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Mass Effect 02 - Der Aufstieg

Titel: Mass Effect 02 - Der Aufstieg
Autoren: Drew Karpyshyn
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Prolog
     
    Bilder von Tod und Zerstörung, die Sarens Angriff auf die Citadel verursacht hatte, liefen ununterbrochen in allen Nachrichtensendungen. Tote Geth und die Leichen von Sicherheitsoffizieren lagen in der Kammer des Rates verstreut. Ganze Sektionen des Präsidiums bestanden nur noch aus verbranntem und verbogenem Metall. Geschmolzene schwarze Klumpen, einst Schiffe der Citadel-Flotte, schwebten ziellos durch die Wolken des Serpent-Nebels und bildeten einen Asteroidengürtel, der sein Entstehen der blutigen Schlacht verdankte.
    Der Erleuchtete betrachtete die Geschehnisse mit kühler, klinischer Distanz. Die große Raumstation wurde bereits wieder aufgebaut, aber die Auswirkungen des Massakers reichten viel weiter, als der physische Schaden erahnen ließ. In den Wochen nach dem verheerenden Angriff der Geth beherrschten die drastischen und bis dahin unvorstellbaren Bilder alle großen Medien.
    Der Angriff hatte die galaktischen Kräfte bis in ihren außerirdischen Kern erschüttert und ihren naiven Glauben an die eigene Unverwundbarkeit zerstört. Die Citadel, der Sitz des Rates und Symbol ihrer unangreifbaren Macht, war beinahe von einer feindlichen Flotte vernichtet worden. Zehntausende Leben waren ausgelöscht worden, und man trauerte im gesamten Citadel-Sektor.
    Aber wo andere eine Tragödie sahen, dort entdeckte der Erleuchtete neue Möglichkeiten. Er wusste vielleicht besser als jeder andere, dass die Menschheit davon profitieren konnte, wenn die Galaxis plötzlich ihre eigene Verwundbarkeit erkannte. Das machte ihn zu etwas Besonderem – zu einem Mann mit Visionen.
    Einst war er so normal wie jeder andere gewesen. Er hatte mit dem Rest der Erdbevölkerung gestaunt, als auf dem Mars die protheanischen Ruinen entdeckt wurden. Völlig ergriffen hatte er die Berichte vom ersten, gewalttätigen Kontakt der Menschen mit einer intelligenten außerirdischen Spezies verfolgt. Damals war er ein durchschnittlicher Mann gewesen, mit einem durchschnittlichen Beruf und einem durchschnittlichen Leben. Er hatte Freunde und Familie gehabt. Und sogar einen Namen.
    All das war nun vorbei. Getilgt durch puren Sachzwang. Er war der Erleuchtete geworden, der seine gewöhnliche Existenz für ein weit höheres Ziel aufgegeben hatte. Die Menschheit hatte die Fesseln der Erde abgestreift, aber sie hatte nicht in Gottes Antlitz geschaut. Stattdessen hatte man eine blühende galaktische Gemeinschaft entdeckt: ein Dutzend Spezies, die sich über Hunderte von Sonnensysteme und Tausende von Welten verteilte. Als Neulinge in der interstellaren politischen Arena musste sich die menschliche Rasse anpassen und weiter entwickeln, wenn sie überleben wollte.
    Dabei konnten sich die Erdenbewohner nicht auf die Allianz verlassen. Der aufgeblasene Verband von Regierungsvertretern und verschiedenen militärischen Abteilungen war ein schwerfälliges, stumpfes Instrument, das von Gesetzen, Konventionen und der erdrückenden Last der öffentlichen Meinung behindert wurde. Man war zu sehr mit Befriedungspolitik beschäftigt und katzbuckelte vor den außerirdischen Rassen. Deshalb war die Allianz unfähig – oder unwillig –, die harten, aber notwendigen Entscheidungen zu fällen, um die Menschheit ihrer Bestimmung zuzuführen.
    Die Menschen auf der Erde brauchten jemanden, der sich für ihre Sache einsetzte. Sie brauchten Patrioten und Helden, die zu den notwendigen Opfern bereit waren. Nur so konnte sich die menschlich Rasse über ihre interstellaren Rivalen erheben. Sie brauchten Cerberus, und Cerberus konnte nicht ohne den Erleuchteten existieren.
    Als Mann mit Visionen verstand er das. Ohne Cerberus war die Menschheit zu einer kriecherischen Existenz verdammt, die sie zu Füßen ihrer außerirdischen Herren durchleiden musste. Es gab natürlich Kräfte, die seine Taten kriminell nannten. Unethisch. Amoralisch. Doch die Geschichte würde ihm recht geben. Aber bis dahin waren er und seine Anhänger dazu gezwungen, sich zu verstecken und ihre Ziele im Geheimen weiter zu verfolgen.
    Die Bilder auf dem Monitor wechselten und zeigten jetzt das Gesicht von Commander Shepard. Als erster menschlicher Spectre war Shepard maßgeblich am Sieg über Saren und seine Geth beteiligt gewesen – behaupteten zumindest die offiziellen Berichte.
    Der Erleuchtete kam nicht umhin, sich zu fragen, wie viel diese offiziellen Berichte ausließen. Er wusste, dass hinter dem Angriff mehr steckte als ein krimineller Spectre, der eine Geth-Armee gegen den Rat
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