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Mars Live

Mars Live

Titel: Mars Live
Autoren: authors_sort
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zweitausendvierhundert Liter verfügten sie nicht über genügend Treibstoff, um die Ziolkowski in den Orbit aufsteigen zu lassen, deshalb würde ihr die Entscheidung erspart bleiben, wen sie zurücklassen würden. Sie würde Sweeney und Beverly Glenn anweisen, die Mary Poppins zur Erde zurückzuführen – ohne sie.
    Sie hoffte um Beverly Glenns als auch um aller anderen willen, daß es nicht dazu kommen würde.
    Natascha Kirow meldete sich am Funkgerät ab, ging hinaus und stieg die Leiter hinunter, wo Glamour sich bereit machte, seinen letzten (so hoffte er) Sonnenuntergang auf dem Mars zu filmen. Greetings und Fonda-Fox saßen im Sand neben ihm. Fonda-Fox hatte herausgefunden, daß er seine Gesichtsmaske für ein paar Sekunden hochheben und die kalte Sodaluft des Mars einatmen konnte, wenn auch nur für ein paar Atemzüge. Er zeigte es Greetings, und sie (die alles probierte) probierte es ebenfalls.
    Auf diese Weise war sie die erste, die das schwache, entfernte Rumpeln hörte.
    »Seht nur!« Sie deutete hügelaufwärts zu den Dünen. Der Isuzu kam über die Kuppe und zog einen Dampfschweif in der eisigen Luft hinter sich her, wie eine Düsenmaschine. »Wieso können sie so schnell fahren?«
    »Weil sie nur einen Treibstofftank befördern«, sagte Glamour, der durch die Zoomlinse des Demogorgon spähte.

 
9
     
    Der Sonnenuntergang auf dem Mars verläuft so plötzlich, wie sich der Sonnenaufgang träge vollzieht: die dünnen Zirruswölkchen, die am späten Nachmittag hoch über den Valles Marineris schweben, sind im einen Augenblick weiß und im nächsten rosafarben, während sich um sie herum der Himmel verdunkelt wie trocknende Farbe. Die Sonne jagt auf den Horizont zu, ganz Feuer. Der Wind flaut ab, und wenn der Wind auf dem Mars abflaut, hinterläßt er eine Leere, die sich anfühlt wie des Vakuum, dem sie sehr nahekommt.
    Im Laufe von zwanzig Jahren Arbeit vor Ort hatte Glamour erkannt, daß man eine Gegend erst beim Verlassen zum ersten Mal richtig wahrnahm. Der Kitzel des Neuen hatte sich gelegt, und die schwache Färbung des Bedauerns fing an den Kanten an zu bluten. Vielleicht funktioniert die Erinnerung ebenso nach vorn wie zurück; vielleicht gewöhnten sich seine Augen allmählich an das gedämpfte Marslicht; vielleicht war die Sonne an diesem Tag strahlender, die wenigen Wolken höher oder die Luft klarer als sonst; doch was immer der Grund sein mochte, als an diesem letzten Tag (Marszeit) die Sonne unterging, ging ein Strahlen und eine Präzision von dem Licht aus, wie sie Glamour nie zuvor gesehen hatte. Die Schatten des späten Nachmittags, die die Reisenden und ihr Schiff auf den Sand warfen, waren Marsschatten, zarter als die Schatten der Erde, geheimnisvoller in ihren Formen und weniger eindeutig in ihren Umrissen.
    Sowohl der Luftdruck als auch die Temperatur fielen: Glamours Dicktracy zeigte 95 Millibar. Er hatte die Fingerspitzen seines rechten Handschuhs abgeschnitten, damit er die Feineinstellung des Demogorgon bedienen konnte, und jetzt spürte er das Brennen. Es wurde allmählich Zeit, von hier zu verschwinden.
    Im Westen senkte sich die Sonne über der Tharsis-Ebene. Eine dünne Wolkengischt fegte vom Gipfel des Olympus Mons, der sich über den glatten Horizont des Mars erhob wie ein zweiter Planet; seine steilen unteren Hänge waren verborgen.
    Fonda-Fox und Greetings waren auf den Dünen über dem Schiff und gingen Hand in Hand spazieren. Nachdem er ihre langgestreckten Schatten vom hohen Flugdeck der Ziolkowski aus aufgenommen hatte, senkte Glamour die Kamera zu ihren Silhouetten, die sich gegen den geröteten Himmel dieses letzten Sonnenuntergangs auf dem Mars abzeichneten.
    Natascha Kirow und Bass waren unter dem Schiff und arbeiteten an dem Triebwerk, wobei sie sich stritten. Glamour brauchte sich nicht zu fragen, worüber sie stritten; er wußte Bescheid. Sie alle wußten Bescheid.
     
    »Diesen Trick habe ich von einem alten, tollkühnen NASA-Hecht in Huntsville gelernt«, sagte Bass. Mit der nadelspitzen Klemmzange aus seinem Wüstenplanet-Werkzeugkasten drückte er jede zweite der 218 5/16-Zoll-Kühlleitungen der F-1 zu.
    »Leck mich!« sagte Natascha Kirow.
    »Auf diese Weise zweigen wir die Hälfte des LOX ab, das eigentlich das Triebwerk kühlen sollte, und leiten es um eine Schleife früher zu den Einspritzöffnungen«, erklärte Bass.
    »Scher dich zum Teufel!« sagte Natascha Kirow.
    »Das ist genauso, wie wenn man einen Vorverdichter einbaut, und wie jeder
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