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Mass Effect 02 - Der Aufstieg

Titel: Mass Effect 02 - Der Aufstieg
Autoren: Drew Karpyshyn
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es fast schon weh tat. Er stellte sich vor, wie ihre Ohren bei dem Geräusch zuckten.
    Aus dem Augenwinkel sah er, dass Pel seine Kopfhörer abnahm und sie auf den Sitz neben sich legte. Dann stand er auf und streckte sich. „Wie lange noch, bis wir da sind?“, fragte er. Seine Worte wurden von einem Gähnen halb verschluckt.
    „Vier Stunden", antwortete Grayson. Er öffnete den Kühlschrank, kniete sich hin und inspizierte den Inhalt. Dabei bemühte er sich, gleichmäßig und ruhig weiterzuatmen.
    „Keine Komplikationen?", fragte Pel, während der Pilot den gekühlten Inhalt durchstöberte.
    „Alles verläuft nach Plan“, antwortete Grayson und nahm mit seiner linken Hand eine Flasche Wasser, während seine rechte den Griff des langen, gezackten Messers umfasste, das er vor Reisebeginn im Gefrierfach verstaut hatte.
    Obwohl er wusste, dass es ein Traum war, konnte Grayson gegen das, was passieren würde, nichts tun. Das Geschehen würde ohne Änderungen oder irgendwelche Variationen ablaufen. Er war in der Rolle des passiven Beobachters gefangen. Ein Zeuge, gezwungen zuzusehen, wie die Dinge ihren Lauf nahmen. Sein Unterbewusstsein verbot ihm, seine eigene Vergangenheit zu verändern.
    „Ich glaube, ich schau’ mal nach unserem schlafenden Schneewittchen“, sagte Pel lässig und sprach damit den mit Grayson vereinbarten Satz aus. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
    Es gab nur noch einen weiteren Passagier an Bord: Claude Menneau, er war eines der ranghöchsten Mitglieder der pro-menschlichen Terra-Firma-Partei. Ein sehr reicher und sehr mächtiger Mann. Menneau war eine charismatische, wenngleich nicht unbedingt sympathische Persönlichkeit. Ein Mann, der sich ein eigenes interstellares Schiff leisten konnte, inklusive eigenem Piloten und zwei Vollzeit-Leibwächtern, die ihn auf seinen häufigen Reisen begleiteten.
    Wie üblich hatte sich Menneau direkt nach dem Start im VIP-Raum eingeschlossen, der sich im hinteren Bereich des Schiffs befand. Dort würde er ein wenig ruhen und sich auf den bevorstehenden öffentlichen Auftritt vorbereiten. In ein paar Stunden sollten sie auf dem zivilen Raumflughafen von Shanxi landen, wo Menneau vor bereits wartenden Terra-Firma-Anhängern sprechen würde.
    In der Folge des Nasha-Stellar-Dynamic-Bestechungsskandals war Inez Simmons gezwungen gewesen, als Parteivorsitzende zurückzutreten. Es war klar, dass Menneau oder ein Mann namens Charles Saracino sie an der Parteispitze ablösen würde. Beide machten häufige Reisen in die menschlichen Kolonien, um Wählerstimmen zu sammeln.
    Menneau lag derzeit den Umfragen nach volle drei Punkte in Führung. Aber das sollte sich ändern. Der Erleuchtete wollte, dass Saracino gewann, und der Erleuchtete bekam immer, was er wollte.
    Grayson stand auf und verdeckte das Messer mit der Wasserflasche für den Fall, dass Keo in seine Richtung sah. Zu seiner Erleichterung blickte sie immer noch von ihm weg. Sie sah Pel nach, als der mit großen, federnden Schritten zum VIP-Raum am Ende des Schiffes ging.
    Das auf der Flasche kondensierte Wasser machte seine linke Handfläche kalt und feucht. Die rechte war auch feucht, aber heiß und verschwitzt, was daher rührte, dass er den Griff der Waffe viel zu fest umklammerte. Er trat einen Schritt vor, sodass er nur noch Zentimeter von Keo entfernt war. Ihr Hals lag ungeschützt und verletzlich vor ihm.
    Pel wäre nie so dicht an sie herangekommen. Zumindest nicht, ohne Verdacht zu erregen. Obwohl sie seit bereits sechs Monaten als Leibwächter für Menneau zusammenarbeiteten, vertraute Keo ihrem Partner nicht völlig. Pel war ein ehemaliger Söldner, ein professioneller Killer mit einer zwielichtigen Vergangenheit. Keo behielt ihn immer im Auge. Deshalb musste es Grayson tun. Sie traute ihm vielleicht auch nicht – Keo traute niemandem –, aber sie beobachtete nicht jeden seiner Schritte, wie bei Pel.
    Er richtete die Klinge nach oben und atmete tief ein, dann stach er zu. Er zielte auf den weichen Punkt genau hinter Keos Ohr. Es hätte ein schneller, sauberer Mord werden können. Aber sein kurzes Zögern verhinderte das. Dadurch erhielt Keo die Chance, den Angriff vorauszuahnen. Sie reagierte mit dem Überlebensinstinkt, den sie sich in zahllosen Missionen erworben hatte. Sie sprang aus dem Sitz und wirbelte herum, während die Klinge auf sie zukam. Ihre unglaublichen Reflexe retteten sie vor dem sofortigen Tod. Statt in ihr Hirn einzudringen, bohrte sich die Klinge tief in ihren Hals, wo sie
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