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Marlon, die Nummer 10

Marlon, die Nummer 10

Titel: Marlon, die Nummer 10
Autoren: Joachim Masannek
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spielen wollten. Wir lachten und watschelten über den Rasen. Wir schlugen Purzelbäume, wenn uns die dritte Wasserbombe ausknockte und wir hatten dabei einen Mordsspaß. Denn auch, wenn Ribaldo und ich die ersten beiden Male noch scheiterten, hörten wir doch diesen Ton. Den Klang, der uns die Sicherheit gab und das Wissen, was um uns herum und in den nächsten Sekunden passierte. Ja, und beim dritten Mal dann wurde der Klang zur Musik. Die Slalombesen und die Schrubber, die Wasserbomben und der Ball vor unseren Füßen, sie bekamen alle ihren eigenen Ton. Es war so, als würden wir sehen. Uns konnte nichts mehr passieren und deshalb liefen wir beide gleich dreimal hintereinander und fehlerfrei durch den Parcours. Wir liefen und liefen. Es war wie ein Traum, den man am hellichten Tag mit offenen Augen träumt und gleichzeitig wahr werden sieht, und wir wären bestimmt noch weiter gelaufen, hätte da nicht jemand geklatscht.

    Wir hielten an. Wir nahmen die Tücher von unseren Augen, und als die Wasserbomben dann doch noch auf unsere Clownsnasen platschten, lachten wir mit den anderen mit. Denn um uns herum standen die Wilden Fußballkerle und Willi, und die hatten alles gesehen.

Traumspiel
    Am nächsten Nachmittag fiel das Training im Teufelstopf aus. Der Wilde Pulk raste aus der Stadt und allen voran hüpfte und pupste und knatterte das Mofa von Willi. Doch das war auch das einzige Geräusch, das man im Grünwalder Forst hörte. Wir sprachen kein Wort. Wir fuhren nach Unterhaching. Dort fand das Freundschaftsspiel statt, das bis vor zwei Wochen noch Giacomo Ribaldos Abschiedsspiel werden sollte. Ja, und das konnte es immer noch werden. Krumpelkrautrüben! Heute ging es um alles. Wenn Giacomo Ribaldo heute genauso spielen würde, wie er gestern durch den Parcours getanzt war, dann würde er die Probezeit beim FC Bayern akzeptieren. Das hatte er mir versprochen. Dann blieb Rocce bei uns. Doch wenn er heute versagte, dann würde er gehen. Das hatte er genau so gesagt und dann ging auch Rocce. Verflixt! Und in dem Moment dachte ich an meine Mutter, wie sie im Krankenhaus an meinem Bett saß und wie sie mir prophezeite, sie würde aus den Wilde Fußballkerle -Trikots Putzlappen nähen.
    So liefen wir ins Stadion und so nahmen wir auf der Tribüne hinter der Bayern -Bank Platz. Rocce saß neben mir. Er schaute mich an.
    „Meinst du, er schafft es?“, fragte er mich.
    „Ich weiß nicht!“, antwortete ich und hoffte, dass Rocce nicht merkte, wie ernst sein Vater jetzt war.
    Von der Clownsglatze und der Clownsnase von gestern war nichts mehr zu sehen. „Nein. Er schafft’s nicht!“, schoss es mir durch den Kopf, da zwinkerte mir Ribaldo urplötzlich zu. Er grinste mich an und dann malte er sich mit einem Lippenstift blitzschnell einen roten Klecks ins Gesicht: direkt auf die Spitze der Nase.
    „Nein! Er schafft’s doch!“, schrie ich und sprang auf.
    Ja, und dann ging das Spiel auch schon los. Die Bayern begannen im Sturm. Sie berannten den Hachinger Kasten. Sie flankten und passten den Ball in den Strafraum hinein und dort lauerte ein Ribaldo, der so heiß war wie die heißeste Feuerameise und so gefährlich wie ein Jaguar und ein Piranha zusammen. Er brannte lichterloh, so wie seit Monaten nicht mehr. Er lief durch die Gegner wie durch die Slalombesen hindurch und deren Abwehrversuche kamen wie die Wasserbomben immer zu spät.
    Ein Copacabanasalsa- und Tangotrick folgte dem andern und als Giacomo Ribaldo Leons Saltomortalefallrückzieher, Fabis Hastalavistaturbodampfhammervolley und Felix’ Torpedotiefflugkopfballtor noch übertraf, stand es zur Halbzeit drei zu null für die Bayern .
    Doch nach der Pause lief Rocces Vater nicht auf den Platz. Er rannte zu seinem Trainer. Er bat ihn um etwas, er diskutierte mit ihm und als Ottmar Hitzfeld die Bitte ablehnte, wurde Ribaldo wütend und böse.
    „Nur wegen ihm bin ich wieder so gut! Nur wegen ihm!“ Das war alles, was ich verstand, und schließlich wollte Giacomo gehen. Er wollte schon in die Kabine zurück. Da kam ihm Michael Ballack zu Hilfe. Er war heute der Kapitän und in dieser Funktion sprach er jetzt mit dem Trainer. Er bat ihn und lachte und schließlich willigte Hitzfeld kopfschüttelnd ein. Kopfschüttelnd ging er zum Hachinger Trainer und der schaute sich kopfschüttelnd zu mir um. Ja, er schaute zu mir auf die Tribüne. Dann nickte er und Ottmar Hitzfeld rief mich zu sich.
    „Giacomo hat mich darum gebeten, dass du mitspielen darfst“, erklärte
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