtigten ihn, daß die senusistische Bewegung einen immer stärker werdenden Umfang annähme, und zwar namentlich in Ben-Ghazi, das der Insel zunächst gelegen ist. Geheime Couriere stellten zwischen Dscherhbub, »diesem neuen Pol der Welt des Islams«, wie Herr Duveyrier dieses metropolitanische Mekka genannt hat, woselbst der gegenwärtige Großmeister des Ordens, Sidi Mohammed El-Mahedi residirte, und den Führern zweiten Ranges in allen Provinzen eine regelmäßige Verbindung her. Da die Senusisten in Wahrheit nichts weiter als würdige Nachkommen der einstigen berberischen Piraten sind, und da sie jedem Europäer einen tödtlichen Haß entgegenbringen, so mußte der Doctor allerdings sehr auf seiner Hut sein.
    Den Senusisten und Niemandem sonst müssen die seit zwanzig Jahren in Afrika verübten Greuelthaten und Massenmorde zur Last gelegt werden. Man hat umkommen sehen: Bourman in Kanem im Jahre 1863, Von der Decken und seine Gefährten auf dem Flusse Djuba 1865, Fräulein Alexine Tinné und die Ihrigen 1865 in Uahdi-Abedjuhsch, Dournaux Duperré und Joubert 1874 nahe dem Brunnen von In-Azhar, die ehrwürdigen Väter Paulmier, Bouchard und Ménoret jenseits von In-Cahlah 1876, die Geistlichen Richard, Morat und Pouplard der Mission von Ghadames im Norden von Azdjer, Oberst Flatters, die Hauptleute Masson und de Dianous, den Doctor Guiard, die Ingenieure Beringer und Roche auf der Straße von Marglah im Jahre 1881 – die blutdürstigen Bundesgenossen übersetzten eben die Lehren der Senusisten ins Praktische zum Nachtheile der kühnen Forschungsreisenden.
    Ueber diesen Gegenstand unterhielt sich der Doctor oft mit Peter Bathory, Luigi Ferrato, den Kapitänen seiner Flotte, den Führern der Miliz und den Würdenträgern der Kolonie. Würde Antekirtta einem Angriffe widerstehen können? Ja, zweifellos. Obwohl das Ganze der Vertheidigungsanlagen noch nicht beendet worden war und unter der Voraussetzung, daß die Zahl der Angreifer nicht eine zu riesige sein würde. Hatten andererseits die Senusisten einen so großen Vortheil davon, wenn sie sich der Insel bemächtigen konnten? Ja, sie beherrschte den ganzen Golf der Sidra, den die Küsten der Cyrrhenäischen Halbinsel und von Tripolis bilden.
    Man wird nicht vergessen haben, daß südöstlich von Antekirtta, in einer Entfernung von zwei Meilen, das Eiland Kencraf aus dem Wasser aufstieg. Dieses Eiland, das man nicht mehr hatte befestigen können, bildete eine Gefahr für den Fall, daß eine feindliche Flotte dasselbe zur Basis ihrer Operationen machen würde. Der Doctor hatte deshalb die Vorsicht gebraucht, es unterminiren zu lassen. Ein furchtbares Zerstörungsmittel füllte jetzt die in die Felsen eingelassenen Flatterminen.
    Ein elektrischer Funke, durch den unterseeischen Draht, der Antekirtta mit dem Eiland verband, gesandt, war ausreichend, um Kencraf mit Allem, was sich auf ihm befand, zu vernichten.
    Hinsichtlich der sonstigen Vertheidigungsmittel der Insel war Folgendes gethan worden. Die in Gebrauchszustand versetzten Küstenbatterien erwarteten nur noch die abzubeordernden Bedienungsmannschaften der Miliz. Das kleine Fort der Centralstelle war vollständig bereit, aus seinen weittragenden Geschützen das Feuer zu eröffnen. Zahlreiche, in die Durchfahrt versenkte Torpedos vertheidigten den Eingang zum kleinen Hafen. Der »Ferrato« und die drei »Electrics« waren für jedes Ereigniß gerüstet, sei es, um den Angriff zu erwarten oder um eine angreifende Flotte zu durchbrechen.
    Einen wunden Punkt jedoch bot
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