Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mars Live

Mars Live

Titel: Mars Live
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
spürte, wie der Rand des vorderen Tanks sanft, beinahe um Entschuldigung heischend, unter seinen Fingerspitzen wegglitt.
     
    Sweeney, der 14,8 Lichtminuten entfernt war, sollte es als letzter erfahren, wenn die Mary Poppins mit dem Berggipfel zusammenstieß. Beverly Glenn, die mit dem verängstigten Ahab auf dem Schoß im Pilotensitz angeschnallt saß, sollte es als erste erfahren. Während Natascha Kirow und die anderen Reisenden den Bildschirm vom Flugdeck der Ziolkowski aus beobachteten, klang ein lautes Klirren durch die Mary Poppins und löste Alarmsirenen aus – zunächst weit entfernt, dann immer näher kommend.
    »Ich habe es gespürt«, sagte Beverly Glenn. »Hört ihr die Sirenen? Was soll ich jetzt machen?«
    »Ich glaube, Sie haben ihn nur gestreift«, antwortete Natascha Kirow. »Sehen Sie die Reihe Schalter unter Ihrer Armlehne? Damit läßt sich die Alarmanlage ausschalten. Jetzt können wir nur warten, bis wir etwas von Sweeney hören. Er hat auf Notsteuerung geschaltet.« Sie wandte sich um und blickte hinter sich. »Inzwischen verschwinden Sie anderen alle von hier. Lassen Sie sich etwas einfallen, das Sie tun können.«
    Greetings, Fonda-Fox und Glamour ergriffen die Flucht.
    Das Fenster des Flugdecks der Ziolkowski deutete senkrecht nach oben, in den Himmel, doch Natascha Kirow blickte nach Süden, durch eine kleine Luke im ›Boden‹, in Richtung des Dünenfelds, und beobachtete die aufschlußreiche Staubwolke.
     
    Während der nächsten achtzehn Monate sah Jeffries es in seinen Alpträumen immer wieder und wieder geschehen. Die beiden Tanks schaukelten zurück zur hinteren Ladeklappe. Einer drehte sich wie verrückt um sich selbst und tanzte um den anderen herum, während dieser aus irgendeinem unerfindlichen Grund gelassen rutschte. Indem er sich mit einer Hand an Bass festhielt, hätte Jeffries mit der anderen beinahe den Rand der schaukelnden Tonne zu fassen bekommen, aber sie war zu schwer; er wußte, daß sie zu schwer war, und deshalb war er nicht überrascht, sondern nur unwillig, als er spürte, wie sie seinem Griff wieder entglitt. Dann schlug die rutschende Tonne mit Bass’ Handschuh oben drauf gegen die hintere Ladeklappe, öffnete sie so glatt wie mit einem Schlüssel, und rutschte über den Rand des ATV in den brodelnden, bodenlosen Nebel. Das letzte, das Jeffries davon sah, war Bass’ Handschuh, der ihm zum Abschied zuwinkte.
    »Zieh, Baby!« sagte Bass, als der rechte hintere Reifen griff und das hintere Wagenteil hoch kam. Als sie den Abgrund ein Stück hinter sich gelassen hatten, hielt er an, und während der Motor im Leerlauf weiterlief, sagte er: »Alles okay mit Ihnen, Pille? Haben wir etwas verloren?«
    Bass wußte bereits Bescheid. Er versuchte, den Blick nach hinten noch etwas hinauszuzögern.
     
    Was für ein großartiges Gefühl! dachte Beverly Glenn. Sie war auf der Brücke der Mary Poppins, bis auf die Unterwäsche ausgezogen, und folgte Natascha Kirows Anweisungen, indem sie die Schalter und Hebel bediente, die Sweeney Zugriff auf das primäre Monitorsystem des Schiffs gewährte. Der Bericht über den entstandenen Schaden war bereits eingegangen: nur der Schutzschild hatte den Berg gestreift, und weder das Nukleartriebwerk noch die kilometerlangen Lagekorrekturstreben des Schiffes waren in Mitleidenschaft gezogen worden. Der nächste Zusammenstoß würde entschieden weniger sanft verlaufen, doch laut Sweeney und Natascha Kirow würde es keinen nächsten Zusammenstoß geben. Innerhalb von drei Stunden sollte die Ziolkowski in den Orbit zurückgekehrt und die Mary Poppins auf dem Rückweg zur Erde sein.
    Sofern Jeffries und Bass es mit dem Treibstoff bis hierher schaffen, dachte Natascha Kirow. Sie behielt ihre Bedenken für sich und beobachtete Beverly Glenn beinahe neidisch, weil diese ihre Rolle so hervorragend spielte. Genau wie Fonda-Fox war BG eine ausreichend gute Schauspielerin, um den weiblichen Offizier irgendeiner Schiffsmannschaft darstellen zu können. Außerdem war sie schön. Es war erstaunlich, wie rasch man sich an die Behaarung im Gesicht einer Frau gewöhnte, besonders bei einem Filmstar.
    Die Sonne sank schnell. Wo, zum Teufel, blieben die beiden Männer nur? Ihnen blieben keine drei Stunden mehr, bis sich das Startfenster öffnete. Für den Fall, daß sie es nicht schaffen sollten, hatte Natascha Kirow bereits einen Entschluß gefaßt, was zu tun wäre, obwohl sie noch mit niemandem darüber gesprochen hatte. Ohne die letzten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher