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Mars Live

Mars Live

Titel: Mars Live
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wir es nicht schaffen, welchen Sinn hat es dann – ihr wißt schon…« Fonda-Fox ließ seine Frage unausgesprochen. Bis jetzt hatte noch niemand die Worte Bass zurückzulassen ausgesprochen.
    »Haltet den Mund, ihr alle!« sagte Jeffries. Seine Stimme hatte eine neue und unerwartete Strenge. In 42,3 Minuten (Marszeit), gleich nach Sonnenuntergang, würde er der Zweite, nicht mehr der Dritte Offizier sein. »Laßt Sweeney reden.«
    »…eine ganz geringe Chance«, fuhr Sweeney fort, »denn die zehn Komma sieben Kilometer sind genau der Fehlerspielraum bei der Treibstoffberechnung. Sie kennen doch das alte NASA-Sprichwort: ›Eine ganz geringe Chance ist immer noch besser als gar keine Chance.‹ Ich fürchte, wenn sich alle sechs Passagiere an Bord befinden, ist auch die geringste Chance außerhalb des Bereichs des Möglichen, aber ohne… mit fünf Leuten könnte es vielleicht gutgehen.« Es widerstrebte ihm, die Worte ohne Bass zu verwenden. »Inzwischen sollten Sie den Checkoff in die Wege leiten, denn Delta V wird in weniger als einer Stunde stattfinden.«
    »Wir werden es schaffen!« flüsterte Greetings entschlossen. Dann trat die Ernüchterung ein, und sie fügte hinzu: »Ohne Bass.«
    Während Jeffries mit dem Checkoff der Kabine begann, blickten die anderen Passagiere schweigend über die Marsebene. Natascha Kirow und Bass spazierten Hand in Hand am Fuße der Dünen entlang. Fonda-Fox hatte in genügend Filmen mitgespielt, um diese Szene sehr gut zu kennen; er war dankbar (und überrascht über sich selbst, daß es so war), daß er diesmal keine Hauptrolle spielte.
     
    Sie schritten am Rand der Dünen entlang, machten kehrt, hielten inne, sahen nach oben, sahen nach unten. Blickten über die Hochebenen des Mars. Da sie sich über ihre Kopfhörer des Kommunikators unterhielten (wobei sie die anderen Reisenden mit aller Höflichkeit ausgeschaltete hatten), hätten sie dieselbe Unterhaltung auch einen halben Kilometer voneinander getrennt führen können; doch sie schritten dicht nebeneinander einher, als ob sie flüsterten.
    Ihre Schultern waren gestrafft. Seine waren nach vorn gebeugt. Ihre Hand tastete nach den Taschen ihres Anzugs. Seine fand einen Stein und schleuderte ihn über den roten Sand. Er staunte, wie weit er auf dem Mars werfen konnte. Der Stein wirbelte dreihundert Meter weit in dem Tal, durch das sie vor zehn Tagen geflogen waren, Staub auf wie ein Schuß. Die zu kleine Sonne versank hinter dem zu großen Olympus Mons, und ein Schatten senkte sich über die ganze Welt.
    Mit tolpatschigen Bewegungen, verursacht durch den Marsanzug, legte Bass den Arm um Natascha Kirows Schulter und drehte ihren Rücken in die Richtung des Schiffs.
    »Jetzt geht’s los!« sagte Greetings am Flugdeck.
    Jeffries machte sich daran, den Kreisel anzuwerfen, der zur Stabilisierung beim Abheben dienen sollte.
     
    »Dieses kleine Ding hier ist der Schalter für die Geschwindigkeit«, sagte Glamour. »Vergiß es. Mit diesem Schnickschnack wird das Licht eingestellt; vergiß es. Du wirst es nicht brauchen. Das kleine Ding mit dem S bedeuteten SENDEN. Mach dir keine Gedanken wegen einer kompakten Zusammenfassung, da ein entsprechendes Makro dafür sorgt. Das TD auf diesem kleinen Schalter bedeutet TACHYON DELAY. Eine neue Einrichtung, über die keine andere Kamera verfügt. Es nimmt eine trigonometrische Messung des Ziels vor und simuliert eine Aufnahme nach hinten, so daß man ein Bild von sich selbst bekommt, so wie es sich dem Gegenstand oder der Person bietet, den oder die man aufnahmen möchte. Dieser kleiner Schalter ist zum Sichern, dieser zum Speichern und der da zum Wiederholen. Man kann alles hier durch den Sucher einstellen.«
    »Noch zehn Minuten bis zum Start«, sagte Jeffries.
    Bass nickte ungeduldig; sein Blick wurde von der Ziolkowski, die in einiger Entfernung auf dem Sand stand, angezogen. Dampf quoll aus der Triebwerksöffnung, während sich die LOX-Leitungen füllten. Natascha Kirow befand sich bereits am Flugdeck, während die anderen noch auf den unteren Sprossen der Leiter waren.
    Fonda-Fox umarmte Bass flüchtig und wandte sich dann schnell ab. Jeffries beobachtete die Szene vom Fuß der Leiter aus und bewunderte die sparsame Art und Weise, mit der der Filmstar mit einer einzigen Bewegung sich nicht nur die einsame Träne des letzten Abschieds wegwischte, sondern gleichzeitig auch die feste Entschlossenheit darstellte, diese keinesfalls sehen zu lassen. Und das alles, so vermutete er, ohne daß
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