Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition)

Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition)

Titel: Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition)
Autoren: Markus Majowski
Vom Netzwerk:
Jacken zu Behältnissen umfunktioniert. Wir kommen ins Gespräch. Die Jugendlichen dürfen ein Foto mit mir machen. Sie fragen mich nach meinem Erfolg, nach Geld und den Chancen im Leben, und sie wollen wissen, wie ich das alles packe. Ich erzähle ihnen, dass ich morgens und abends bete. Sie sind überrascht, lachen verlegen. Dann sagt plötzliche einer von ihnen: „Klar, Markus betet! Er sagt wahrscheinlich Danke dafür, dass es ihm so gut geht.“ „Richtig!“, antworte ich, „das bringt es auf den Punkt. Und alles fing mal ganz klein an, wie bei einem Tellerwäscher.“ Ich berichte von meiner Arbeit in der Gastronomie als Student, von den kleinen Theatern, an denen ich gespielt habe, und dem Auf und Ab im Beruf eines Schauspielers. „Ich habe mich einfach für jeden Schritt bedankt, den es vorwärtsging.“ Die Jugendlichen verstehen das und scheinen nachzudenken. Wir laufen gemeinsam zum Bus, fahren mit der dankbaren Omi ein paar Stationen.
    Unser kleines Grüppchen bringt ihr die Sachen bis vor die Wohnungstür. Ich bin begeistert von der Dynamik, die sich aus einer rollenden Apfelsine entwickelt hat: eine schöne Mischung aus Autogrammstunde und gutem Miteinander. Okay, helfen macht Spaß. Nicht nur mir, wie man sieht. Und die Jugend kann sehr vorbildlich sein – nicht nur in Berlin! Zum Abschied reimt die alte Dame ein Dankeschön, und ich werde an einen Text meiner Großmutter erinnert, die auch gerne reimte:
    „Der Berliner, bekannt für Schnauze mit Herz,
    Ist freundlich und hilfsbereit,
    Macht gerne mal einen Scherz.
    Will er einmal seine Stadt von oben besehen,
    Braucht er nur auf den Funkturm zu gehen.
    Auch ich fahre bald mal wieder hin –
    Denn ich hab ja noch einen Koffer in Berlin!“
    Traditionen sind für mich die Voraussetzungen für Wandlung. Ohne die Kenntnis alter Werte kann keine Veränderung stattfinden. Ich ziehe Kraft aus der Rückbesinnung auf meine Ahnen. Erzählungen von „damals“, das Betrachten von Kunst und Fotografien aus der alten Zeit beleben die Harmonie meiner Familie. Auch das gemeinsame Musizieren und das Austauschen von Fantasien sind wertvoll. Wir haben einige Male erlebt, wie hilfreich Rollenspiele im Familienkreis sind, wenn zum Beispiel eine Diskussion zwischen Vater, Mutter und Kind im Raum steht. Einer aus der Familie wirft dann eine Idee als Ball in die Runde. Die anderen fangen den Ball auf, und dann wird gespielt. Das versuchen wir jetzt öfter. Am lustigsten ist Barbara, wenn sie die Rolle von Julius übernimmt. Als Mutter erlebt sie unseren Sohn häufiger in den typischen „Schmollmomenten“. Sie ahmt ihn nicht nach, sondern benutzt das Werkzeug des Schmollens oder der Verweigerung auf ihre ganz eigene Weise. Vater und Sohn sind dann sehr beeindruckt. Julius in meiner Rolle und ich in der von Barbara. Barbara kann uns in der Rolle als Julius auch ganz hervorragend zum Lachen bringen. Sie macht alles, wie und wann sie es will, freut sich dabei wie Bolle und wir liegen am Boden. Wenn wir später darüber reden, ist das Ganze gleich doppelt so befreiend. Als Familie fragen wir uns manchmal gegenseitig: „Welche Uroma und welcher Uropa haben von wann bis wann gelebt, und was haben sie beruflich gemacht? Was waren ihre persönlichen Eigenschaften?“ Julius regt die Erinnerung an seine Vorfahren an, seine Eigenschaften bewusster zu erleben. Eine gute Übung auch schon zu Lebzeiten der Großeltern. Kinder, die ohne Geschichten aus der Vergangenheit ihrer Familie aufwachsen oder aufwachsen müssen, haben es wesentlich schwerer, einen Halt im Leben zu finden, denn ähnlich wie unsere Eltern sind die Geschichten unserer Familien Wurzeln, die uns zeigen, wer wir sind und wo wir hingehören.
    Mir wurde ein Wunder geschenkt: Lehrer mit Talent für gute Geschichten und einer faszinierenden Ausstrahlung! Ich empfand die Welt als eine echte Herausforderung. Eigentlich sollte ich mit einer Realschulempfehlung in den nächsten Lebensabschnitt starten, aber meine Eltern wagten einen IQ-Test, und – schwupp – schon war ich an einem sportlich-musischen Gymnasium gelandet. „Nimm dieses Wunder und arbeite!“, sagte mein Lateinlehrer zu mir. Er hat mir geholfen, die Herausforderung anzunehmen. Herr Sch. kam aus Franken. Ein großartiger Mentor! Mit das Erste, was er uns erklärte, war der Begriff der „selbstverständlichen Autorität“. Er sagte ganz offen, dass er ziemlich fies werden könne, wenn ihm jemand seine Freude am Unterrichten kaputtmachen wolle. Er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher