Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mass Effect 02 - Der Aufstieg

Titel: Mass Effect 02 - Der Aufstieg
Autoren: Drew Karpyshyn
Vom Netzwerk:
dem einzigen Traum im Rest der Nacht um seine Tochter.

2. Kapitel
     
    Kahlee Sanders lief mit schnellen, sicheren Schritten durch die Gänge der Jon-Grissom-Akademie. Die Raumstation war vor sieben Jahren im Orbit der Kolonie Elysium errichtet worden. Benannt war sie nach dem ersten Mann, der je durch ein Masse-Relais gereist war, einen der höchst geachteten noch lebenden Helden.
    Grissom war auch Kahlees Vater.
    Ihre Schuhe mit den empfindlichen hohen Absätzen klackerten leise, während sie den Weg zu den Schlafsälen hinunter ging. Bei jedem Schritt raschelte leise ihr Laborkittel. Das Mittagessen war gerade erst eine Stunde her, und die Schüler hielten sich in ihren Zimmern auf und erledigten die Hausaufgaben für den morgigen Tag. Die meisten hatten ihre Türen geschlossen. Die wenigen, die sie offen stehen ließen, schauten von ihren E-Books und Computerbildschirmen auf, als sie vorbeiging. Der Klang ihrer Schritte zog die Aufmerksamkeit auf sich. Einige Schüler lächelten oder grüßten sie mit einem Nicken. Ein paar der jüngeren winkten ihr sogar begeistert zu. Sie lächelte freundlich zurück.
    Nur eine Handvoll Leute wusste, dass Jon Grissom ihr Vater war. Ihre Beziehung, wenn man sie denn so nennen wollte, hatte keinen Einfluss auf ihre Position an der Akademie gehabt. Sie sah ihren Vater nicht oft. Das letzte Treffen war bereits über ein Jahr her. Und es hatte, wie jedes andere auch, mit einem Streit geendet. Ihren Vater zu lieben war schwer.
    Grissom ging auf die Siebzig zu, und anders als die meisten Leute, die von der modernen Medizin profitierten, sah er auch so aus. Kahlee war Anfang vierzig, aber sie wirkte wie eine Frau, die mindestens zehn Jahre jünger war und sich mit der Leichtigkeit der Jugend bewegte. Ihre Haut war noch weich, abgesehen von ein paar kleinen Fältchen um die Augen, wenn sie lachte. Und ihr schulterlanges Haar war blond mit dunkleren, sandfarbenen Strähnen. Für die nächsten dreißig Jahre brauchte sie sich keine Gedanken um graue Haare machen.
    Im Kontrast dazu wirkte ihr Vater alt. Sein Geist – und seine Zunge – waren immer noch so scharf wie eh und je, aber sein Körper schien ausgetrocknet. Seine Haut war ledrig und hart, seine Gesichtszüge eingefallen und von dem Stress gezeichnet, seit Jahrzehnten eine lebende Legende zu sein. Grissoms dünner werdendes Haar war größtenteils weiß, und er bewegte sich so langsam und bedächtig wie eben ein alter Mensch, er ging sogar leicht gebeugt.
    Wenn sie ihn sich so vorstellte, fiel es ihr schwer, in ihm den großen Helden zu sehen, den die Medien und Geschichtsbücher aus ihm gemacht hatten. Kahlee wusste nicht, wie viel davon nur gespielt war, um andere auf Distanz zu halten. Ihr Vater hatte seinem Ruhm den Rücken gekehrt, unwillig als Symbol der Erde oder der Allianz zu dienen. Er hatte sich sogar geweigert, an der Einweihung der Jon-Grissom-Akademie teilzunehmen. Und während der letzten sieben Jahre hatte er Dutzende Einladungen vom Direktorium abgelehnt, die Akademie zu besichtigen. Und das trotz der Tatsache, dass sie den Planet umkreiste, auf dem er lebte.
    Vielleicht ist es am besten so, überlegte Kahlee. Soll die Öffentlichkeit ihn doch anders in Erinnerung behalten. Dieses Bild diente als besseres Symbol für Ideale und Mut als der misanthropische alte Bastard, der er geworden war. Außerdem hatte sie hier in der Akademie viel zu viel zu tun, um sich auch noch um ihren Vater zu kümmern.
    Sie schob die Gedanken an Grissom beiseite, als sie ihr Ziel erreichte. Dann klopfte sie an die geschlossene Tür.
    „Herein“, rief ein Junge unwillig. In einer Sekunde glitt die Tür auf. Nick lag mit dem Rücken auf dem Bett und starrte an die Decke. Er war zwölf, aber ziemlich klein für sein Alter. Trotzdem war da etwas an ihm – eine fast unterbewusste Aura der Arroganz und Grausamkeit –, die ihn eher als Täter denn als Opfer kennzeichnete.
    Kahlee trat ein und schloss die Tür hinter sich. Nick weigerte sich stur, zu ihr hinüberzusehen und ihre Anwesenheit wahrzunehmen. Sein Schulcomputer stand ausgeschaltet und unbenutzt auf dem kleinen Tisch in der Ecke des Raums. Es war offensichtlich, dass er schmollte.
    „Was ist los, Nick?“, fragte sie und setzte sich auf die Bettkante.
    „Hendel hat mir drei Wochen Arrest verpasst!“, erklärte er und setzte sich plötzlich auf. In seinem Gesicht spiegelten sich Wut und Entrüstung. „Er lässt mich nicht mal im Netz spielen!“
    Um die Schüler der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher