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Marlon, die Nummer 10

Marlon, die Nummer 10

Titel: Marlon, die Nummer 10
Autoren: Joachim Masannek
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er mir. „Er will sich bei dir bedanken.“
    „Ich?“, stammelte ich. „Ich. Aber das geht nicht. Ich hab doch noch nicht mal ein Trikot.“
    „Und ob du das hast!“, lachte Michael Ballack, zog sein Trikot aus und reichte es mir.
    Ich konnte es einfach nicht glauben. Alle meine Freunde waren aufgesprungen und hingen am Zaun, der die Tribüne vom Spielfeld trennte. Selbst Willi kletterte jetzt am Gitter hoch.
    „Verfluchte Hacke! Marlon! Worauf wartest du noch?“, rief er mir zu und da schlüpfte ich in das Hemd.
    Ich rannte auf den Platz, doch dort merkte ich plötzlich, wie groß Michael Ballack und die anderen waren. Sein Trikot reichte mir bis zu den Waden und seine Rückennummer baumelte mir bis über dem Po. Ich schämte mich plötzlich, ich wollte runter vom Platz, doch da pfiff der Schiedsrichter das Spiel wieder an.

    Die Unterhachinger hatten Anstoß. Der Rechtsaußen spielte den Ball zu seinem Mittelfeldregisseur und der passte ihn weit und hoch in die Spitze. Doch da, wo er die Hachinger Spitze vermutete, stand zufällig ich – und egal, wo mir die Rückennummer jetzt baumelte: Ich sah den Ball. Er flog direkt auf mich zu und mit dem nächsten Herzschlag flossen alle Geräusche der Welt zusammen. Sie wurden zu einem tiefen und kräftigen, immer lauter werdenden Ton. Meine Gedanken verschwanden. Ich trat einfach an. Drei kraftvolle, entschlossene Schritte. Ich flog dem Leder entgegen. Ich surfte auf dem Ton wie auf einer mächtigen Welle. Dann holte ich Schwung. Mit dem linken Bein schraubte ich mich hoch in die Luft. Mein Kopf schwebte wie ein Satellit über dem Feld. Ich sah jeden Bayern -Spieler, der auf dem Platz stand. Ich spürte jeden Zentimeter des Rasens und mit diesem Wissen zog ich jetzt ab. Mein rechtes Bein sauste nach vorn. Der Scherenschlag war perfekt und genauso satt und perfekt war das Geräusch, mit dem mein Spann auf den Ball traf.
    „KAHH-DUMMMPFFFF!“, hallte es über das Feld und ließ jeden in der Bewegung erstarren.
    „Ratz-fatz! Seht doch!“, raunte Joschka und klammerte sich an das Gitter des Zauns. „Er fliegt den Zauberbesenflugbogen!“
    „Ja!“, lachte Raban, der Held. Dabei waren seine Coca-Cola-Glas-Brillengläser vor Nervosität so beschlagen, dass er höchstens zwanzig Zentimeter weit sah. „Beim Fußballderwisch von Ostokinawa! Genauso hat Marlon gegen 1906 das Siegestor geschossen.“
    „Ja, und gegen Solln hat er mich so auf die Reise geschickt! Beim Santa Panther im Raubkatzenhimmel!“, rief Rocce. „Seht ihr, was mein Vater da macht!?“
    Natürlich sahen sie das und ich sah es auch. Und Giacomo Ribaldo sah noch was anderes. Er sah, dass sich der Ball langsam drehte. Ich hatte ihn angeschnitten. Krumpelkrautrüben- und krapfenkrätziger Schlitzohrenpirat! Der Vater war wie der Sohn. Wir verstanden uns prächtig. Giacomo Ribaldo stieg hoch. Wie ein Senkrechtstarter schoss er in den Himmel hinauf und lupfte den Ball mit einem copacabanischen Besenschrank-Briefmarken-Fallrückzieher ins Spielfeld zurück.

    Ja, und den Rest kennt ihr ja schon. Ich nahm die Tarnkappe ab, tauchte am Sechzehner auf, schoss den Ball gegen den Lauf des Hachinger Keepers und während die Musik in einem Geigen- und Fanfarencrescendo explodierte, beförderte Giacomo Ribaldo den Ball mit einem Breakdancer-Schuss satt und dumpf ins Hachinger Netz.
    Danach war es still. Feierlich still. So still, dass die Zeit stehen blieb und sich niemand bewegte. Nur Rocces Vater und ich liefen Arm in Arm über den Platz und plötzlich wusste ich es: Jetzt kann die Fußball-Weltmeisterschaft und die Meisterschaft kommen. Jetzt brauchen wir uns vor nichts mehr zu fürchten. Denn jetzt bleibt Rocce bei uns und ich bin zurückgekehrt. Ja, ich, Marlon, die Nummer 10, die Intuition. Ich habe die Eiswüste endlich verlassen. Ich bin wieder da: Ich bin im Wilde Kerle -Land und das werde ich bestimmt nie mehr verlassen.

     

 
 
 

Die Wilden Fußballkerle stellen sich vor

Leon , der Slalomdribbler, Torjäger und Blitzpasstorvorbereiter
Mittelstürmer
    Leon ist der Anführer der Wilden Kerle . Er schießt Tore wie einstmals Gerd Müller oder er bereitet sie in atemberaubenden Überraschungsblitzpässen vor. Spezialität: Fallrückzieher. Er hat vor nichts Angst und er will immer nur eins: gewinnen. Doch seine Loyalität zu den Wilden Kerlen und besonders zu Fabi, seinem besten Freund, ist noch stärker als sein Siegeswille.

Fabi , der schnellste Rechtsaußen der Welt
Rechtsaußen
    Fabi ist
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