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Marlon, die Nummer 10

Marlon, die Nummer 10

Titel: Marlon, die Nummer 10
Autoren: Joachim Masannek
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er in die Türkei, um noch ein bisschen Geld und Karriere zu machen. Und Rocce ging mit!
    Ja, Krumpelkrautrüben! Und auch ich hatte meine Intuition nicht mehr wiedergefunden. Sie lag immer noch irgendwo in der Eiswüste rum. Und ohne sie und ohne Rocce würden wir ein Spiel nach dem andern verlieren. Deniz und Jojo würden ihren Schwur brechen. Sie würden ihre Piratenschatzkarten-Spielerverträge verbrennen und am Ende erschien überhaupt kein Wilder Fußballkerl mehr. Ich saß dann allein im Baumhaus, auf Camelot II, und das stürzte wie im Kampf gegen Wilson „Gonzo” Gonzales, den blassen Vampir, und seine Flammenmützen ein zweites Mal ein.
    Krapfenkrätze und Gurkennase! Und dann begann alles wieder von vorn. Die Wilden tanzten um mich herum. Sie wollten mich häuten. Rocce ging in die Türkei, Deniz verbrannte seinen Piratenschatzkarten-Spielervertrag und Camelot II stürzte ein.
    Dann schlief ich ein. Ich fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf, so tief, dass ich die Kieselsteine beinah nicht hörte. Dreimal plockte es gegen das Fenster. Dreimal! Das bedeutete Teufelstopf , der Hexenkessel aller Hexenkessel, das Stadion der Wilden Fußballkerle e.W. Ich sprang aus dem Bett. Ich stürzte aus meinem Zimmer, ich vergaß, meinen Bruder zu wecken und ich vergaß sogar, dass ich nur meinen Schlafanzug trug. So wie ich war raste ich auf meinem Fahrrad quer durch die Stadt und auf dem Sprinthügel vor dem Teufelstopf brüllte ich: „Rocce! Ich komme!“
    Doch mein bester Freund war nicht da. Stattdessen stand ein Mann auf dem Platz und der trug, genau wie ich, einen Schlafanzug.
    „Hallo, Marlon!“, begrüßte mich Giacomo Ribaldo und grinste mich an. „Ich hab gedacht, bevor wir nicht schlafen können, versuchen wir’s einfach noch mal. Hier!“ Er warf mir den Ball zu. „Du fängst dieses Mal an.“
    „Wie bitte?“, stammelte ich. „Aber das geht nicht. Wir brauchen die andern. Sie müssen die Luftballons werfen. Ohne die Wasserbomben funktioniert der Test nicht.“

    „Doch!“, antwortete Rocces Vater und zeigte auf den Parcours. Er hatte Wäscheleinen über die Slalombesen und die Slalomschrubber gespannt und an denen hingen die Wasserbomben an langen Schnüren wie Pendel.
    „Siehst du, es ist alles da!“, sagte er.
    „Und wenn wir es wieder nicht schaffen?“, fragte ich ihn und der Große Ribaldo schluckte.
    „Ja dann“, antwortete er und machte eine verflixt lange Pause.
    Ich hörte, wie Deniz’ Piratenschatzkarten-Spielervertrag in Flammen aufging und ich saß wieder auf Camelot II. Da zuckte Rocces Vater die Achseln. „Was macht das für einen Unterschied?“, fragte er mich. „Ich denke, wir haben nichts zu verlieren.“
    Dann lächelte er.
    „Und ich hab auch kapiert, was wir falsch gemacht haben, Marlon. Wir waren einfach zu ernst. Deshalb hab ich das mitgebracht! Das könnte uns helfen.“
    Rocces Vater zog eine Clownsglatze und eine Clownsnase aus der Tasche hervor und reichte mir beides. „Findest du nicht, dass das gut zu deinem Schlafanzug passt?“
    Ich wich misstrauisch ein paar Schritte zurück.
    „Ist das Ihr Ernst?“, fuhr ich ihn an.
    „Nein“, schüttelte Ribaldo den Kopf. „Nein, ganz im Gegenteil, Marlon! Genau diesen Ernst will ich vernichten.“
    Ich zögerte noch.
    „Marlon! Denk an das Pippi-Langstrumpf-Kostüm! Das hat dir doch auch geholfen!“
    „Ja, aber ...“, stammelte ich. „Das war wegen der Schrecklichen Berta.“
    „Ja, ja, ich weiß!“, ließ Ribaldo nicht locker. „Aber so eine Schreckliche Berta sitzt zur Zeit auch bei uns im Bauch. Verstehst du? Sie rennt in dir rum und erzählt dir jede Minute: ,Die Intuition fällt heute aus. Es wird sie nie wieder geben!‘
    Ich zuckte erschrocken zusammen. So etwas hatte ich doch schon mal gefühlt und gedacht, doch Rocces Vater grinste mich an.
    „Aber heute packen wir uns diese Berta und treiben sie aus uns heraus.“
    Er griff in die Tasche, kramte eine zweite Clownsgarnitur heraus, setzte sie auf und watschelte wie ein Zirkusclown um mich herum.
    „Wir packen sie, wir knebeln sie und wir ziehen ihr ihre Socken über die Ohren und knoten sie zu.“
    Jetzt musste ich lachen. Verflixt noch mal, jetzt ging es mir gut! Ich hatte es endlich kapiert. Ich setzte meine Clownsmaske auf. Rocces Vater verband mir die Augen. Er setzte die Wasserbombenpendel an der Wäscheleine in Bewegung und dann ging es los.
    Abwechselnd liefen wir durch den Parcours. Wir fühlten uns wie zwei Clowns, die blinde Kuh
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